Es ist tödlich, zu lange vor dem Fernseh- oder Computerbildschirm zu sitzen

Eine australische Langzeitstudie macht auf die offenbar erheblichen Risiken der sesshaften Lebensweise aufmerksam

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Wir haben es schon immer gewusst: Fernsehschauen macht nicht nur doof, lahm und passiv (Fernsehen macht träge und dumm), es verkürzt auch das Leben. Das jedenfalls berichten australische Wissenschaftler vom Baker IDI Heart and Diabetes Institute in Victoria in ihrem Artikel, der in der von der American Heart Association herausgegebenen Zeitschrift Circulation erschienen ist.

Für ihre Langzeitstudie untersuchten die Wissenschaftler unter Leitung von David Dunstan, dem Direktor des Physical Activity Laboratory, den Lebensstil sowie Cholesterin- und Blutzuckerwerte von 4.954 Frauen und 3.846 Männern im Alter von über 25 Jahren von 1999 bis 2006 und fanden dabei heraus, dass jede zusätzliche Stunde vor dem Fernseher das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, um 18 Prozent erhöht. Aber Fernsehen geht nicht nur ans Herz und auf den Kreislauf, die Wissenschaftler sehen mit jeder Stunde TV-Konsum auch das Todesrisiko insgesamt um 11 Prozent steigen, das Todesrisiko für Krebs steigt um 9 Prozent. Personen, die bereits an Herz-Kreislauferkrankungen litten, wurden von der Studie ausgeschlossen.

Im Vergleich mit Menschen, die täglich weniger als 2 Stunden vor dem Fernsehbildschirm verbringen, haben die Vielschauer, die 4 Stunden und länger täglich glotzen, ein um 46 Prozent erhöhtes allgemeines Sterberisiko, das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, ist gar um 80 Prozent erhöht. Das treffe unabhängig von anderen Risiken wie Rauchen, Bluthochdruck, hohe Cholesterin-Werte, ungesunde Ernährung, Buchumfang und Freizeitsportaktivitäten zu.

Fernsehen scheint also an sich eine tödliche Waffe zu sein, in Deutschland unter anderem auch mit Steuergeldern finanziert. Offenbar nutzen zu wenige Menschen das Fernsehen, um an ihren Fitnessgeräten zu üben. Vielleicht sollte eine fürsorgliche Regierung auch Fernseher fördern oder durchsetzen, die nur laufen, wenn der/die Zuschauer durch körperliche Aktivität für die notwendige Energie sorgen.

Allerdings räumen die Wissenschaftler ein, dass die Studie sich auf den Fernsehkonsum konzentriert habe, dass die Ergebnisse aber weit darüber hinausgehen und allgemein die Gefahren der sesshaften Lebensweise betreffen. Auch wer stundenlang an einem Schreibtisch oder vor dem Computer sitzt und sich wenig bewegt (Erster Fall von e-Thrombose), dürfte demselben Risiko ausgesetzt sein, vermuten die Wissenschaftler. Keineswegs eine neue Einsicht: Vom homo sedens und anderen Mißbildungen oder Bei der Mediengeneration nimmt die körperliche Fitness drastisch ab.

Eigentlich sei der Körper auf Bewegung ausgerichtet, meint Dunstan, aber viele der Aktivitäten, die früher erfordert hätten, aufzustehen und sich zu bewegen, seien nun auch im Sitzen auszuführen: "Technische, soziale und wirtschaftliche Veränderungen haben dazu geführt, dass die Menschen nicht mehr so viel wie früher ihre Muskeln benutzen." Als Folge sinke der Energieverbrauch: "Viele Menschen wechseln täglich nur von einem Sitz zu einem anderen – vom Sitz im Auto zum Stuhl im Büro zum Sessel vor dem Fernseher." Ein normales Gewicht schütze nicht, wenn man lange sitzt, dann würde sich das ungünstig auf Zucker- und Fettwerte im Blut auswirken. Angeboten wird das übliche Programm. Man soll vermeiden, lange zu sitzen, und dafür möglichst nach der Maxime zu handeln, mehr und öfter sich zu bewegen.