Einen kostenlosen Internetzugang für alle Menschen

Eine Organisation will einen Satelliten kaufen, damit jeder auf das Internet zugreifen und keiner den Zugang verhindern kann

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Mit WikiLeaks und den Protesten im Nahen Osten ist wieder die möglicherweise revolutionäre Rolle des Internet ins Bewusstsein gerückt, das neue und schnelle Möglichkeiten bietet, Informationen zu verbreiten und sich zu organisieren.

Nicht nur können ungeheuer große Datenmengen angelegt und veröffentlicht werden, Kommunikation und Informationsfluss können fast in Echtzeit auf der Ebene von Massen oder global stattfinden. Das hat dazu geführt, dass Regierungen wie in Ägypten versuchen, das Land vom Internet abzuhängen oder es wie in Syrien, Iran, China, Saudi-Arabien etc. streng kontrollieren oder zensieren. Die Diktatur in der "Volksrepublik" Nordkorea hat auch im Hinblick auf das Internet die Menschen in ein Gefängnis eingesperrt. Und in allen Ländern wird versucht, die durch das Internet ermöglichte Informationsrevolution zu begrenzen und in den Griff zu bekommen.

Die Hilfsorganisation A Human Right hat angekündigt, einen Satelliten kaufen zu wollen, um für alle Menschen einen kostenlosen Internetzugang zu ermöglichen. Der Internetzugang sei nämlich ein Menschenrecht. Aber 70 Prozent haben bislang keine Möglichkeit, vor allem in den Entwicklungsländern. Information dürfe nichts mehr kosten, um weiteren 5 Milliarden Menschen den Zugang zu einem "freien und vertrauenswürdigen Informationsdienst" zu ermöglichen. Bestärkt wurde man durch die Aktion des ägyptischen Regimes, den Bürgern einfach den Zugang zu kappen. Tunesien wird als "erste erfolgreiche Internetrevolution" bezeichnet.

Freilich, so könnte man einwenden, reicht es nicht aus, einen kostenlosen Zugang zu haben, wenn man die entsprechenden Geräte wie einen Computer oder ein Smartphone nicht besitzt – und auch kein Modem. Also versucht die Gruppe das MIT aufzufordern, ein Satellitenmodem zu entwickeln, das nur 100 USD kostet. Das dürfte für die meisten, die heute keinen Internetzugang haben, noch viel zu teuer sein. Aber die Idee, die in Berlin entstanden ist, hat zweifellos Charme.

Die von Kosta Grammatis gegründete Organisation will Spenden einsammeln, um den bislang größten Kommunikationssatelliten TerreStar-1 zu kaufen. Chancen rechnet man sich aus, weil TerreStar, das Unternehmen, das den Satelliten besitzt, im Oktober 2010 in den Konkurs gegangen ist.

Mit 150.000 US-Dollar Anfangskapital will man dann vorbereiten, den Satelliten zu übernehmen. 47.000 USD sind schon eingesammelt worden. Finanzieren sollen den freien Basiszugang Telekommunikationsunternehmen, die für Bandbreite zahlen, was aber auch hieße, dass man ein Zwei-Klassen-Modell einführt. Andererseits wäre es für ein Land schwieriger, das gesamte Internet zu schließen. Es sei ein kriegerischer Akt notwendig, einen Satelliten auszuschalten. Allerdings ist der Satellit geostationär und deckt nur die USA, Kanada, Puerto Rico, Hawaii und Alaska ab. Oder haben wir etwas falsch verstanden?