Der Schulerfolg wächst mit der Länge des Bücherregals Zuhause

Nach einer Studie in 27 Ländern ist für die Länge der Ausbildung der Kinder die Zahl der Bücher angeblich ebenso aussagekräftig wie der Bildungsstand der Eltern

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Wer will, dass seine Kinder Erfolg in der Ausbildung haben, muss nur einige Regalmeter mit Büchern auffüllen, dann steigt die Bildung schon automatisch an. Das ist natürlich Unsinn, dennoch wollen die Soziologin Mariah Evans von der University of Nevada und ihre Kollegen von der UCLA und der Australian National University in einer in der Zeitschrift Research in Social Stratification and Mobility veröffentlichten Studie herausgefunden haben, dass für den Ausbildungserfolg die Zahl der Bücher im Haus ebenso wichtig ist wie der Bildungsgrad der Eltern. Für ihre Studie nutzten die Soziologen Daten aus der World Inequality Study aus 27 Ländern von 73.000 Personen. Im Alter von 14 Jahren waren diese gefragt worden, wie viele Bücher es bei ihnen Zuhause gäbe.

Wenn in einer Wohnung 500 Bücher herumstehen, dann haben die Kinder gegenüber denjenigen, die in einer bücherlosen Wohnung aufwachsen, eine gute Chance, eine 3,2 Jahre längere Ausbildungszeit hinter sich bringen. Das gleicht der Chance von Kindern, deren Eltern eine Hochschule durchlaufen, d.h. 15-16 Jahre in Ausbildung gestanden haben, gegenüber denjenigen, deren Eltern wenig gebildet (3 Jahre) sind.

Tatsächlich scheint Evans aber an den Zauber zu glauben oder ihn fördern zu wollen, dass nur Bücher im Haushalt sein müssen, um die Bildungskarriere der Kinder zu befördern. Man sollte vermuten, dass dies nur dann der Fall ist, wenn die Eltern diese auch lesen und insgesamt eine bildungsorientierte Atmosphäre mit entsprechenden Anregungen oder auch Zwängen vorhanden ist. Evans meint aber, dass selbst 20 Bücher in einer Wohnung einen signifikanten Einfluss ausüben können, ein Kind in der Bildungskarriere voranzubringen: "Je mehr Bücher es sind, desto größer wird der Vorteil." Das sei doch eine "gute Kapitalrendite (ROI) in einer Zeit der knappen Ressourcen".

In der Studie liest sich das ein wenig anders. Die Zahl der Bücher, so die Wissenschaftler, sei ein guter Gradmesser für die "Bildungskultur" einer Familie. Darunter verstehen sie eine Kultur, in der es nicht nur viele Bücher gibt, sondern diese auch geschätzt und gelesen werden. Wenn man früh in eine solche Kultur hineinkäme, dann würde man "Fähigkeiten und Kompetenzen erwerben, die in der Schule nützlich sind". Das Gefallen an Büchern und die Lust, diese zu lesen, würde der Schulausbildung nicht nur förderlich sein, sondern es auch erträglicher machen.

Nach der Studie funktioniert der Bücherzauber in vielen Ländern und ganz unabhängig vom gesellschaftlichen System, der Bildung der Eltern oder dem BIP eines Landes. Besonders ausgeprägt ist er in China, wo Kinder, in deren Heim 500 Bücher und mehr sind, gleich 6,6 Jahre in ihrer Bildungskarriere dazugewinnen, in den USA sind es nur 2,4 Jahre, in allen 27 untersuchten Ländern durchschnittlich 3,2 Jahre. Kinder, die aus einem Haushalt mit 500 Büchern kommen, haben, anders ausgedrückt, gegenüber Kinder aus bücherlosen Familien eine 33 Prozent höhere Chance, einen Schulabschluss nach neun Jahren zu machen, eine 36 Prozent höhere Chance, einen College-Abschluss zu erlangen, und eine 19 Prozent höhere Chance, einen Hochschulabschluss zu machen. Die Wissenschaftler beschreiben dies als einen "großen Einfluss", sowohl absolut als auch relativ zu anderen Einflüssen auf die Bildung.