Drei-Sprung

Drei neue Jump ’n‘ Runs: "Kirby und das magische Garn", "De Blob 2" und "Little Big Planet 2"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Das Genre der Jump ’n‘ Runs ist inzwischen über dreißig Jahre alt und hat im letzten Jahr besonders auf Nintendos Wii mit Donkey Kong Country Returns und Super Mario Galaxy 2 starke Titel ins Rennen gebracht. Nintendo selbst bringt mit Kirby und das magische Garn für die Wii ein Spiel, das auch Einsteigern Spaß machen soll. Sony setzt mit Little Big Planet 2 für die PS3 noch stärker als beim Vorgänger auf User-generated Content. THQ schickt De Blob 2 nicht mehr wie den Vorgänger exklusiv auf Nintendos Wii und DS ins Rennen, sondern bedient diesmal auch den Xbox360- und PS3-Markt.

Kirbys Strickmuster

Kirby hatte seinen ersten Auftritt auf dem Game Boy vor fast 20 Jahren. Sein kugelförmiges Aussehen verdankt er dem Zufall: Eigentlich war die vereinfachte Form lediglich als Platzhalter gedacht. Sie gefiel seinem damals neunzehnjährigen Erfinder Masahiro Sakurai aber so gut, dass er sie schließlich beibehielt.

Kirby’s Dream Land, das erste Spiel mit dem putzigen Vielfraß, sollte auch Gaming-Neulingen Spaß machen und war daher - besonders im Vergleich zu den seinerzeit oft deutlich schwereren Spielen - eher simpel. In Kombination mit der niedlichen Umgebung wurde es von Hardcore-Gamern belächelt, brachte aber gleichzeitig frischen Wind. Inzwischen gibt es dreizehn Kirby-Titel plus zahlreiche Gastauftritte des pinken Helden.

Kirbys besondere Begabung passt zu seinem Äußeren: Er kann auch größere Gegner einsaugen und als Wurfgeschoss gegen weitere Widersache ausspucken. Zudem kopiert er beim Einsaugen die Fähigkeiten bestimmter Monster. Diese Besonderheit behält er auch in der "Super-Smash-Bros"-Serie bei, die wie die Kirby-Titel von HAL Laboratory entwickelt wurde.

Ausgerechnet seine besondere Begabung verliert Kirby in seinem jüngsten Auftritt auf der Wii. Der Genuss einer verhexten Tomate befördert ihn ins Stoffland, einer Welt aus gestrickten Landschaften mit Einwohnern aus Fäden. Dort wird er selbst zu einem wollenen Kreis und muss beim ersten Einsaugversuch feststellen, dass die Luft einfach durch ihn hindurch geht.

Das Setting, das wie ein gestricktes Bilderbuch wirkt, passt perfekt in die Kirby-Serie. Alle Wesen und auch die bewegte Umgebung mit Wasser und Bäumen sind aus Wollfäden gewoben. Seiner Saugkraft beraubt schwingt er einen Faden wie ein Lasso, mit dem er die Widersacher besiegt oder einfängt, um sie schließlich wie gewohnt als Waffe gegen weitere Wesen zu verwenden.

Spielerisch bleibt sich die Serie somit trotz des fehlenden markanten Einsaugens treu. Kirby verwandelt sich an einigen Stellen, wenn auch anders als in früheren Titeln. Statt Gegner zu kopieren, nimmt er an speziellen Flicken auf dem Stoff unterschiedliche Formen und Fähigkeiten an, vom Delphin über eine Eisenbahn bis zum Ufo. Die Verwandlungspassagen sind fester Bestandteil einiger Levels und somit eher vergleichbar mit Donkey Kongs Lorenfahrten als mit dem Kopieren der Gegner in älteren Kirby-Spielen.

Dem Anspruch, auch Videospiel-Neulingen Spaß zu machen, bleibt Kirby auch in seinem jüngsten Auftritt gerecht. Es gibt kein Game Over, nicht einmal das Rücksetzen an einen Checkpoint. Der Held hat keine Lebensenergie, sondern verliert bei Treffern einen guten Teil der gesammelten Perlen. Das Erreichen des Level-Endes ist somit - ganz anders als in "Donkey Kong Country Returns" (vgl. Willkommen im Dschungel) - nie eine Herausforderung. Allerdings bestimmt die Zahl der Perlen, die Kirby durchs Ziel trägt die Medaille, die er als Belohnung erhält. Das reine Durchspielen wird ehrgeizigen Gamern nicht reichen, sondern es muss am Ende schon Gold dabei herausspringen.

Auch gibt es die üblichen versteckten Gegenstände und Boni. So verbergen sich in jedem Level ein Musikstück und zwei Einrichtungsstücke, mit denen Kirby Wohnungen im Filzhaus ausstattet. Mit den passenden Möbeln schaltet der Spieler Minispiele frei, bei denen er beispielsweise in einer begrenzten Zeit eine vorgegebene Perlenzahl sammeln muss. Unter diesen Extras gibt es Herausforderungen, die auch einem geübteren Spieler gerecht werden, aber fürs reine Durchspielen nicht erforderlich sind.

Die grafische Gestaltung ist herausragend. Dabei hilft freilich die vereinfachte Art der Wollfäden, die auf der letzten verbleibenden nicht-HD-Konsole die Darstellung spiegelnder Oberflächen oder Gesichter meidet. Die Animationen sind sehr realitätsnah, wirken beispielsweise wie Fäden im Wind. Anders als "Little Big Planet 2" setzt HAL Laboratory dabei jedoch nicht auf die physikalisch präzise umgesetzte Bewegungen der Figuren, sondern eher klassisches Jump-And-Run. Die Interaktionen sind aber häufig aufs Setting abgestimmt, wenn Kirby beispielsweise an Knöpfen schwingt oder Reißverschlüsse öffnet um neue Bereiche zu betreten.

Das Grundkonzept von Kirby, sowohl einsteigerfreundlich zu sein als auch geübten Spielern genügend Anreize zu geben, geht auf. Der Hauptgrund dafür ist das hervorragende Level-Design und der Ideenreichtum. Ähnlich wie bei "Super Mario Galaxy 2" (vgl. Mario, grüß mir die Sterne!) gibt es immer wieder Neues zu entdecken, sodass "Kirby und das epische Garn" von Anfang bis Ende abwechslungsreich und frisch bleibt. Jungs in der Pubertät werden sich vermutlich von der kindlichen Gestaltung abschrecken lassen, alle anderen finden ein sehr gutes Jump-And-Run-Spiel.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.