Ex-eBay-Chefin will sich gebrauchten Gouverneursposten kaufen

Meg Whitman geht die Nachfolge von Arnold Schwarzenegger mit Geld an

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2003 wurde der Schauspieler Arnold Alois Schwarzenegger der achtunddreißigste Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien. Nach fast acht Jahren im Amt fällt seine Bilanz so mager aus, dass heute kaum mehr darüber gesprochen wird, wie man den "Gouvernator" trotz der Geburtsklausel in der amerikanischen Verfassung zum Präsidentschaftskandidaten machen könnte: Er hinterlässt zwar keine sichtbaren Verbesserungen, aber ein Haushaltsloch von mehr als 20 Milliarden Dollar und dazu passende Zustimmungswerte von etwas über 20 Prozent.

Auf eine Zukunft als kalifornischer Gouverneur kann Schwarzenegger jedoch auch aus formalen Gründen nicht hoffen: Im Dezember endet seine zweite Amtszeit und für eine dritte darf er nicht antreten. Die Vorwahl des neuen Kandidaten der Republikanischen Partei ist für den 6. Juni angesetzt. Als aussichtsreichste Anwärterin dafür gilt derzeit Meg Whitman, die ehemalige CEO des eBay-Konzerns, zu dem unter anderem der Zahlungsdienstleister PayPal gehört. Whitman verfügt nämlich über die für einen Einstieg in die amerikanische Politik wahrscheinlich wichtigste Ressource im Überfluss: Geld. Und sie hat keine Scheu, es für das Erreichen ihres Ziels einzusetzen. Bereits jetzt soll sie Medienberichten zufolge etwa 60 Millionen Dollar in den Posten investiert haben; insgesamt sind angeblich 150 Millionen Dollar dafür eingeplant - auf Bundesstaatsebene ein neuer Rekord.

Meg Whitman

Das Geld fließt vor allem in Werbung, mit der kalifornische Radio- und Fernsehanstalten ihre Hörer und Zuschauer unter anderem darüber aufklären, warum sie nicht für Whitmans Konkurrenten Steve Poizner stimmen sollten. In den auch auf ihrer Website verfügbaren Spots finden sich zum Beispiel Argumente wie jenes, wonach der aktuell als Leiter der kalifornischen Versicherungsaufsicht tätige Republikaner beim Rennen um die Nachfolge Bill Clintons 10.000 Dollar in die Wahlkampfkasse des demokratischen Kandidaten Al Gore gab. Was darin nicht gesagt wird, ist, dass auch Whitman im Rahmen der politischen "Landschaftspflege" Geld an Demokraten spendete.

Glaubt man den Umfragen, dann zeigten diese Spots durchaus Wirkung - denn dort liegt Poizner mittlerweile so weit hinter Whitman zurück, dass diese sich keine Gedanken mehr um ihn machen muss. Gerüchten nach hatte die vor ihrer Zeit bei eBay unter anderem für Disney und Hasbro tätige Milliardärin vor dem Start ihrer Werbekampagne versucht, Poizner mit einem etwas direkteren Einsatz von Geld zu einer Aufgabe seiner Kandidatur zu bewegen, was der selbst nicht Unbegüterte aber abgelehnt haben soll. Bei einem dritten republikanischen Interessenten für das Gouverneursamt, Tom Campbell, hatte diese Methode angeblich mehr Erfolg: Er bewirbt sich nun stattdessen für den Posten eines Senators - um den er allerdings mit der ebenfalls schwerreichen ehemaligen Hewlett-Packard-Vorstandschefin Carly Fiorina konkurrieren muss.

Jerry Brown. Foto: State of California

Auf demokratischer Seite könnte am 6. November Jerry Brown gegen Whitman antreten. Brown hat allerdings nicht nur ein Manko: Er ist 72 Jahre alt, Teil einer Politikerdynastie, war von 1975 bis 1983 schon einmal Gouverneur und verbrachte auch die Zeit danach beruflich in der Politik. Zudem ist der Jesuitenzögling, der katholischer Priester werden sollte und dessen Anwaltszulassung an der Examenshürde scheiterte, heute bekennender Buddhist und Gegner der Todesstrafe. Erneut kandidieren darf er nur deshalb, weil die Beschränkung auf zwei Amtszeiten erst 1990 eingeführt wurde.

Whitman dagegen kann darauf verweisen, dass sie aus eBay, einem Unternehmen, das 1998 dreißig Angestellte und gerade einmal vier Millionen Dollar Jahresumsatz hatte, einen Konzern mit 15.000 Mitarbeitern und acht Milliarden Dollar Jahresumsatz machte. Das Magazin Harvard Business Review wählte sie deshalb auf Platz acht der besten CEOs des letzten Jahrzehnts. Wenig verwunderlich also, dass die 53jährige in Umfragen drei bis fünf Prozentpunkte vor Brown führt.

Geld könnte allerdings auch Whitmans Achillesferse sein. Das glauben zumindest ihre Gegner und konzentrieren ihre Aktivitäten auf genau diesen Punkt: Die Initiative Level The Playing Field 2010 etwa thematisiert nicht die bislang recht unscharf formulierten politischen Pläne der Kandidatin, sondern Whitmans bemerkenswert enge und undurchsichtige Verbindungen zur Investmentbank Goldman Sachs, der die Börsenaufsicht SEC gerade nachweisen will, dass sie im Zusammenspiel mit anderen Finanzakteuren im großen Stil Anleger täuschte. In diesem Zusammenhang fordert die Initiative auch, dass die kalifornische Gouverneurskandidatin dem Wahlvolk nicht nur ihre Einkünfte offenlegt, sondern zudem, wie viel Steuern sie darauf zahlt und gezahlt hat. Die ehemalige eBay-Chefin macht bisher allerdings keinerlei Anstalten, sich auf so etwas einzulassen.