Hickhack um Anti-Zensuraktion

Bild: Molly Norris rief mit mit diesem Bild zum Everybody Draw Mohammed Day auf

Auf einer Facebook-Seite will man gegen Zensur kämpfen, die Initiatorin der Aktion hat sich schon davon distanziert

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Nein, es ist nicht der gute alte Mohammed, sondern "nur" der Weihnachtsmann, den die "South Park"-Macher in ihrer Jubiläumsfolge in ein Bärenkostüm gesteckt haben. Doch man kann die beiden offenbar schon verwechseln. Wie schnell das geht, wird hier beschrieben (Der 13. September 2003 - und nicht der 11. September 2001). Und allein diese Verwechslungsgefahr ist eben unerhört, schließlich darf man über alles Witze machen, nur nicht über den "bildlosen" Propheten.

Bild: Molly Norris rief mit mit diesem Bild zum Everybody Draw Mohammed Day auf

Weil das so ist, gab es von islamistischer Seite die obligatorischen Morddrohungen gegen die "South Park"-Macher. Daraufhin zensierte der zuständige Sender, Comedy Central, die inkriminierte Folge der Serie, auch auf der zu ihr gehörenden Netzseite kann man sie sich nicht mehr anschauen. Und auch weltweit soll diese ach so schlimme Sendung nicht mehr ausgestrahlt werden. Das nennt man nicht nur, nein, das ist Selbst-Zensur!

Dazu erklärten die "South Park"-Macher Trey Parker und Matt Stone auf ihrer Website:

In the 14 years we've been doing South Park we have never done a show that we couldn't stand behind. We delivered our version of the show to Comedy Central and they made a determination to alter the episode. It wasn't some meta-joke on our part. Comedy Central added the bleeps. In fact, Kyle's customary final speech was about intimidation and fear. It didn't mention Muhammad at all but it got bleeped too. We'll be back next week with a whole new show about something completely different and we'll see what happens to it.

Aber es gibt noch Leute, die bei diesen schlimmen Spielchen nicht mitmachen – beispielsweise die amerikanische Cartoonistin Molly Norris, die Lachen als ihre Form des Gebets bezeichnet). Sie hat vor wenigen Tagen vor allem übers Netz weltweit Zeichner, Profis und Amateure aufgerufen, Mohammed zu zeichnen. Und der kommende 20. Mai soll dann gefeiert werden als "Everybody Draw Mohammed Day".

Dazu gibt es mittlerweile auch eine entsprechende Gruppe im Netzwerk Facebook, bei der man selber Bilder mit dem gezeichneten Mohammed hochladen kann.

Und jetzt wird es richtig kompliziert. Norris selbst hat sich nämlich von der von ihr angeblich unabsichtlich (!) angestoßenen Aktion inzwischen distanziert: Das sei nicht die Art ihres Kampfes, sagte sie. Sie praktiziere freie Meinungsäußerung, in dem sie zeichne, was sie wolle. Sie hat mittlerweile dazu ihren Cartoon, mit dem alles anfing, neu und verändert online gestellt. Und ausdrücklich wird von ihr betont, dass alles nur fiktional gewesen sei.

Neuer Cartoon von Norris

Man hat sie also falsch verstanden, angeblich jedenfalls. Andere jedoch behaupten bei Facebook, dass Norris Angst bekomme habe vor einer eventuellen Bedrohung ihrer Person durch Islamisten.

Sogar der Initiator der erwähnten Facebook-Gruppe hat sich inzwischen von der Aktion distanziert wegen zahlreicher hasserfüllter Zuschriften und Zeichnungen und ironisch die Aktion "Be super-nice to everyone" ins Leben gerufen.

Dennoch läuft die ursprüngliche Aktion erfolgreich weiter. Inzwischen hat die Facebook-Gruppe schon mehr als 11.000 Mitglieder. Und es wurden bereits rund 460 Bilder hochgeladen: komische, lustige, geschmacklose, alberne und originelle, halt die ganze Palette an Möglichkeiten.