Kinder als emotionales Druckmittel, Teil 2

Eine andere Form der Ausbeutung, die in der Öffentlichkeit kaum beachtet wird: Kinderprostitution

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Kinderpornographie an sich hat noch andere Hintergründe und diese sind auch in der ungleichen Verteilung von Reichtum zu suchen. Für manche Kinder ist die Kinderprostitution eine Form der Arbeit, die der Familie notwendige finanzielle Ressourcen einbringt. Kinderpornographie entsteht hier als Nebenprodukt.

Vereinfacht ausgedrückt lässt sich Kinderprostitution von anderer Kinderarbeit nur dann trennen, wenn man die Schäden, die sexuelle Ausbeutung mit sich bringen kann, automatisch höher bewertet als jene, die körperliche Ausbeutung mit sich bringen kann. Wenn Kinder für ein paar Kupfermünzen pro Stunde Teppiche knüpfen oder in Minen arbeiten - sind ihre körperlichen Schädigungen dann weniger schlimm zu bewerten als jene, die ein Kind davonträgt, dass sich pro Tag einige Male an erwachsene Freier verkauft oder für erotische Photos posiert? Die Abwägung, was weniger schlimm ist, ist zynisch, aber eben das, was die Politik erledigt, wenn sie Kinderprostitution geißelt, aber Kinderarbeit als solche als Wettbewerbsvorteil der Firmen gelten lässt.

Die Argumentation, dass ein Verbot der Kinderarbeit so lange unsinnig ist, wie nicht die Armut in den Ländern, in denen man sie zulässt, beseitigt wird, ist nachvollziehbar. Tatsächlich würde ein Verbot zwar das Gewissen beruhigen, letztendlich jedoch die Kinder in die Kriminalität treiben, ohne dass sich am Geschehen etwas ändert. Auch hier bedürfte es einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema Armut und deren Bekämpfung, welche jedoch durch diejenigen, die vorschnell den moralischen Zeigefinger heben, torpediert wird. Gleiches gilt auch für jene, die beim Thema Kinderarbeit den Hinzuverdienst des Teenagers mit dem Teppichknüpfen eines 6-Jährigen in einen Topf werfen, um so die Grenzen weiter zu verwischen.

Andere Länder...

Bei der Diskussion um Kinderpornographie, die auch Posingphotos beeinhaltet, gab es nie eine Auseinandersetzung mit den Sitten und Gebräuchen anderer Länder. Diese ist jedoch notwendig, da in anderen Kulturen auch andere Ansichten bezüglich Nacktheit oder Erotik herrschen. Insofern ist es verständlich, dass allzu schnell Ländern wie Japan auf der Liste der Länder, die vermeintlich keine Vorschriften gegen Kinderpornographie haben, landeten.

Beispielsweise sind die sogenannten Thong-Photos, also Photos, die Menschen in String-Bikinis zeigen, gerade auch mit kindlichen Modellen, in Japan sehr beliebt. Für die Politik heißt dies, dass hier Kinder sexuell ausgebeutet werden, was auch durch die Mischung mit sexueller Gewalt dazu führt, dass hier von traumatischen Erlebnissen gesprochen wird. Erfahrungsberichte, wie der eines Mädchens, welches mit 12 Jahren in Stringbikinis posierte und mit 14 Jahren keineswegs den Eindruck eines stark traumatisierten Kindes machte, sondern stolz mit den eigenen Photos posierte, zeigen, dass hier mit falschen Annahmen argumentiert wird.

Die Tatsache, dass 12-jährige Kinder sich freiwillig in sexy Posen werfen bzw. sexy Kleidung tragen und davon Aufnahmen machen lassen, wirkt auf westliche Menschen unerhört und moralisch untragbar. Unabhängig davon, ob solche Kinderphotos nun legal sein sollten oder nicht, kommt hier jedoch ein sehr stark vernachlässigter Aspekt der Debatte um Kinderpornographie zum Vorschein: inwiefern hängt auch die Traumatisierung der Kinder, die stets als Argumentation genutzt wird, von der Gesellschaft ab? Bewusst einfach formuliert: für manches Kind, das für solche Photos posierte (ohne dass es also zu sexueller Gewalt kam), entsteht die Traumatisierung gegebenenfalls erst dadurch, dass man ihm im Nachhinein suggeriert, dies sei etwas Schlechtes gewesen, ohne dass das Kind dies als solches bisher wahrnahm oder selbst so bewertete.

Am besten gleich die gesamte Pornographie verbieten

Indem diese Aspekte fremder Kulturen und der Nacktheit an sich außen vor bleiben, ruft die Diskussion um Kinderpornographie natürlich auch jene auf den Plan, die in der Pornographie im allgemeinen etwas Verwerfliches sehen. Daher ist die Diskussion stets auch begleitet von religiöser Argumentation und von Annahmen wie der, dass Pornographie erfüllte Beziehungen vergiftet oder zum Liebesverlust führt, wobei die "reine Liebe'" hier als überhöhte Bezeichnung für die oft religiös legitimierte monogame Partnerschaft mit der fleischlichen Liebe (=Sex) als Dreingabe, die jedoch im Vergleich mit der seelischen Verbundenheit, der gemeinsamen Hingabe und Werten wie dem "gemeinsamen Glück" stets an letzter Stelle steht.

Die Erhöhung des Schutzalters auf 18 Jahre sowie die Erweiterung des Begriffes der Kinderpornographie sind insofern für diejenigen, die Pornographie im allgemeinen ablehnen oder gerne verbieten möchte, wichtige Punkte, ebenso wie der Begriff der Scheinminderjährigkeit, der auch Pornographie, die Erwachsene zeigt, in ähnlicher Weise aburteilt wie die tatsächliche Kinderpornographie. Hier wird dann auch die sogenannte Anfixthese vertreten, die besagt, dass derjenige, der nur oft genug Kinder- und Jugendpornographie konsumiert (bzw. eben Scheinminderjährigenpornographie) dadurch eine sexuelle Präferenz erlangt, die ihn quasi zur "tickenden Zeitbombe" macht, die früher oder später dann, da der Pornographiekonsum nicht mehr ausreicht, auch gegenüber Kindern oder Jugendlichen sexuelle Gewalt ausübt. Diese These kann nicht wissenschaftlich belegt werden, dient jedoch gerade der Politik oft als "Argument", welches nur selten hinterfragt wird.

Es ist für die Gesamtdiskussion innerhalb der Politik stets wichtig, die emotionalen Aspekte in den Vordergrund zu rücken, da die sachlichen Problematiken bei weitem nicht durch Netzsperren oder einer Verteufelung aller Pädophilen gelöst werden können. Die Thematik Kinderpornographie beinhaltet zu viele Themen, die sehr vielschichtig zu betrachten sind und die diskutiert gehören, die aber über ein simples "Kinderpornographie ist böse, Pädophilie auch" weit hinausgehen. Indem die Politik aber über all diese Einzelaspekte den Mantel des Schweigens senkt und sich stattdessen auf die Scheinlösungen wie Netzsperren konzentriert, ohne auch da all die Nebenaspekte und Problematiken zu bedenken, beutet sie die Kinder aus, denen sie vermeintlich helfen will. Die weinenden und gequälten Kinder sind hier lediglich Vehikel, um möglichst einfache "Lösungen" zu verkaufen und die Diskussion zu unterdrücken. Sie dienen nur als Beiwerk für jene, die sich selbst feiern möchten.

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