Warum werden in Fukushima keine Roboter eingesetzt?

Ausgerechnet im Roboter verliebten Japan müssen allein Menschen sich der gefährlichen Radioaktivität aussetzen

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Schon lange herrscht Verwunderung darüber, warum ausgerechnet eine Nation wie die japanische, in der breite Bevölkerungsschichten ähnlich wie in Südkorea von Robotern begeistert sind und deren Entwicklung massiv gefördert wurde, offenbar über keine Roboter verfügt, die für Arbeiten am havarierten AKW in Fukushima geeignet sind. Anstatt Menschen gefährlich hoher, wenn nicht gar tödlicher Strahlung auszusetzen, sollte es doch möglich sein, etwa das Einpumpen von Wasser mittels ferngesteuerter Fahrzeuge oder Wasserwerfer vorzunehmen. Schon beim Fast-Super-Gau in Three Miles Island 1979 wurden Roboter eingesetzt.

Ähnlich erstaunlich wie die Schlampereien des AKW-Betreiberkonzerns Tepco und der zuständigen Behörden im Umgang mit der Atomtechnik, ist die mangelnde Vorsorge im Hinblick auf die Entwicklung und den Einsatz von Robotern im Falle eines Gaus. Schließlich wären Roboter als Stellvertreter von Menschen für den Aufenthalt und die Arbeit in verstrahlter Umgebung geradezu ein Paradeeinsatzfall – nicht nur im Fall eines Supergaus. Und weil es solche Roboter durchaus gibt, wenn offenbar auch nicht in Japan, ist noch viel undurchsichtiger, warum in einer Nation, die so sehr auf Atomtechnik setzt, solche Roboter überhaupt nicht vorhanden zu sein scheinen, auch wenn Rettungsroboter durchaus hergestellt werden.

Warrior von iRobot. Bild: iRobot

Roboter wären zwar nur ein Bestandteil eines Notfallprogramms, das es offensichtlich gar nicht gegeben hat. Ist man schlicht davon ausgegangen, dass schon nichts Schlimmes passieren wird, weil die AKWs so sicher sind und ein Restrisiko nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit eintreten wird? Oder war man nur zu geizig und profitversessen, um strenge Kontrollen, teure Vorsorgemaßnahmen für auch seltene Situationen und ausgefeilte Notprogramme zu realisieren?

Spielen hier womöglich kaum verständliche kulturelle Eigenheiten herein? Sind Roboter zwar gut genug, um Menschen in der industriellen Produktion oder in der Alten- und Krankenpflege, in der Schule, als Berater, beim Spielen oder in der Unterhaltung zu ersetzen, aber vertraut man ihnen zu wenig, wenn es um Tod oder Leben geht? Sind also Kamikaze-Einsätze weiterhin für Menschen reserviert, dies es zudem billiger zu haben gibt? Ist ein Menschenleben letztlich doch nicht so viel wert? Oder war das Vertrauen so groß, dass AKWs in jedem Fall von Menschen kontrolliert werden können?

Wie auch immer man die Frage beantworten kann, auffällig ist das Fehlen von Robotern, die beim letzten großen technischen Unfall, bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, eine große Rolle gespielt haben. Damals ging es um Arbeiten in der Tiefe von 1.500 Metern unter dem Meeresspiegel. Möglicherweise gibt es in Fukushima einen Roboter namens Monirobo, der nicht nur Daten erfassen und Bilder liefern, sondern auch Gegenstände aus dem Weg räumen kann und dessen Elektronik vor Strahlung geschützt ist. Aber über seinen Einsatz wird nicht berichtet.

Angeblich hat das japanische Verteidigungsministerium 4 Roboter bei der Firma iRobot bestellt, um sie in Fukushima einzusetzen. Mit dem kleineren Packbot 510 lassen sich vornehmlich Daten messen das Gelände erkunden, mit dem größeren Warrior 710 können Wege geräumt werden, sie können auch dazu dienen, mit Schläuchen Wasser in die Reaktoren oder Abklingbecken zu sprühen.