Kolumbien verlegt Truppen an venezolanische Grenze

Nach dem Präsidenten Chavez ist eine US-Drohne aus Kolumbien in den venezolanischen Luftraum eingedrungen

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Die Spannungen zwischen Kolumbien und Venezuela nehmen zu. Das kolumbianische Militär hat Luftstreitkräfte an die Grenze zu Venezuela verlegt. General Óscar González begründete dies damit, dass es offene Stellen angesichts einer möglichen militärischen Aggression gebe. Zwar wurden auch weitere Brigaden im Inneren des Landes verlegt, um offiziell und erstmals dezentralisiert gegen Rebellen und Drogenhändler zu kämpfen, aber man müsse sich auch gegen Angriffe aus dem Ausland schützen.

Erst letzte Woche hatten die kolumbianischen Guerillagruppen FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) und ELN (Ejército de Liberación Nacional) ihre Vereinigung bekannt gegeben, um gegen die Uribe-Regierung und den "amerikanischen Imperialismus" zu kämpfen. Als Begründung dient, dass Uribe mit dem Pentagon in einem Geheimabkommen vereinbart hat, US-Stützpunkte im Land einzurichten, was zu großer Kritik bei allen benachbarten Ländern geführt hat (Kriegsgetrommel in Südamerika). Zusammen sollen die beiden Gruppen um die 14.000 Kämpfer haben. Das kolumbianische Militär zweifelt die Vereinigung allerdings an, weil die beiden Guerillagruppen unterschiedliche Interessen durch den Drogenhandel hätten.

Der Verteidigungsminister Gabriel Silva will hingegen darin eine Schwäche der Guerillagruppen sehen. Sie würden sich zusammenschließen, um den "finalen Angriff" abwehren zu können. Silva geht davon aus, dass die FARC früher oder später kollabiert, die Situation des ELN sei noch schlechter. Auf die Frage, warum man noch die militärische Unterstützung der USA benötige, wenn die Guerillagruppen kaum mehr eine Bedrohung darstellen, erklärte Silva, dass die Terroristen mit den Drogenhändlern gemeinsame Sache machen und vor allem an den Grenzen operieren würden. Zur Bekämpfung seien US-Stützpunkte notwendig, weil Kolumbien nicht über die notwendigen technischen Mittel verfügen. Das US-Militär habe in Kolumbien aber keine "offensiven Kapazitäten".

Silva wies überdies darauf hin, dass die "exzessiven" Waffenkäufe Venezuelas und die Äußerungen des venezolanischen Präsidenten Chavez als strategische Bedrohung betrachtet werden müssten. Das Risiko eines militärischen Konflikts habe zugenommen. Silva wirft Venezuela erneut vor, mit den Guerillagruppen zu kooperieren und Guerillaführer Unterschlupf zu gewähren.

Der venezolanische Präsident wiederum sieht Kolumbien als Aggressor. Am Sonntag sagte Chavez, dass vor einigen Tagen eine ferngesteuerte Drohne aus Kolumbien in den venezolanischen Luftraum eingedrungen sei. Dabei handele es sich um eine US-Drohne, erklärte Chavez und gab bekannt, dass er den Befehl erteilt habe, künftig die Flugzeuge abzuschießen.

Venezuela werde, so sagte Chavez, kein Land angreifen, aber auch nicht mit verschränkten Armen dastehen, sollte es selbst angegriffen werden. Chavez unterstellt, dass die US-Regierung von Kolumbien und der Karibik aus einen Angriff auf Venezuela vorbereiten würden. Die Verlegung der kolumbianischen Luftwaffeneinheiten an die Grenze zu Venezuela sieht er in diesem Kontext. Man gewähre keinen Guerillaführern Unterschlupf, versicherte Chavez und sagte, dass Kolumbien einen Angriff vorbereite und so aussehen lassen wolle, als habe Venezuela begonnen.