Luftschiffe für die Dauerüberwachung

Nächstes Jahr will die US-Army in Afghanistan ein riesiges neues Luftschiff testen, das mit zahlreichen Sensoren ausgestattet ist

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Die US-Army will einen großen Schritt weiter in die Überwachung großer Gebiete machen. Dafür greift sie auf die alte Technik des Luftschiffs zurück, das nun gigantische Größen annehmen und lange über Kampfgebieten schweben soll. Zwar sind die Luftschiffe verwundbarer als Aufklärungssatelliten, aber sie können sehr viel genauere Bilder und vor allem sehr viel mehr Informationen als diese liefern, zudem können sie immer wieder über neuen Orten eingesetzt werden, während Satelliten, gleich ob sie geostationär angebracht sind oder auf einer Umlaufbahn fliegen, weitaus unflexibler sind, und bemannte Flugzeuge nicht so lange eingesetzt werden können und teurer kommen.

Für mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar hat die Army drei Prototypen der 100 Yards (91 m) langen Luftschiffe beim Rüstungskonzern Northrop Grumman bestellt, der die so genannten Long Endurance Multi-Intelligence Vehicles (LEMV) entwickelt und das erste zum Testen für den Einsatz in Afghanistan bereits in 18 Monaten liefern soll. Findet dies Gefallen sollen gleich zwei weitere gebaut werden.

In dieser "künstlerischen" Darstellung eines LEMV von Northrup Grumman erscheint das Luftschiff nicht nur als Götterbote, sondern wird auch noch von göttlichem Licht als himmlische Epiphanie inszeniert, während es nur um sehr irdische Zwecke geht. Vermutlich soll das Luftschiff so die allgegenwärtige Beobachtung Gottes zumindest ansatzweise umsetzen.

Zwar sind Luftschiffe schon länger im Gebrauch, um andauernde Überwachung zu ermöglichen, die LEMVs sprengen allerdings die Dimensionen, sollten sie sich als einsatzfähig erweisen. Die mit einem Antrieb ausgestatteten Hybridsysteme sind eine Art Drohnen und sollen mit zahlreichen Sensoren bestückt an einem Stück bis zu drei Wochen in einer Höhe von mehr als 6 km schweben und bei einer Geschwindigkeit von bis zu 150 km eine Reichweite von mehr als 3.000 km haben. 16 KW sollen für die mitgeführten Geräte, die Army spricht von Radarsystemen zur Erfassung von Bewegungen am Boden, Kameras und Infrarotsensoren, Verfolgung von befreundeten Truppen (blue force tracking), elektronischen "Gegenmaßnahmen", Verzögerung der Telekommunikation und Signalüberwachung.

Das Design der LEMVs stammt von der britischen Firma Hybrid Air Vehicles (HAV), die "umweltfreundliche" Luftschiffe des Typs SkyCat für die Überwachung und zum Transport von bis zu 1.000 Tonnen Nutzlast entwickelt. Bislang sind diese HAVs allerdings nur dafür gedacht, 5 Tage in der Luft einsatzfähig zu sein, landen und starten sollen sie praktisch überall können. Die größte Variante Skyscat 200 ist auf 185 m Länge, 77 m Breite und 47 m Höhe angelegt. Die LEMVs werden hingegen als stabile und billige Luftschiffe angepriesen, die extrem lange fliegen und auch von Menschen gesteuert werden können. Noch gibt es erst ein kleineres HAV, die im Auftrag der US-Army entwickelten LEMVs wären die ersten Realisierungen der Technik. 40 Prozent des Auftriebs sollen durch die aerodynamische Form bewirkt werden, 60 Prozent erfolgen durch die Gasturbinen. Die für Afghanistan vorgesehene Testversion wird noch kein unbemanntes System sein, sondern soll von Menschen gesteuert werden.

Das Konkurrenzmodell von Lockheed Martin hat nicht überzeugt. Bild: Lockheed Martin

Northrup Grumman hat mit den LEMVs erst einmal den Konkurrenten Lockheed Martin ausgestochen, der seit Jahren (Abhängen in 30 Kilometer Höhe) das Konzept des High Altitude Airship (HALE) verfolgt. Großmundig hatte man dort versprochen, Luftschiffe in der Höhe von 20 km über ein Jahr lang im Einsatz schweben lassen zu können. Jetzt ist man bescheidener geworden und spricht von 4 Wochen. Die Verwendung von Solarenergie, mit denen die Elektromotoren angetrieben werden, scheint die Army nicht überzeugt zu haben. Der 80 m lange Prototyp ist zudem nur auf einen zweiwöchigen Einsatz und eine sehr geringe Nutzlast angelegt.