Doch kein Problem mit der Klimaerwärmung?

Nach einer Studie nehmen die irdischen Ökosysteme trotz ansteigender CO2-Emissionen seit über 100 Jahren weiterhin konstant 40 Prozent auf

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Eine neue Studie liefert Futter für Klimaskeptiker. Nach ihr scheint die Erde mehr CO2-Emissionen aus der Luft aufzunehmen, als man bislang gedacht hat. Das könnte die Katastrophenszenarien, die vom UN-Klimarat aufgebaut wurden, um etwa mit der 2-Grad-Schwelle ein rasches Handeln zur Reduzierung der Emissionen zu erzwingen, in ihrer Aussagekraft schwächen. Bislang sind nur 40 Prozent der von Menschen verursachten CO2-Emissionen in der Atmosphäre geblieben, der Rest wurde von den Organismen im Meer und auf dem Land aufgenommen, was eine zusätzliche Klimaerwärmung verhindert hat.

In seiner Studie, die in den Geophysical Research Letters erschienen ist, stellte Wolfgang Knorr fest, dass das Verhältnis zwischen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und dem Anteil, der von den Böden und Gewässern aufgenommen wurde, mit einer Schwankung von 0,7 +/- 1,4% pro Jahrzehnt seit 1850 etwa gleich geblieben ist - obgleich die CO2-Emissionen seitdem von 2 Milliarden jährlich auf nun 35 Milliarden Tonnen angestiegen sind. Danach hätten die Ökosysteme entweder eine sehr viel größere Kapazität zur CO2-Speicherung, als man bislang angenommen hat, oder sie haben sich parallel zur steigenden Belastung verändert.

Knorr versucht damit Behauptungen von anderen Klimatologen zu widerlegen, die nahelegen, dass weniger CO2 von Wasser und Land aufgenommen wird und damit die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre weiter ansteigen. Diese hätten beispielsweise nicht Veränderungen der Landnutzung und Messdaten vor den 1950er Jahren berücksichtigt. Zwar beruhen Knorrs Berechnungen auf Messungen und statistischen Daten sowie Daten aus Eiskernanalysen, gleichwohl kommen auch sie nicht ohne Hypothesen und Annahmen aus.

Auch die Klimaziele, die beim UN-Gipfel in Kopenhagen verhandelt werden sollen, basieren darauf, dass die irdischen Ökosysteme ohne Zutun der Menschen beispielsweise durch Geoengineering-Projekte weiterhin eine bestimmte Menge der in die Atmosphäre abgegebenen CO2-Emissionen aufnehmen. Würde diese Menge sinken, würde die Klimaerwärmung schneller voranschreiten. Knorr will mit seiner Analyse aber keine Entwarnung geben, schließlich ist bislang neben Unsicherheiten in der Datenlage nicht bekannt, warum die relative CO2-Aufnahme bislang konstant geblieben zu sein scheint. Knorr weist auf zahlreiche Ungewissheiten hin, vor allem auf die Unsicherheiten über die Emissionen, die von der Landnutzung verursacht werden. Dabei herrscht hier offenbar große Unsicherheit. Möglicherweise wurden die Emissionen durch veränderte Landnutzung, in dem Fall durch Entwaldung, zwischen 18 und 75 Prozent überschätzt.