Der Urknall könnte nur einer unter vielen gewesen sein

Der britische Physiker und Mathematiker Penrose bezweifelt das Standardmodell des inflationären Universums

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Haben Raum und Zeit mit dem Urknall begonnen? Ist unser Universum aus dem Nichts entstanden? Oder gab es etwas davor, das nur jenseits des Horizonts liegt? Vielleicht ist unser Universum ja nur eine Blase in einem anderen Universum, vielleicht gibt es auch unendlich viele Anfänge und Welten?

Das Standardmodell geht vom singulären Ereignis des Urknalls und der danach erfolgenden Expansion oder Inflation des Universums aus. Einen Hinweis darauf liefert auch die Mikrowellen-Hintergrundstrahlung als Relikt des Urknalls, die 380.000 Jahre nach dem Urknall entstanden, als sich das Universum auf 3.700 Grad abgekühlt und die Dichte der Suppe aus Strahlung und Materie abgenommen hatte. Die Mikrowellen-Strahlung hat sich seitdem von etwa 3.000 Kelvin auf jetzt 2,725 Kelvin (-270 C) abgekühlt. (Der Urknall-Klassiker).

WMAP-Bild der Temperaturunterschiede in 13,7 Milliarden Jahren. Bild: NASA / WMAP Science Team

Vahe Gurzadyan vom Yerevan Physics Institute in Armenien und der bekannte britische Physiker und Mathematiker Richard Penrose haben nun eine Theorie vorgestellt (Concentric circles in WMAP data may provide evidence of violent pre-Big-Bang activity), dass nach den Messungen der WMAP-Sonde (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe), bestätigt durch die Ballondaten von BOOMERanG98, Raum und Zeit doch nicht erst mit dem Urknall entstanden sind und das Standardmodell des inflationären Universums möglicherweise nicht gültig sein könnte. Das haben natürlich auch schon andere Wissenschaftler behauptet (Der Zeitpfeil vor dem Urknall).

Ein von Penrose und Gurzadyan herausgehobener Kreis in den WMAP-Daten.

Die beiden Wissenschaftler gehen in ihrem Paper von den konzentrischen Kreisen aus, die sich in den WMAP-Daten der Hintergrundstrahlung beobachten ließen und in denen die Temperatur niedriger sei. Das würde eher darauf hinweisen, dass der Urknall nur einer unter vielen war und dass unser Universum nur ein vorübergehendes Ereignis in einem zyklischen Universum ist, das mit jedem Urknall neu beginnt und möglicherweise endlos neue Universen erzeugt.

Die konzentrischen Kreise sollen uns nämlich die Möglichkeit bieten, hinter den Urknall zu sehen, weil sie durch das Aufeinandertreffen von riesigen Schwarzen Löchern mit Galaxien im Universum vor dem unserem entstanden seien. Für uns würde dies "nicht in der Form von Gravitationswellen, sondern in der von sphärischen, weitgehend isotropen, heftigen Energieausbrüchen in der ursprünglichen Materie des Universums erscheinen, was wir für eine ursprüngliche Form der Dunklen Materie halten." Und weil die konzentrischen Kreise nicht zufällig verteilt sind, würden sie auch der Vorstellung der Inflation widersprechen. Wenn ein erneuter Urknall droht, wird die Entropie nach Gurzadyan und Penrose sehr niedrig. Dann würden nämlich die Schwarzen Löcher allmählich mit der Expansion des Universums verschwinden, wodurch die Entropie sinkt.