Analoge Rückzugsgefechte

Vom gegenwärtigen Widerstand gegen die Autonomisierung des Virtuellen

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Seit 1990 gibt es einen in Klagenfurt gegründeten Verein zur Verzögerung der Zeit. Eingefordert wird die "Eigenzeitlichkeit lebender Systeme berücksichtigende Entwicklungszeit". Wer hat noch noch nie den Beschleunigungsterror verwünscht? PC-Zertrümmerungsfantasien sind Teil unserer Lebenswelt. Eigenzeitlichkeit heißt vulgo: Gemächlichkeit, Zeit zum Verweilen, um den schönen Augenblick nicht im nächsten Click schon zu vergessen. "Verweile doch, du bist so schön!"

Die gerade heftig umworbene E-Post hilft bei der faustischen Fixierung der wirklichen Wirklichkeit noch weiter: "Denn dank persönlicher Identifizierung wissen Sie beim E-POSTBRIEF immer, mit wem Sie kommunizieren. Und er erreicht genauso zuverlässig jeden Adressaten – auch die Empfänger ohne elektronischen Briefkasten. Besitzt der Empfänger noch keine E-POSTBRIEF Adresse, drucken wir Ihre Mitteilung aus und stellen sie wie gewohnt auf dem Postweg zu."

Wir haben uns längst den Postweg abgewöhnt, von amazonenhaften Care-Paketen abgesehen. Menschen ohne Email-Kasten gehören zur Spezies der aussterbenden Arten, ohne dass wir diesem Artensterben viel Mitgefühl entgegenbringen könnten. Briefe waren schon zuvor angesichts des allmächtigen Telefons rare und nicht gerade vermisste Ereignisse. Das "Leibhafte" und "Analoge" ist in in-formierten Gesellschaften auf dem stetigen Rückzug. Kein Wunder, dass es heftige Rückzugsgefechte gibt, die sich als erfolgreiche "Absetz-Bewegungen" etikettieren wollen.

Der Untergang der Welt ohne schwarze Magie

Printmedienherrscher aller Sorten revoltieren seit einiger Zeit gegen Online-Medien. Die Digitalisierung der Texte durch Google und andere Scanner ist Teufelswerk, während wir in den Besitz von Texten kamen, die wir sonst nie gelesen hätten. Das geschäftstüchtige Vielarmwesen "Google" ist zwar weder in Dr. Abdul Nachtigallers Schule noch sonstwo die Antwort auf alle Fragen, schon gar nicht auf die nach einer sozialen Ökonomie. Doch ist es die von der Verzweiflung kaum zu unterscheidende Wut der hiesigen Zeitschriftenverleger gegen die mediale Hybridisierung, die nun den öffentlichen Rundfunk mit einem Bannfluch treffen soll?

Unser bedingtes Entzücken über den "Daily Prophet", die animierte Zeitung im Harry Potter-Land, soll also nicht umfassend gewährt werden. Diese Zeitung wurde verdächtigt, ein Sprachrohr des "Ministry of Magic" zu sein, was wohl dem affirmativen Traditionalismus bzw. dem altbacken analogen Zauberquark der J. K. Rowling im Schuljahr-Rhythmus geschuldet ist. Und wie steht es mit der freien Presse hierzulande? Ist deren schwarze Kunst, die Karl Kraus zutiefst und mit immer noch unerledigten Gründen verachtete, auch verdammt, im Höllenschlund zu verschwinden? Spätestens seit der Münchner Erklärung aus dem Jahre 2008 lautet das Mantra:

Eine öffentlich-rechtliche Online-Presse ist angesichts der vielfältigen privaten Presse nicht nur überflüssig, sondern gefährdet Pressevielfalt und -qualität. Denn jeder Leser von tagesschau.de fehlt für die ohnehin fragile Finanzierung der privaten Presse im Internet.

VDZ

Es sei ein Skandal, dass das im Rundfunkstaatsvertrag niedergelegte Verbot presseähnlicher Angebote bisher komplett leerlaufe", sekundiert der BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.

Zum alten und neuen Sendungsbewusstsein

Was haben diese Phänomene gemeinsam? In allen drei Fällen– und es gibt erheblich mehr – beharren die Medientraditionalisten auf einer Rückkehr zu den geläufigen Formen der Weltwahrnehmung, zu medialen Ordnungen und Phänomenologien, die überliefert sind und die das zurückfordern, was digitale Medien rücksichtslos zu hintergehen scheinen. Vor allem sollen die demokratischen, sozialen und ökonomischen Verhältnisse nicht Mediendynamiken geopfert werden, die den überlieferten Glauben an die humane Regelbarkeit der Welt völlig unabsehbar durcheinander wirbeln.

Der Verlust von Gesten, die Immobilität der Körper und die wuchernde Reflexhaftigkeit von Netzsurfern wird allenthalben beklagt, so wenig die Rezepte für eine Wiederentdeckung der Körper, der Eigenzeiten und des realen Gegenübers neben den Appellen des Ab- und Ausschaltens ernst genommen werden. Doch es geht nicht allein um den gesunden Geist in einem analogen Körper, der auch in vormodernen Zeiten eher ein Desiderat als eine gelebte Wirklichkeit war. Pyramidenbauern, Galeerenmitarbeitern oder Leibeigenen wurde das antike Programm seelischen Gleichgewichts auch nicht gewährt. Die Argumente wider den Fluch der digitalen Vereinnahmung werden vor allem deshalb ausgepackt, um die chaotischen Wirkungen technischer Umbrüche für angestammte Ökonomien einzudämmen.

Im Fall der seit einiger Zeit um ihre Existenz kämpfenden Verleger ist der Einbruch in vormals geschützte Domänen besonders schmerzlich und auch nachvollziehbar. Die gegenwärtige Revierkampf-Debatte mit dem allfälligen Argument, dass die freie Presse gefährdet sei, blendet indes eine Dynamik aus, die das Schema öffentlich-rechtlicher und privater Meinungsvielfalt hinter sich lässt. Die Unterscheidung von Rundfunk und Presse wird in der technischen Universalisierung von Medienangeboten obsolet. Kein Mensch notiert sich etwa in Zeitungen Web-Adressen, um anschließend den Film zum Text zu sehen. Kein Mensch hat noch Interesse an diesen endlosen Redundanzen, die uns Lindsey Lohans Gefängniskur zum eigenen Aufenthalt im Mediengefängnis werden lassen. Es geht nur noch um Informationen aller Sorten oder ihre billigen Ersatzstoffe, die a tempo an das reizbare Publikum verabreicht werden.

Der Medienverbund "Internet" trifft das öffentlich-rechtliche Fernsehen und die (Zeitschriften)Verlage gleichermaßen an der Hauptschlagader. Das Lob der ökonomisch und politisch wohldifferenzierten Einzelmedien und ihrer Aneignungslogiken schwindet gegenüber der Synthetisierung von Sinneseindrücken in einem jederzeit verfügbaren Supermedium. Der Strukturwandel der Öffentlichkeit war immer technisch bedingt, was die Authentizitätswahrer und Diskursapologeten von Platon bis Habermas nie gutheißen konnten.

Die Luft für alle Medien jenseits der Online-Sphäre wird extrem dünn

Dabei ist das vordergründig einleuchtende Argument der medialen Vielfalt durch das Verbot presseähnlicher Erzeugnisse des Rundfunks besonders schwach. Längst besorgt das Netz hier ein unbeschreibbares, positives wie negatives Meinungschaos, das sich von publizistischen Ressortegoismen und dem ach so notwendigen Parteienproporz um Lichtjahre entfernt hat.

"Alpha-Journalismus" ist eine weitere Hilflosigkeitsvokabel in dieser Gegenrevolution, nun die guten Inhalte gegen die fatale Medialisierung auszuspielen. Gewiss gibt es bessere und schlechtere Botschaften, aber der Rezipiententypus des aufmerksamen Lesers mit hoher Sammlung und Andacht gegenüber anspruchsvollen Texten wird gegenüber dem Typus des Schnell- und Viellesers, jederzeit zu Ablenkungen bereit, seltener. Hier mögen intellektuelle Klassen entstehen, die sich im Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsverhalten markant unterscheiden.

Nun gab und gibt es aber auch in der guten alten Analog-Gesellschaft zahllose Schlagzeilen-Gläubige, die keinem analytischen oder gar hermeneutischen Ansatz folgen, wenn Herr Kachelmann im Dauerregen steht. In demokratischen Verhältnissen dürfen auch solche Meinungen geBILDet werden, deren Wahrheitsanspruch über das Horoskop nicht weit hinausreicht und für die Wahrheitsfindung so wichtig ist wie der richterliche Befehl gegenüber dem jüngst verstorbenen Fritz Teufel gefälligst aufzustehen, wenn er seine Aussage mache. Einigen immerhin dämmert es langsam, dass demokratische Entscheidungsfindung mit Wahrheitssuche wenig und mit Informationssalat viel zu tun haben könnte.

Dass die öffentlichen Rundfunkanstalten mit ihrer behäbigen Mainstream-Aufklärung und rundfunkrätlichen Rücksichtnahmen auf das politisch Korrekte langfristig eine entscheidende Dominanz im Netz ausbilden, ist kaum mehr zu erwarten. Im März 2010 monierte der Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten nicht die "Feierstunde zum 20. Jahrestag der freien Wahl zur Volkskammer" übertragen hatten, sondern das ZDF Berichte über Genkartoffeln und einen "Melkwettbewerb" spannender fand. Warum wohl? Wer die Live-Übertragung der Bundespräsidenten-Wahl gesehen hat, wird auch nicht gerade von Verlustängsten geplagt, wenn das zukünftig nicht mehr flächendeckend gesendet würde.

Unsere Informationslandschaften werfen tiefer greifende Fragen auf, als sie von Maybritt Illner oder Anne Will gestellt und nicht beantwortet werden. Das klassische Sender-Empfänger-Verhältnis selbst dankt ab. Wer heute noch mit Broadcasting-Euphorie, um nicht von Sendungsbewusstsein zu sprechen, antritt, um seine demokratiefördernde Qualitätsware unter das aufklärungsbedürftige Volk zu bringen, muss schnell erkennen, dass seine Informationshegemonie bestenfalls eine vorübergehende Illusion ist.

Alle wollen mitreden, die herrschaftsfreie Diffusion der Standpunkte ist unsere Diskursseligkeit, nicht der Konsens. Auch wenn diese Pluralisierungsspiralen zum Fluch, und nicht zum Segen geraten sollten, wurden die klassischen Sende- also Machtverhältnisse für eine andere als die gegenwärtige Informationsdschungelgesellschaft verfasst.

Zurück zur Schneckenpost

In der Erosion der Traditionen wird die sündhaft teure Schneckenposse E-Post zum Musterbeispiel einer anderen Farce, die Geschichte zurückzuspulen. "Denn, was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen." Im Fall der "E-Post" will diese es gar für uns besorgen, während wir schon genug zu tragen haben. Der digitale Briefkasten, nicht immer trennscharf vom Mülleimer zu unterscheiden, wird jetzt mit authentischen Dokumenten, Ross und Reiter nennend, versorgt.

In den Myriaden von ungezählten E-Mails haben wir längst unseren Frieden mit der Identifizierung des anwesenden Abwesenden geschlossen. Der immer wieder gerade verstorbene Chief James, der auf einer Bank in Nigeria, Ghana oder überall noch 15.000.000 Dollar für uns gebunkert hat und das jetzt durch seine schwer kranke Ehefrau mitteilen lässt, ist unser schlecht verdienender Nachbar. Oder dieser hier:

Wenn Sie wissen, dass Sie in der Lage, große oder kleine Menge auf Vertrauen handhaben sind und geheim und bereit, 40% aus einer Menge, die ich auf Ihr Konto überweisen aus dem ruhenden Rechnung zu halten und ich werde 60% nehmen, senden Sie die folgenden Informationen durch Rücksendung mail.

Wir lieben dich, aber deine persönliche Identifizierung ist für uns keine Vertrauensfrage. Unser Wissen benötigt keine E-Post-Bestätigung, die in der genannten Email angekündigten "(?232,000.000.00 zweihundertunddreißig Nur zwei Millionen Euro" diesmal noch auszuschlagen. Die Viagra-Verkäufer und Website-Designer, SEO-Bescheidwisser und "One million lottery"-Clowns von jedem Ort der Erde drängen uns auch nicht die Frage nach ihrer "authentification" auf. Sie sind alle nur Kurzzeit-Lebewesen unserer Spam-Ordner und Filterregeln. Wir kennen sie und brauchen sie daher nicht zu kennen. Und was geht sonst so ab?

Im Behördenverkehr werden E-Mails in immer weiterem Umfang akzeptiert. Selbst Gerichte lassen sich inzwischen E-Mails vorlegen und filetieren, ohne jederzeit an der Authentifizierung der Urheber zu zweifeln. Denn die Korrespondenzen haben regelmäßig eine selbst erklärende Konfiguration im "quoting" und "interleaved quoting", die selten eine Frage offen lässt. So entstehen schlüssige Textgebilde, die jede klassische Kommunikation, Brief für Brief, um Längen schlagen.

Wie bequem ist es für unser Budget, für Kosten an der Nullgrenze die ganze Welt zu erreichen, ohne lang warten zu müssen. Die E-Post ist dagegen ein Beispiel für den wohl eher verzweifelten Versuch, eine klassische Sendung im mehrfachen Wortsinne zu restaurieren, ein altes Daseinsrecht jener von Thurn und Taxis zu reklamieren, während wir schon völlig anders gepolt sind.

Locomotive Breath

Zeitungen, wie ein Kabarettist neulich höhnte, produzieren vornehmlich das, was wir gestern im Internet gelesen haben. Nicht immer, aber immer öfter. Deren ökonomische Probleme können wir leider genauso wenig lösen wie die von Tante Emma. Bücher mögen noch sanftere, augenfreundlichere Oberflächen haben als Pixel, aber längst wissen wir auch hier, dass die Sanduhr ausläuft. Eine Medienethik mag viele Anlässe haben, auf die Renaissance des Papiers, oder allgemeiner gesprochen: auf das "Begreifbare", im altvorderen Glauben an das "Zurück zur Natur" zu bauen. Doch hier begegnen wir inzwischen einer Baustelle, die mit natürlichen Mitteln alleine kaum zu betreiben ist.

Aber sollte nicht wenigstens die Verzögerung der Zeit unser aller Anliegen sein? Irgendeiner muss doch die Lokomotiven der Geschichte verzögern, damit wir nicht alle in technischen Revolutionen verrückt werden, die Menschenmaß nicht vorsehen. Die Telekom hat zwar gerade noch für Mitarbeiter im Urlaub entschieden, dass über allen Blackberries nun mal "Ruh" sein soll. Gewiss, doch der Verein zur Verzögerung der Zeit scheint keinen relevanten Zustrom zu haben, sondern selbst das Symptom einer unklaren Beschleunigungsspirale zu sein. Denn eine Maxime steht ehern fest: Wer zu langsam ist, den bestraft die Geschichte auch weiterhin.

Das darf wie immer, gerade in Deutschland, aufrichtig beklagt werden. Die Geschichtsschreibung der Klagen über die Gemeinheiten der sozialen und technischen Evolution wäre ein reichhaltiger, aber nicht sonderlich lehrreicher Erzählungsstoff. Fortschrittsoptimismus ist zwar nicht die Antwort auf diese Klagen. Doch an der virtuellen Dynamik läuft die Restauration der guten alten Zeit gegen die härteste Mauer. Wir halten fest: Neben den Internet-Exzessen, den ungezählten Aufmerksamkeitsfluchten haben doch gerade digitale Medien viel neue Eigenzeit generiert. Die ungezählten Wiederholungen, die mühseligen Skripturen zwischen Steuer- und Liebeserklärungen sind nicht zurückzuwünschen. Mönche, die ihr Leben damit verbrachten, einige bunte Seiten "ad maiorem dei gloriam" zu bepinseln, mögen erfüllte Menschen gewesen sein. Wir werden ganz gewiss nicht mehr in diese historischen Rollen hineinschlüpfen.

Wer also das "Echte", "Authentische" oder gar das "Wahre" sucht, muss Praktiken im, nicht gegen das Netz entwickeln. Das spricht gerade nicht gegen die Logik von Alphabetismus, Eigensinn und Langsamkeit. Doch die Restauratoren der Gutenberg-Galaxis, von Besitzstandswahrern nicht sauber zu unterscheiden, werden den Hauptschalter zum Umlegen vergeblich suchen. Das Schicksal der Technik ist nicht voluntaristisch zu erledigen, so schrecklich es anmuten mag, dass Ethik-Kommissionen zukünftig ihre Weltbeherrschungsfantasien nur noch in trauter Selbstbezüglichkeit verfassen.

"Die Wirksamkeit eines Mediums ist umgekehrt proportional zur Geschwindigkeit seiner Herstellung und Verbreitung", mahnt Mark Riklin, Dozent für Medienpädagogik an der FHS St. Gallen. Diese praktische These krankt an der Blässlichkeit der Kategorie "Wirksamkeit". Wer entscheidet über die Wirksamkeit für was?

Wirksamkeit ist digitalen Medien gerade nicht abzusprechen. Der Börsenkapitalismus ist auch eine, wenngleich fatale Funktion des Medientempos. Wer also von Wirkung spricht, meint Fundierungen, Erdungen, Rückversicherungen. Wer in seine kostbare Eigenzeit investieren will, ist nicht schlecht beraten, sich eben der Mittel zu bedienen, die so teuflisch scheinen. Die Entlastung des Selbst muss, Beelzebub hin oder her, aus den digitalen Medien selbst generiert werden.

Der beruhigende Besuch des googlebots auf unseren Seiten macht klar, dass ein neues Aufmerksamkeitsregime durch (semi)intelligente Agenten, Avatare, Cybersklaven oder wie die neuen Konfigurationen auch immer auftreten, zu leisten wäre. Unser gegenwärtiges Dilemma besteht im bornierten Anspruch menschlicher Autonomie gegenüber der digital entfachten Vervielfachung der Welt. Noch fehlen freilich die Automatiken, die das erledigen, was wir weder durch unsere Konstitution noch während einer bescheidenen Lebenszeit leisten können. Die technische Gnade bestünde darin, dass Systeme zu einer zweiten Natur werden, die – das war und ist der längst nicht erledigte Traum der Kybernetik – sich selbst steuern.

Die Artificial Vision and Intelligent Systems-Labors der Universität Parma stellen gerade vier Kleinbusse vor, die selbstgesteuert 13.000 Kilometer von Italien nach China fahren sollen. Der Mensch ist neben der Apparatur von Kameras und GPS nur noch als Notfallhelfer vorgesehen. Auch wenn es diesmal noch nicht klappen und der Notfall noch der Regelfall sein sollte, ist das Programm vorgezeichnet. Diese Gebete an den Cybergott respektive die Beschwörungen der autonomen Matrix werden über kurz oder lang erhört werden. Was allerdings dann kommt, werden uns weder Printherrscher, öffentlich-rechtlicher Rundfunk noch gar E-Postler zureichend erläutern. Und den Historikern zum Trost: Auch "Google" hat keinen Blankettanspruch auf die Zukunft, so kannibalisch wie sich dieser Konzern jetzt schon aufspreizt.