Climategate war eine Luftblase

Auch eine Prüfung des US-Wirtschaftsministeriums im Auftrag des Senators und glühenden Klimaskeptikers Inhofe fand keine Hinweise auf Datenmanipulation

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Einer der führenden Klimaerwärmungsleugner in den USA ist der republikanische Senator James Inhofe, der auch im Umweltausschuss sitzt und dort eine Kampagne gegen die Klimawissenschaftler führt, die von einer von Menschen verursachten Klimaerwärmung ausgehen. Für Inhofe ist das einfach seit Jahren der größte Schwindel, den es je gegeben hat (Klimaerwärmung: Gibt es einen Konsens der Wissenschaftler?; Revolte gegen Klimapolitik und den Weltklimarat).

Kein Wunder, dass auch der rechte Senator, der schon mal Umweltschützer mit Nazis gleichstellt, höchst erfreut über den Leak oder einen Hack ackHhvon auf dem Server der Climatic Research Unit der University of East Anglia gespeicherten Emails von Klimawissenschaftlern war und wie andere gleich von Climagate sprach, weil angeblich dadurch die weltweite Verschwörung der Klimaerwärmung aufgedeckt wurde, also dass an Daten manipuliert oder Kritiker marginalisiert wurden, um der amerikanischen Wirtschaft zu schaden und/oder eigene Interessen durchzusetzen. Der durch "Climategate" angeblich gestützte Verdacht einer weltweiten Verschwörung von Politikern und Wissenschaftlern dürfte auch dazu beigetragen haben, dass US-Präsident Obama bislang kein Gesetz zur Reduzierung der Emissionen durch den Kongress hat bringen können. Das Klimagesetz von 2009 hängt weiterhin im Senat fest (US-Senat kippt Klimaschutzgesetz).

Tatsächlich wurde im Zuge von Climategate, passenderweise kurz vor dem UN-Klimagipfel geschehen, einiges an Laxheit und falschen Darstellungen entdeckt (Weltklimarat weiter in Glaubwürdigkeitskrise), allerdings keine grundsätzlichen Irrtümer oder Fehler, die nahelegen würden, dass es keine Klimaerwärmung gibt und dass diese nicht auf die menschliche Aktivität im Anthropozän zurück geführt werden kann. Es wurde eine Reihe von Untersuchungen zur Datenlage und zum Verhalten von einzelnen Wissenschaftler durchgeführt, beispielsweise von der Pennsylvania State University, dem National Research Council und dem britischen Unterhaus, die darauf hinausliefen, dass keine Manipulationen gemacht wurden.

Einen echten Verschwörungstheoretiker kann das natürlich nicht erschüttern, auch nicht Senator Inhofe, auf dessen Veranlassung hin auch der Generalinspekteur des Wirtschaftsministeriums eine Prüfung der Emails vornahm, die Mitarbeiter der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) geschrieben hatten. Inhofe erwartete die Aufdeckung des von ihm unterstellten Schwindels, aber die Überprüfung der 289 Emails, die NOAA-Mitarbeiter und Jane Lubchenco, die Direktorin, betreffen, von den insgesamt 1.073 ergab nach dem Generalinspekteur keine Hinweise auf eine Datenmanipulation: "Wir fanden keinen Beweis, dass NOAA unangemessen Daten manipuliert hat", so das Ergebnis des Berichts.

Auch in den zuvor erfolgten Untersuchungen kam man zum selben Ergebnis. Bei nur wenigen Emails seien Nachfragen notwendig gewesen, so der Bericht des Generalinspekteurs. Gerügt wird NOAA vor allem, weil man einem Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz (FOIA) nicht nachgekommen ist, Einsicht CRU-Emails zu geben, obwohl sie dazu verpflichtet ist. NOAA argumentiert, dass die Daten, nach denen gefragt wurde, sich nicht im Besitz der Behörde befunden haben, sondern dem IPCC gehörten. Der Generalinspekteur wirft der Behörde vor, dass man zumindest einige der Emails, in denen die Forschung diskutiert wurde, hätte herausgeben müssen.

Inhofe will sich mit dem Bericht nicht geschlagen geben, sondern ist der Meinung, dass NOAA-Mitarbeiter vermutlich doch das Informationsfreiheitsgesetz verletzt und Daten manipuliert hätten. Er zitiert länglich Passagen aus dem Bericht, um seinen Verdacht zu unterstützen, ohne konkret zu werden. Climagate hat sich in Luft aufgelöst. Das dürfte aber die Klimaskeptiker wie Inhofe nicht zum Umdenken verleiten.