Stoiber-Tochter der nächste Guttenberg?

Ein Wiki wirft der Juristin Dr. Veronica Saß Plagiarismus vor

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Die Tochter des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber heißt Dr. Veronica Saß. Ihre Doktorarbeit schrieb die 33-jährige Juristin an der Universität Konstanz. über "Regulierung im Mobilfunk". 2009 erschien die von den Professoren Georg Jochum und Kay Hailbronner angenommene Arbeit im Berliner LIT-Verlag.

Nachdem im Februar herauskam, dass der ehemalige Verteidigungsminister Karl Theodor von und zu Guttenberg seinen Summa-Cum-Laude-Doktor unverdient verliehen bekam, nahm sich eine Gruppe von freiwilligen Plagiatsjägern auch die Doktorarbeit der Stoiber-Tochter vor. In ihrem Wiki kommen sie zu dem Ergebnis, dass Saß vor allem im hinteren Teil ihrer Arbeit teilweise über Seiten hinweg wörtlich aus anderen Publikationen abschrieb, ohne dies entsprechend zu kennzeichnen. Dabei soll sie auch Zwischenüberschriften und Fußnoten mit übernommen haben. Als "Höhepunkt" wertet man eine Stelle, in der die Juristin den Hamburger Ökonomen Jörn Kruse mit der Bemerkung "so auch Kruse" zur Untermauerung der (dem Wiki nach nur vermeintlich) eigenen Ergebnisse heranzieht.

Bei der Universität Konstanz heißt es auf Nachfrage, dass der Promotionsausschuss derzeit "eine rechtswissenschaftliche Dissertation" auf Plagiatsvorwürfe hin überprüfen würde. Dazu habe man die Beteiligten um Stellungnahmen gebeten, von denen die Dauer des Verfahrens abhänge. Zusätzlich habe man auch die Kommission "Verantwortung in der Wissenschaft" von dem Fall in Kenntnis gesetzt. Dies sei das "übliche Vorgehen", wenn der Universität Plagiatsvorwürfe zu Ohren kommen. Ob das Verfahren die Stoiber-Tochter betrifft, dürfe man aber "aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes" weder bestätigen noch dementieren.

Sollte in der Untersuchung tatsächlich um diese Doktorarbeit gehen, dann droht Dr. Veronica Saß nicht nur ein Entzug des Titels und ein Strafverfahren wegen Urheberrechtsverletzung, sondern auch eines wegen Abgabe einer falschen eidesstattlichen Erklärung. Denn anders als an der Universität Bayreuth, wo ein Ehrenwort ausreicht, wird in Konstanz nach § 6 Absatz 2 Nummer 7 der Promotionsordnung eine rechtlich verbindlichere Versicherung darüber verlangt, dass "die aus anderen Quellen direkt oder indirekt übernommenen Daten und Konzepte [...] unter Angabe der Quelle gekennzeichnet" wurden.

Saß war für Medien gestern nicht zu sprechen. Auch in der Kanzlei, in der sie arbeitet, reagierte man auf den Wunsch nach einer Stellungnahme lediglich mit dem Versprechen eines Rückrufs, der jedoch bis jetzt ausblieb.

Derweilen berichtet die Münchener Abendzeitung Interessantes zu einem anderen Stoiber-Sprössling: Danach wandte sich Sohn Dominic im Anschluss an ein abgebrochenes Studium der Betriebswirtschaftslehre der Politikwissenschaft zu und gab im letzten Jahr - angeblich der Einfachheit halber - im österreichischen Innsbruck eine Doktorarbeit ab. Das dafür gewählte Thema klingt fast so, als hätte ihm der Vater eine Aktensammlung überlassen oder eine Erlebniserzählung in die Feder diktieren können: "Die Föderalismusreform I der Bundesrepublik Deutschland".

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