Liefern die Stationen zur Messung der globalen Temperatur verlässliche Daten?

Seit einiger Zeit wird von IPCC-Kritikern vermutet, dass die von den Messstationen stammenden Daten zur Oberflächentemperatur verfälschend sind - oder das Netzwerk der Stationen sogar manipuliert worden sei

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die britische Times, die sich ähnlich wie der britische Telegraph als Klima-Aufklärungsorgan darstellt, will eine weitere Schwachstelle der IPCC-Berichte herausgefunden haben. So soll der mit Daten von Wetterstationen auf der ganzen Erde festgestellte Temperaturanstieg um 0,7 Grad seit den 1970er Jahren nur aufgrund selektiver Daten zustande gekommen sein.

Hingewiesen wird in dem Artikel auf Arbeiten des Klimaforschers John Christy, Direktor des Earth System Science Center at the University of Alabama in Huntsville und Mitautor des Klimaberichts 2001. Er hat nicht die anthropogene Klimaerwärmung abgestritten, geht aber davon aus, dass sie nicht ausschließlich auf von Menschen verursachte CO2-Emissionen zurückführbar ist. Christy sagt, dass die Erwärmung von den Klimamodellen überschätzt werde, weil sie den Einfluss der dämpfenden Wolkenbildung nicht ausreichend berücksichtigen. Und er sagt, dass die von Wetterstationen gemessenen Werte für die Oberflächentemperatur verfälschend sind und nicht die Veränderungen in der Atmosphäre widerspiegeln, weil sich hier stärker lokale, die Temperatur in die Höhe treibenden Veränderungen auf dem Boden (Urbanisierung, Asphaltierung, Aerosole, Industrie, Änderungen der Landnutzung …) auswirken. Christy belegt dies mit Untersuchungen in Kalifornien und Alabama.

Wie Christy kritisiert auch der kanadische Ökonom Ross McKitrick von University of Guelph die Qualität und Repräsentativität der IPCC-Daten für die Oberflächentemperatur. Zusammen mit Joseph D'Aleo schrieb auch der Meteorologe Anthony Watts in einem Bericht, der allerdings nicht durch ein Peer-Review-Verfahren lief, viele ebenfalls nicht Peer-Review geprüfte Quellen benutzt und sehr polemisch argumentiert, dass die Daten zahlreicher Messstationen unzuverlässig seien und angeblich eine von Menschen verursachte Klimaerwärmung nicht zu beweisen sei, sondern es natürlich verursachte zyklische Schwankungen gebe. Die Platzierung von Wetterstationen in der Nähe von Wärmeinseln, Veränderungen in der Bodennutzung, mangelhafte Kalibrierung hätten systematisch zu überhöhten Werten geführt.

So würde die Messung teilweise in der Nähe von Wärme erzeugenden Einrichtungen wie Klimaanlagen, Müllplätzen, Kläranlagen oder gar Müllverbrennungsanlagen erfolgen. In Rom würde eine Wetterstation am Flughafen die heißen Abgase von Flugzeugen messen, die Wetterstation am jetzigen Flughafen von Manchester sei früher von Äckern umgeben gewesen, jetzt aber von Wärme abgebenden Gebäuden. NOAA habe für das Global Historical Climatology Network weltweit drei Viertel Messstationen, vor allem in ländlichen Gegenden, in höheren Breitengraden und höher gelegene, seit 1990 nicht mehr einbezogen und sich auf solche konzentriert, die erhöhte Werte messen und in den Tropen, in der Nähe der Meere oder bei Städten liegen. Das sei bewusst geschehen und vor allem das Werk von NOAA, NASA und CRU, die in einer Verschwörung mit anderen Institutionen und Forschern weltweit die globalen Temperaturmessungen manipuliert hätten.

USHCN-Messstation auf dem Parkplatz des Atmospheric Science Dept. University of Arizona, Tucson. Bild: W. Meyer/surfacestations.org/

Allerdings werden von der NOAA die Lagen der Messstationen ebenso berücksichtigt wie die Qualität der Messungen und die Schwierigkeiten mit der Vergleichbarkeit der Daten, vor allem wenn es sich um ältere handelt. Dass allerdings einige Messstationen nicht richtig aufgebaut sind, um korrekte Daten zu liefern, also sich in unmittelbarer Nähe von Gebäuden oder Klimaanlagen oder auf versiegeltem Grund befinden, dürfte nach den Fotos kaum bezweifelbar sein.

Kevin Trenberth, ein führender Autor des letzten IPCC-Berichts räumt ein, dass es Probleme mit den Messungen der globalen Temperatur gebe. Die habe man aber nicht nur berücksichtigt, sondern für die Erwärmung gebe es noch weitere Anzeichen wie den Anstieg der Meeresoberfläche, das Abtauen des arktischen Eises oder die zurückgehende schneebedeckte Fläche auf der Nordhalbkugel der Erde.

Überdies war die von Watts stammende Kritik auch schon in einem im Dezember 2009 veröffentlichten Bericht des russischen Institute for Economic Analysis (IEA) geäußert worden. Darin wurde dem Met Office Hadley Centre und CRU (HadCRUT) vorgeworfen, nur Daten aus russischen Wetterstationen zur Berechnung der globalen Durchschnittstemperatur verwendet zu haben, die für eine Erwärmung sprechen. Anfang Dezember hatte das Met Office Hadley Centre die Temperaturdaten von mehr als 1500 Wetterstationen weltweit veröffentlicht, mit denen die Erdoberflächentemperatur gemessen wird. Die Daten sind nur ein Teil derjenigen, aus denen für das IPCC die globale Durchschnittstemperatur errechnet wird. Insgesamt sind liegen Daten von 5000 Wetterstationen vor, das Met Office hat aber noch nicht die Genehmigung erhalten, den Rest zu veröffentlichen. die Daten von drei Viertel der russischen Wetterstationen nicht berücksichtigt, wodurch 40 Prozent des Territoriums für den Weltklimabericht außen vor geblieben seien. Hätte man diese einbezogen, dann könne von einer Klimaerwärmung nicht gesprochen werden.

Dem widersprach HadCRUT und verwies u.a. auf die unabhängig erstellte Analyse des European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF), für die neben den Oberflächentemperaturen der Messstationen auch die verfügbaren Daten von Satelliten, Schiffen, Wetterballons oder Bojen eingeflossen sind. Die Analyse zeige, dass die Berechnungen von HadCRUT/CRU nicht nur konsistent mit denen von ECMWF seien, sondern dass die Erwärmung sogar noch geringfügig höher zu veranschlagen sei, als man bislang angenommen hat (Russischer Bericht lässt Klimaskeptiker von einem zweiten Climategate sprechen). Der Times sagte denn auch Vicky Pope, Klimaforscherin beim Met Office, dass "diese neuen Daten den Trend zu steigenden globalen Temperaturen bestätigen und nahelagen, dass die Welt sich schneller erwärmt, als wir bislang gedacht haben."