Die politische Gewaltbereitschaft in den USA nimmt unter den Rechten zu

Jeder achte Tea-Party-Anhänger findet Gewalt gegen gegenwärtige Regierung legitim

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US-Präsident Obama versuchte nach dem Anschlag in Tucson, Arizona, sich wieder einmal versöhnlicher und parteiübergreifender Landesvater darzustellen, der zur Ruhe und Toleranz auffordert. Bei dem Angriff auf die demokratische Abgeordnete Gabrielle Giffords und die Teilnehmer einer Wahlkampfveranstaltung war diese schwer verletzt worden, 6 Menschen tötete der junge Mann, dessen Motive noch nicht bekannt sind, 12 verletzte er.

Doch Einheit vermag der Präsident nicht herzustellen, die politische Lage ist vor allem seitens der Republikaner und der Tea-Party-Bewegung vergiftet, der Wahlkampf ist in vollen Gängen, auch wenn die Wahl erst in 2 Jahren stattfindet. Sarah Palin, die man mit für die aufgeladene und aggressive Stimmung mit verantwortlich machte, ist in keiner Weise bereit zur Abrüstung. Der "gestörte" Täter hätte ganz alleine gehandelt, sie werde stellvertretend für die Tea-Party-Bewegung zum Opfer der Linken und der Massenmedien gemacht, redet von "Blutanklage".

Palin, die schon mal im politischen Kampf zum Nachladen auffordert oder demokratische Politiker im Fadenkreuz darstellt, will davon nichts zurücknehmen. Sie werde nicht schweigen, sagte sie dem rechten Sender Fox News, bei dem sie auch als Kommentatorin arbeitet. Sie werde auch dafür kämpfen, dass "andere wie Rush Limbaugh, Mark Levin oder die Tea-Party-Patrioten nicht zum Schweigen gebracht werden". Dass aggressive politische Rhetorik am Anschlag in Arizona verantwortlich sei, glaubt allerdings auch eine Mehrheit der Amerikaner nicht.

Ob nun die Tea-Party-Anhänger die ihr nahestehenden Politiker antreiben oder diese die "Wutbürger" weiter anheizen, ist wohl kaum wirklich zu beantworten, da beides zutreffen wird. Tatsache aber scheint zu sein, dass im Dunstkreis der Tea-Party nicht nur Wut, sondern auch Gewaltbereitschaft herrscht, die dann auch zu Anschlägen auf Politiker oder den "Staat" führen kann, wie dies in den USA Tradition hat.

Eine Umfrage, die Public Policy Polling für Daily Kos bei registrierten Wahlberechtigten durchgeführt hat, bestätigt, dass die USA politisch zerrissen sind. Zwar wurden nur 1000 Personen telefonisch befragt, die Irrtumswahrscheinlichkeit liegt daher bei 3,1 Prozent, aber die Ergebnisse sind ganz interessant.

Barack Obama befürworten 49 Prozent, 48 Prozent lehnen ihn ab, vor allem die weißen Amerikaner, diejenigen, die im Süden leben, und diejenigen, die älter als 30 Jahre sind sowie zwischen 50.000 und 100.000 Dollar jährlich verdienen, also die Mittelschicht mit Angst vor dem Absturz. Jeweils 85 Prozent der Anhänger der Republikaner und der Tea-Party-Bewegung sind gegen Obama und jeweils 87 Prozent sind mit seiner Arbeit nicht zufrieden, mit 50 Prozent sind allgemein die Amerikaner nicht mehr sehr von Obamas Arbeit als Präsident überzeugt. Frauen neigen Obama und seiner Arbeit eher zu als dies Männer machen.

Wirklich interessant aber ist die Frage, ob Gewalt gegen die gegenwärtige Regierung gerechtfertig sei oder nicht. 6 Prozent der Amerikaner bejahen dies, 82 Prozent sagen Nein und erstaunliche 11 Prozent können sich nicht entscheiden. Nun sind 6 Prozent schon ziemlich viele Menschen, die möglicherweise für Gewalt aktivierbar wären oder sie decken würden. Anhänger der Demokraten gleichen mit 5 Prozent, die Gewalt befürworten, in etwa denen der Republikaner, die sich zu 6 Prozent dafür aussprechen. Bei den Anhängern der Tea-Party-Bewegung sind es aber gleich 13 Prozent, also deutlich mehr, während nur 75 Prozent dies ablehnen.

Hier scheinen sich also die extremen und radikalen Amerikaner zu sammeln, wobei die Gewaltbefürworter wenig erstaunlich mit 17 Prozent am stärksten unter den jüngeren Menschen zwischen 18-30 Jahren und mit 13 Prozent bei denjenigen zu finden sind, die weniger als 30.000 Dollar im Jahr verdienen. Daily Kos kommentiert: "13 Prozent der Tea-Party-Anhänger sind gefährliche Extremisten."