Was will Facebook?

Stichdatum der Grafik ist der 22.05.2010. Grafik: Telepolis

Facebook liebt die Öffentlichkeit: Die User auch? - Teil 3

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Teil 2: Facebook Web 2.0

Einem Artikel des Time-Magazins zufolge hat Facebook eine Formel dafür entwickelt, wie viele Aha-Momente und Erlebnisse auf Facebook bei einem neuen User erzeugt werden müssen, um ihn zu einem Facebook Nutzer werden zu lassen - und das alles daraufhin abgestimmt ist, diese Momente auch tatsächlich zu erschaffen - z.B. durch das Anzeigen von schon angemeldeten alten Freunden beim ersten Einloggen.

Man darf also davon ausgehen, dass die Gestaltung und Formulierung von Menüs und Dialogen der Einstellungen, die bestimmen, welche Daten geteilt werden, wichtig genug sind um von Facebook ebenso auf ihren Zweck hin optimiert zu sein. Was aber will Facebook? Man kann versuchen, das aus verschiedenen Anhaltspunkten herauszulesen: den öffentlichen Aussagen, aus der Interfacegestaltung, der Art, wie Neuerungen oder Änderungen am System eingeführt werden und schließlich den Änderungen selbst. Daraus ergibt sich das Bild einer Strategie.

Facebook CEO und Gründer Mark Zuckerberg. Bild: Pressebild Facebook

People have really gotten comfortable not only sharing more information and different kinds, but more openly and with more people. That social norm is just something that has evolved over time.

Mark Zuckerberg CEO Facebook, 2010

Dieses Argument lieferte die Begründung Facebooks für die Einführung neuer Funktionen und damit einherschreitender weiterer Veröffentlichung bisher privater Daten. Es ist manipulativ: Zuckerberg begründet die Öffnung weiterer privater Daten mit den "neuen sozialen Normen" die er behauptet beobachtet zu haben, und argumentiert, dass ja nur bereits öffentliche Userdaten anderen Anbietern zugänglich gemacht werden - diese sind jedoch öffentlich, nicht weil die User sie so kategorisiert haben, sondern weil Facebook eigenmächtig entschieden hat, sie der Kontrolle der User zu entziehen und sie zu veröffentlichen.

Und mit diesem Label versehene Daten erlaubt sich Facebook dann auch vom User unbemerkt automatisch an andere Dienste weiterzugeben im Rahmen des "Instant Personalization"-Programms. So werden ganz einfach alle Datenschutzbedenken aus dem Weg geräumt - die weitergegebenen Daten sind ja eh öffentlich! Für manche Daten besteht zwar die Möglichkeit, sie vor dem Netz zu verbergen - doch sind diese Optionen noch immer so versteckt oder umständlich zu bedienen, dass sich Facebook gewiss sein kann, dass nur ein kleiner Teil der User (der sich dem Problem überhaupt bewusst ist) diese Einschränkungen auch vornimmt.

Facebook macht es dem User vorsätzlich schwer, etwas gegen die Interessen und den Willen Facebooks zu machen, durch geschicktes Design der Interfaces, von Tim Jones von der digitalen Bürgerrechtsorganisation EFF so genannten Evil Interfaces. Ganz im besten Stil von PR-Neusprech werden die Entscheidungen Facebooks auch immer arrogant verteidigt und Situationen umgedeutet - schöne Beispiele für Facebook Verschleierungsworte liefert die EFF in Form einer Übersetzung ins englische, ua. "Public information" (= die Informationen eines Nutzers, die Facebook gerne öffentlich machen will).

Die Privatsphären Einstellungen

Das Interface Facebooks zum Einstellen, welche Informationen wo mit wem geteilt werden, ist legendär komplex und umfasst 50 Einstellmöglichkeiten, die in viele Menüs und Untermenüs an unterschiedlichen Stellen untergebracht sind. Wenn Facebook jetzt angekündigt hat, hier nachzubessern, um diese Einstellungen zu vereinfachen, dann ist das eine schon lange überfällige Aktion.

Einen Eindruck der Komplexität der Privatsphären-Menüs gibt das folgende Schaubild, das die verschiedenen Menüs und Menüpunkte der Einstellmöglichkeiten zeigt, die über das "Teilen" von eigenen Daten entscheiden, also darüber, wer welche Daten sehen kann. Und man muss sich auch tatsächlich durch diese Menüs durcharbeiten und die Einstellungen verstehen und ändern, wenn man sich nicht ganz dem ganzen Netz hin öffnen will: die Standardeinstellung der meisten Optionen ist meist "Alle", die davon geregelten Daten sind dann frei zugänglich für jedermann.

Eine Erläuterung zu den üblichen Optionen der Einstellung - angeboten werden: "Alle", "Freunde von Freunden" und "Freunde", wobei der Personenkreis der Freunde von Freunden sich eigentlich ganz privat anhört aber bei einer durchschnittlichen Freundesanzahl von 130 Freunden immerhin rund 17000 Personen umfasst.

Neue Privacy-Einstellungen

Änderungen durch Facebook sind nun, wie gesagt, angekündigt: diese Menüs werden ergänzt durch einige einfachere und übersichtlichere Dialogfenster - doch auch hier teilt man als Nutzer, wenn man die Standardeinstellungen ("Recommended") übernimmt, noch viel mit: