Auf Testbedingungen hin optimiert

LG stattete Kühlschränke mit einem Mechanismus aus, der einen Energiesparmodus nur dann aktiviert, wenn das Gerät eine Laborumgebung erkennt

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Der südkoreanische Elektrokonzern LG hat zugestimmt, australischen Käufern seiner beiden Kühlschrankmodelle L197NFS und P197WFS jeweils etwa 235 Euro zu zahlen, mit denen ein höherer Energieverbrauch der Geräte kompensiert werden soll. Hintergrund ist die Entdeckung, dass LG in die Kühlschränke einen Mechanismus integrierte, der eine Energiesparfunktion nur dann aktivierte, wenn die Geräte Raumbedingungen registrieren, wie sie gemeinhin nur in Testlabors herrschen.

In diesem Energiesparmodus täuschten die Kühlschränke einen niedrigeren Stromverbrauch vor, den sie im Dauerbetrieb nicht aufrechterhalten konnten. Herausgefunden wurde das aber nicht von den Labors, sondern von der Verbraucherorganisation Choice. Sie errechneten, dass der Kühlschrank durch dieses Täuschungsmanöver statt der angegebenen 738 Kilowattstunden im Jahr tatsächlich 876 verbraucht und bei einer Lebensdauer von 10 Jahren knapp 170 Euro mehr an Stromkosten verursacht, als seine Dreieinhalb-Sterne-Energieauszeichnung suggeriert. Zudem wies die Verbraucherorganisation darauf hin, dass dadurch auch sicher gekühlt geglaubte Lebensmittel verderben können, weshalb ein gewisses Gesundheitsrisiko besteht.

Kühlschrankmodell GR-B459BNFW (angeblich ohne Laborerkennungsmechanismus). Bild: LG

Da der Mechanismus in Australien seit 2007 verboten ist, droht LG über den Schadensersatz hinaus möglicherweise noch ein Bußgeld. 2008 musste der Elektronikkonzern 3 Millionen australische Dollar zahlen, nachdem die Australian Competition and Consumer Commission (ACCC) feststellte, dass er falsche Energieeffizienzangaben zu fünf Klimaanlagen gemacht hatte. In Deutschland wurden nach Auskunft der hiesigen LG-Pressestelle weder die Kühlschrankmodelle L197NFS und P197WFS noch baugleiche Geräte verkauft.

Kühl- und Gefrierschränke haben unter den Haushaltsgeräten nicht nur einen relativ hohen Energieverbrauchsanteil (durchschnittlich etwa 20 Prozent), sondern weisen im Vergleich zu anderen Produktkategorien auch die höchsten Unterschiede in der Energieeffizienz auf. Die EU schreibt eine Kennzeichnung von Kühlschränken mit einer ihrer von A bis G reichenden Energieeffizienzklassen vor. Da mittlerweile fast alle Geräte Klasse A erreichen, führte man die zusätzlichen Differenzierungen A+ und A++ ein. A+-Kühlschränke sollen etwa 25 Prozent weniger Strom verbrauchen als normale A-Geräte, A++ etwa 45.

Neben der Energieeffizienzklasse eines Geräts wird dessen Stromverbrauch auch maßgeblich von den Betriebsbedingungen mitbestimmt: Negativ wirkt sich unter anderem aus, wenn das Gerät direkt neben einem Herd, einem Heizkörper oder einer anderen Wärmequelle steht. Das im sich im Gefrierfach immer wieder nachbildende Eis erhöht den Energieverbrauch ebenfalls, weshalb Geräte ohne entsprechende Automatik regelmäßig abgetaut werden sollten. Das bietet sich unter anderem vor einer Fahrt in den Urlaub an, bei der das leere Gerät ausgesteckt und mit offener Tür zurückgelassen sollte, damit sich keine unangenehmen Gerüche bilden.

Weniger bekannt ist, dass auch Staub und Fettdunst auf den Kühlschlangen an der Geräterückseite isoliert und so den Stromverbrauch deutlich heraufsetzt, weshalb diese Wärmetauschelemente ebenfalls regelmäßig gereinigt werden sollten. Reste warmer Mahlzeiten sollten nicht nur mit Rücksicht auf die Stromrechnung erst nach dem Abkühlen auf Zimmertemperatur in den Kühlschrank gestellt werden: Sind die Temperaturunterschiede zu groß, können nämlich die Glasplatten im Kühlschrank zerspringen.