"Yeeeeeeeeehaaaa Sony! Immer druff"

Sony geht juristisch gegen seine User vor - und diese küssen die Peitsche auch noch

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Die Zeiten, in denen die PS3 eine klavierlackierte Blackbox war, sind offenbar endgültig vorüber. Dank Reverse Engineering haben findige Tüftler viele Geheimnisse der Konsole gelüftet und sind dabei auf Schwachstellen gestoßen, die sich für Homebrew-Anwendungen wie auch kopierte Spiele nutzbar machen lassen. Und diese Lücken lassen sich offensichtlich nicht mehr so einfach mit Firmware Updates stopfen, wie dies Sony in der Vergangenheit mehrfach gelang.

Die ersten massiven Auswirkungen bekam der PS3-Nutzer im März vergangenen Jahres zu spüren, als mit dem Update auf Firmware-Version 3.21 auf einmal die Unterstützung der Konsole für alternative Betriebssysteme (sprich: Linux) als Reaktion auf einen ersten zaghaften Jailbreak-Versuch gestrichen wurde. Fortan war die einst von Sony als Werbestrategie genutzte Offenheit der Konsole für andere Anwendungen als nur Spiele zu spielen und Media-Player zu sein passé: Vom Cluster, der für naturwissenschaftliche Anwendungen genutzt werden konnte, bis hin zur Home-Office-Konsole fürs Wohnzimmer war die PS3 nun nicht mehr zu gebrauchen. Der subtile "Countdown" in der Firmware-Versionsnummer war damit an sein Ende gelangt und manche PS3-Käufer sahen dieses Downgrade-Update als Fehdehandschuh, den sie bereitwillig aufnahmen.

Geohot, Graf_Chokolo und Jailbreak

Richtig heiß wurde diese Fehde jüngst, als der US-amerikanische Hacker Geohot alias George Hotz, der bereits für seinen Jailbreak von Apples iPhone und anderen Geräten zu einigem Ruhm gekommen war, sich auch an Sonys Konsole herantastete. In einem YouTube-Clip beschrieb Hotz, wie es ihm gelungen war, die Konsole zu knacken und führte vor, dass er eine alte Firmware-Version darauf installiert und eine Homebrew-Software zum Laufen gebracht hatte. Die Anleitung und Software lud er auf seinen Webserver und bot sie auf seiner Webseite zum Download an.

Fast stante pede reagierte Sony, klagte gegen Hotz auf Unterlassung und zwang ihn, die Hack-Anleitung von seiner Internet-Seite zu nehmen. Seither befindet er sich mit Sony im Rechtsstreit, welcher mittlerweile so eskaliert ist, dass ihm nach einer Hausdurchsuchung alle Computer beschlagnahmt wurden, die er vermeintlich zum Knacken der Konsole und Verbreiten der Anleitung genutzt hatte. Gleiches widerfuhr vor kurzem dem weltbekannten deutschen Hacker Graf_Chokolo. Dieser hatte ebenfalls einen Blick hinter den japanischen Klavierlack gewagt und vor einer Woche dafür Sonys Quittung kassiert: Hausdurchsuchung und Beschlagnahme von "Beweismitteln". Wie Geohot konnte auch er seine Dokumentationen nach dem Modell "WikiLeaks" ins Netz absetzen.

Sony und der Streisand-Effekt

Dort wurde sie mittlerweile von unzähligen Usern angesehen und heruntergeladen. Der Flurschaden war damit angerichtet und Sonys Bemühungen, den gebrochenen Damm mit juristischen Mitteln wieder zu flicken, wirken seither immer verzweifelter. Fast erinnert es an den berüchtigten Streisand-Fall, in dem die Schauspielerin Barbara Streisand versucht hatte, fotografische Aufnahmen ihres Hauses aus dem Internet zu tilgen und damit eine Publicity erzeugte, die genau das Gegenteil bewirkte. Dass Ähnliches geschehen würde, hätte Sony sich an drei Fingern abzählen können - gerade angesichts eines in den letzten Jahren verstärkt auftretenden Konfliktes zwischen "bösen Organisationen" (Microsoft, Google, Apple, Facebook, ...) und dem im Netz gebündelten Widerstand gegen solche.

Und so verbreiten sich die Anleitungen munter weiter im Netz und Sony jagt seine Anwälte hinterher, um jeden Verbreiter einer Anleitung vor den Kadi zu zerren - auch hier in Deutschland und das mit (mal wieder) tatkräftiger Unterstützung des Hamburger Landgerichtes, das von Abmahnwilligen aufgrund seiner Rechteinhaber-freundlichen Spruchpraxis immer wieder gern angelaufen wird.

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