Ergebnis von Arzneimittelstudien hängen von Geldgebern ab

Eine Metastudie bestätigt, dass von Pharmafirmen finanzierte Studien günstiger für deren Wirkstoffe ausfallen als unabhängige Studien

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Wenn Pharma-Unternehmen Studien zu Medikamenten finanzieren, dann kommen bekanntlich oft bessere Ergebnisse für den Wirkstoff heraus, als wenn sie unabhängig vom Unternehmen durchgeführt werden. Viele Studien haben auch belegt, dass die Unternehmen gerne schon einmal auf die Studien und deren Veröffentlichung Einfluss nehmen.

Mitglieder der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und weitere Wissenschaftler haben im Auftrag der Bundesärztekammer untersucht, ob tatsächlich die Ergebnisse für ein pharmazeutisches Unternehmen besser ausfallen, wenn sie eine Studie finanzieren, und welchen Einfluss die Finanzierung auf Studienprotokoll und -qualität haben.

Nach einer systematischen Suche in der Datenbank PubMed wurden schließlich aus Zeitraum zwischen 2002 und 2009 57 Publikationen ausgewählt, die die Auswirkung der Finanzierung auf die Ergebnisse behandelten. Nach Auswertung konnten die Autoren der Studie, deren erster Teil im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde, bestätigen, dass "Arzneimittelstudien, die von pharmazeutischen Unternehmen finanziert werden oder bei deren Autoren ein finanzieller Interessenkonflikt vorliegt, häufiger ein für die Pharmafirma vorteilhaftes Ergebnis als aus anderen Quellen finanzierte Untersuchungen" ergeben. So hat der Pharmakonzern Lilly seinen Wirkstoff Olanzapin mit dem von Janssen hergestellten Risperidon in 5 Studien vergleichen lassen. Hier schnitt immer Olanzapin besser ab, während in vier von dem Unternehmen Janssen finanzierten Studien dreimal Risperidon und einmal Olanzapin besser abschnitt.

Die Ergebnisse wurden auch für den Geldgeber günstiger dargestellt, Hinweise hätten gezeigt, dass Unternehmen schon auch Studienprotokolle zu ihren Gunsten beeinflussen. So werden beispielsweise mehr Placebos in Kontrollgruppen eingesetzt als üblich, in anderen von den Unternehmen finanzierten Studien wurde eine geringere Dosierung des Wirkstoffes vorgenommen, wodurch unerwünschte Arzneimittelwirkungen weniger häufig als bei den unabhängig finanzierten Studien auftraten. Eine Studie wurde etwa von Mitarbeitern eines Pharmakonzerns zur Marketingzwecken ausgeführt, aber unter dem Namen eines anderen Arztes veröffentlicht (siehe auch: Prof. Dr. Plagiat). Methodisch seien sie aber nicht schlechter.

Prof. Dr. med. Klemperer von der Hochschule Regensburg weist im Editorial auf die vielfältigen Manipulationen hin, die Pharma-Unternehmen praktizieren, um Studien und ihre Ergebnisse im Sinne der eigenen Interessen zu frisieren: "Pharmazeutische Firmen lassen somit Ärzte und Patienten häufig über die wahren Wirkungen ihrer Produkte im Unklaren. Die Wissensgrundlage, auf der wir Ärzte Behandlungsentscheidungen mit unseren Patienten treffen, ist häufig verfälscht. Dadurch gefährden wir unsere Patienten unwissentlich." Klemperer schlägt vor, dass auch vor der Durchführung der Studien die Protokolle veröffentlicht werden sollten. Auch die Rohdaten sollten einer Überprüfung zur Verfügung stehen. Überhaupt müsse die Transparenz verstärkt werden. Vor allem sollten Arzneimittel nur "bei erwiesenem Zusatznutzen für patientenrelevante Endpunkte" zugelassen werden.