"It's cool" - Mossads Popularität in Israel soll gestiegen sein

Ob der israelische Geheimdienst wirklich hinter dem ziemlich offen durchgeführten Mordanschlag in Dubai steht, ist weiterhin unsicher, mittlerweile werden 26 Personen gesucht

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Von einem Killerkommando wurde am 19. Januar in einem Hotelzimmer in Dubai der Hamas-Führer Mahmoud al-Mabhouh ermordet (Auftragsmord in Dubai). Die Polizei von Dubai verfügt über ein Hightech-Überwachungssystem, das es ermöglichte, praktisch alle Bewegungen der Mitglieder des Killerkommandos im realen und im Datenraum zu verfolgen und zu rekonstruieren (Killerkommando in Dubai und die ambivalente Überwachung).

Trotz dem erstaunlich ungeschützt ausgeführten Mordanschlag und der Verwendung von europäischen und australischen Ausweisen auch von Personen, die in Israel leben, wird allgemein davon ausgegangen, dass der israelische Geheimdienst Mossad der Auftraggeber war. Mindestens 26 Personen waren an dem Mordanschlag nach der Polizei in Dubai beteiligt, die mittlerweile Fingerabdrücke von mehreren Personen sowie von einem der Mörder im Hotelzimmer eine DNA-Probe sichergestellt hat. Dem Mossad sagte der Polizeichef von Dubai, es werde nichts nützen, wenn sich die Täter verstecken, verkleiden oder sich eine neue Identität zulegen, man werde sie aufspüren. Die Verdächtigen werden auch von Interpol gesucht. Nach Haaretz sind die Ausweisfotos manipuliert worden, um eine automatische Gesichtserkennung zu erschweren, viele der Beteiligten können aber mit den Bildern der Überwachungskameras identifiziert werden.

Wegen der betrügerischen Verwendung von britischen, irischen, französischen, deutschen und australischen Pässen steht die israelische Regierung inzwischen unter dem Druck der jeweiligen Regierungen. Britische Polizisten sind nach Israel gereist, um die Israelis mit der doppelten Staatsbürgerschaft, deren Ausweise vom Killerkommando verwendet wurden, zu befragen. Die australische Regierung ist mit der Erklärung der israelischen Regierung unzufrieden und kritisiert scharf den Missbrauch der Pässe.

Die israelische Regierung und der Mossad haben bislang in der üblichen Manier eine Beteiligung an dem aufwändig organisierten Auftragsmord weder bestätigt noch geleugnet. Das massive und ziemlich unverdeckte Auftreten des großen Killerkommandos, dessen Unterschätzung der technischen Überwachungskapazitäten, wenn der Anschlag nicht absichtlich als Theater inszeniert war, sowie die Verwicklung von Israelis durch die verwendeten Pässe lässt in Israel manche weiterhin zweifeln, dass die Aktion tatsächlich von Mossad ausgeführt wurde. Allerdings hat die Polizei von Dubai den Tod von al-Mabhouh erst einmal nicht als Mord erkannt, sondern kam erst eine Woche später zu der Erkenntnis, dass es sich um einen Mord handelt. Möglicherweise also hat das Killerkommando darauf gesetzt, trotz aller Überwachung eine verdeckte Operation ausführen zu können.

Auch der ehemalige Mossad-Mitarbeiter Rami Igra äußerte Zweifel, ob der Geheimdienst wirklich dahinter steckt. Ein Geheimdienst müsse verdeckt arbeiten. Wenn nun die Gesichter von 26 Agenten bekannt und zudem große internationale Probleme durch die Aktion entstanden sind, dann könne diese jedenfalls nicht als Erfolg verbucht werden.

Gleichwohl scheinen auch die Israelis davon auszugehen, dass der Mossad die Fäden gezogen hat. Und während das Image des lange Zeit berüchtigten Geheimdienstes in den letzten Jahren verblasst ist (Mythos Mossad), hat die spektakuläre Aktion diesem offenbar wieder in Israel zu einer neuen Reputation verholfen.

Israelische Medien sprechen davon, dass nicht nur die Website des Geheimdienstes seitdem gut besucht werde, sondern dass sich auch viele Menschen gemeldet hätten, um bei ihm zu arbeiten. Ynet zitiert einen Bewerber, der sagte, er habe eigentlich schon immer beim Mossad arbeiten wollen und sei nun bestärkt worden: "It's obvious why – it's exciting, dangerous and special. Nobody really knows what people do there, and now I suddenly understand how it works – it's cool." Sollte es sich um eine Mossad-Aktion gehandelt haben, dann sind jetzt viele der Agenten nicht mehr im Ausland einsetzbar. Der Geheimdienst braucht also neue Leute.

Angeblich sind auch T-Shirts mit dem aufgedruckten Namen des israelischen Geheimdienstes seit Bekanntwerden des Mordanschlags populär geworden. Ihr Verkauf sei um das Zehnfache gestiegen. Besonders gut soll ein T-Shirt mit dem Aufdruck: "Don’t Mess with the Mossad" mit einer Pistole darunter gehen.