Durchbruch für Frankensteinfood von transgenen Tieren?

Die US-Lebensmittelbehörde FDA entscheidet darüber, ob transgener Lachs - und damit eine Flut anderer Tierprodukte - als Lebensmittel und ohne Kennzeichnungspflicht zugelassen werden soll

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Vermutlich wird in den USA bald das erste gentechnisch veränderte Tier von der zuständigen Behörde, der Food and Drug Agency (FDA) als Lebensmittel zugelassen. Die Firma AquaBounty versucht bereits seit 15 Jahren, eine genveränderte Lachssorte (AquAdvantage® Salmon - AAS), die doppelt so schnell wachsen soll, auf den Markt zu bringen (Transgener Lachs mit Wachstumshormonen soll in den USA auf den Markt kommen).

Die FDA hat den transgenen Lachs ähnlich wie Produkte geklonter Tiere, bei denen allerdings keine Gene eingebracht werden, als unbedenklich für den Verzehr erklärt, da er sich biologisch nicht von normalem Lachs unterscheide. Sollte die Genehmigung erteilt werden, den genveränderten Lachs als Lebensmittel verkaufen zu können, womit bis Ende des Jahres gerechnet wird, dann wird AquaBounty weitere Fischarten wie Forellen oder auch Krabben mit dem Wachstumsgen ausstatten.

Größenvergleich zwischen einem transgenen Lachs und einem normalen Lachs im selben Alter. Bild: AquaBounty

Sollte der AquAdvantage® Salmon als Lebensmittel genehmigt werden, dann wird das Tor für viele weitere genveränderte Tiere offen stehen, die mit allen möglichen neuen Eigenschaften ausgestattet sind. Gerade findet eine zweitägige Anhörung statt, nach der die FDA über die Zulassung und auch die etwaige Kennzeichnungspflicht entscheiden wird. Die Biotechnology Industry Organization (BIO) übt massiv Druck aus, um die Genehmigung für den transgenen Lachs zu erwirken und kündigt schon an, dass eine Vielzahl transgener Tiere von Ziegen über Fische und Hühner bis hin zu Kühen und Schweinen in der Pipeline stehen

Der genveränderte Lachs, gerne auch Frankenfood-Lachs genannt, soll sich nicht vermehren können, weil nur sterile weibliche Fische gezüchtet werden. Deswegen bestehe auch nicht die Gefahr, dass sich der transgene Lachs mit natürlichen Populationen vermischt. Allerdings ist das Verfahren zur Sterilisierung nicht hundertprozentig wirksam, sondern nur bei 98 Prozent der Lachse, so dass doch ein Risiko der Verbreitung besteht. Wegen seines schnellen Wachstums könne er auch in großen Tanks auf dem Land mit der Verwendung von Grundwasser gezüchtet werden, so dass hier eine Gefahr ausgeschlossen werden könnte. Das wird Kritiker aber nicht beruhigen, schließlich könnte der Lachs auch in Zuchtanlagen im Meer gehalten werden und dann dort doch die neuen Gene verbreiten.

Für das schnelle Wachstum sorgen eigentlich zwei Gene, ein Wachstumsgen des Königslachses sowie ein regulatorisches Gen der Nordamerikanischen Aalmutter (Zoarces americanus), das die Produktion des eines Proteins zum Frostschutz steuert und mit dem das Wachstumsgen angeschaltet bleibt. Die beiden Gene (opAFP-GHc2) werden mit Plasmiden in das Genom eingebaut. Der schnell wachsende Genlachs soll nicht nur die Zuchtzyklen beschleunigen und so für höheren Profit sorgen, sondern laut Aqua Bounty auch neue Zuchtanlagen ermöglichen, die angeblich für die die Fische und die Umwelt besser als herkömmliche Lachszuchtanlagen seien. Zudem könne die Überfischung der Meere durch transgene Fische reduziert werden. Kritiker führen nicht nur die Gefahr an, dass der transgene Fisch sich verbreiten könnte, sondern dass auch nicht bekannt ist, ob er kein Risiko für den Verzehr darstellt, beispielsweise Allergien auslösen kann.

Zuchtanlagen für den transgenen Lachs. Bild: AquaBounty

Interessant ist, dass bei einer Genehmigung die FDA nicht verlangen wird, dass der transgene Lachs gekennzeichnet werden muss. Wenn Lebensmittel nicht "materiell unterschiedlich" sind, dürfe dies nicht verlangt werden. Weil geklonte Tiere und auch der transgene Lachs biologisch sich nicht von "traditionellen" Arten unterscheiden, selbst wenn der Produktionsprozess verschieden ist, entfällt die Kennzeichnungspflicht. Unterschieden werden kann aber zwischen "wildem" und gezüchtetem Lachs.

Die FDA macht es allerdings auch schwierig für Hersteller und Verkäufer, nicht transgene Produkte zu kennzeichnen. Das passt natürlich der Biotech-Branche, die findet, dass solche Kennzeichnungen nur den genetisch unwissenden Kunden irritieren, der soll einfach essen, was ihm angeboten wird. Der "Erfolg" von genveränderten pflanzlichen Produkten in den USA ist auch auf die dank der Lobby fehlende Kennzeichnung zurückzuführen. Es ist davon auszugehen, dass sich auch US-Bürger nicht unbedingt für genveränderte Produkte entscheiden würden, wenn sie die Wahl hätten, die ihnen systematisch verweigert wird. Alaska hat als einziger US-Bundesstaat ein Gesetz erlassen, dass die Kennzeichnung genveränderter Fische erfordert.