Pubertät bei Mädchen beginnt immer früher

Nach einer US-Studie beginnt die Pubertät bei manchen Mädchen bereits mit sieben Jahren, Umweltgifte wie Phenole und Phthalate könnten mit ein Grund dafür sein

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Der Trend, dass Kinder immer früher in die Pubertät kommen, ist schon lange bekannt. Und scheinbar werden die Kinder immer früher geschlechtsreif. Dabei scheinen auch die Entwicklungsunterschiede bei der Geschlechtsreife zwischen Mädchen und Jungen geringer zu werden. In Deutschland sollen Mädchen 1860 erst mit über 16 Jahren die erste Periode gehabt haben, 1994 waren sie nur noch 12,2 Jahre bei ersten Periode, die Jungen beim ersten Samenerguss 12,6 Jahre alt. Auch wenn die erste Menstruation weiter etwa in diesem Alter einsetzt, rutscht der Beginn der Pubertät in den Industrieländern schon unter 10 Jahren, mitunter bereits ab dem 8. Lebensjahr. Und, wie gerade wieder eine Studie aus den USA feststellte, scheint jetzt der Eintritt in die Pubertät schon mit sieben Jahren loszugehen.

Die Ursache ist unbekannt. Ein Grund könnte die Art der Ernährung oder überhaupt die Verbesserung der Lebensumstände sein, möglich wäre aber auch der Einfluss von Chemikalien wie das weit verbreitete Bisphenol-A, das nicht männliche Sexualorgane traktiert (Angriff auf das männliche Gehirn), Hinweise gibt es auch darauf, dass Kinder mit einem geringerem Gewicht bei der Geburt früher geschlechtsreif werden. Andere führen den frühen Eintritt in die Pubertät im Gegensatz dazu auf die steigende Fettleibigkeit der Kinder oder die sinkende körperliche Aktivität zurück. Da scheinen bislang die Vorlieben der Wissenschaftler für bestimmte Gründe gesicherte Erkenntnisse zu überwiegen. In einer Studie wurden sogar die Medien dafür verantwortlich gemacht: Die unaufhaltsame Sexualisierung vor den Bildschirmen).

Die US-Wissenschaftler haben für ihre Studie, in der Zeitschrift Pediatrics erschienen ist, 1.239 Mädchen im Alter von 6-8 Jahren in Harlem, Cincinnati und in der San Francisco Bay Area untersucht und ihre Eltern befragt. Ab der Brustwachstumsphase 2 wurde davon ausgegangen, dass die Pubertät eingesetzt hat. Der Anteil der Mädchen, bei denen dies im Alter von 7 und 8 Jahren der Fall ist, was besonders bei den weißen Mädchen zutrifft, ist gegenüber Untersuchungen vor 10 Jahren nach der neuen Studie angestiegen. Mit 7 Jahren haben 10,4 Prozent der weißen, 32,4 Prozent der schwarzen und 14,9 Prozent der Latino-Mädchen die Brustwachstumsphase 2 erreicht, bei den achtjährigen Mädchen sind es 18,3, 42,9 bzw. 30,9 Prozent. Während die Pubertät bei den weißen und Latino-Mädchen nun noch früher als vor 10 Jahren beginnt, konnte bei den schwarzen Mädchen dies nicht festgestellt werden. Da bei diesen die Pubertät sowieso schon früher begann, könnte es sein, dass das Mindestalter hier erreicht ist.

Wenn die Pubertät immer früher beginnt, verändert sich natürlich auch das hormonal gesteuerte Verhalten entsprechend. Zudem kann bei Mädchen eine immer früher einsetzende Pubertät das Risiko steigern, Brustkrebs und andere Krebsarten zu erhalten oder eine Depression zu entwickeln.

Beeinflussung der geschlechtlichen Entwicklung durch Umweltgifte

In einer anderen Studie derselben Wissenschaftler, die in den Environmental Health Perspectives erschienen ist, wurde bei 1.151 Mädchen im Alter zwischen 6-8 Jahren wieder aus Harlem, Cincinnati und der San Francisco Bay Area bei der ersten Untersuchung eine Urinprobe zur Messung von Biomarkern und die Umweltgifte Phytoöstrogene, Phenole und Phthalate, die für Parfüms, Shampoos, Plastik etc. verwendet werden, gemacht. Die Verbindungen könnten die Pubertät beeinflussen. Nach einem Jahr - also dann im Alter zwischen 7 und 9 Jahren - wurde untersucht, ob sich diese auf den Beginn der Pubertät auswirken. Zudem wurden die Größe, der BMI und das Brust- und das Schamhaarwachstum ermittelt. Es handelt sich um dieselbe Gruppe, da aber nicht alle zur zweiten Untersuchung gekommen sind, liegt die Zahl der untersuchten Mädchen niedriger.

Insgesamt hat das Wachstum der Brust bei 30 Prozent der Mädchen und das der Schamhaare bei 22 Prozent im Alter zwischen 6 und 8 Jahren begonnen. 65 Prozent der Mädchen waren übergewichtig, 17 Prozent adipös. Die Biomarker waren bei allen Mädchen in den Urinproben zu finden. Andere Chemikalien wie BP3, das für Sonnenschutzmittel verwendet wird, vor allem bei den weißen Mädchen im Sommer, während 2,5-Dichlorphenol, das von Mottenkugeln oder Raumdeodorants stammt, vor allem bei schwarzen und Latino-Mädchen.

Zwar waren die Korrelationen zwischen früher einsetzender Pubertät und den untersuchten chemischen Verbindungen klein, aber desto deutlicher, je höher jeweils die Konzentration im Urin war. Am deutlichsten war ein Zusammenhang zwischen der Aussetzung an das Phytohormon Enertolaction mit dem BMI und dem Brustwachstum zu erkennen, während eine höhere Konzentration von Genistein und Daidzein dieses zu hemmen scheint. Eine geringe Konzentration an Phthalaten korreliert geringfügig mit einem stärkeren Brust- und Schamhaarwachstum, eine höhere scheint eine umgekehrte Wirkung zu haben. Möglicherweise gibt eine einmalige Urinprobe aber keine Auskunft über die wirkliche Aussetzung an die Phytohormone in der Umwelt, trotzdem weist das Ergebnis darauf hin, dass deren Konzentration im Körper die Entwicklung beeinflussen könnte.