Sie werden sowohl friedliebend als auch aggressiv sein

Infrarot-Aufnahme des NASA-Weltraumteleskops Spitzer vom Zentrum unserer Milchstraße. Zivilisationen, die hier lebten, müssten auf jeden Fall strahlenresistenter sein als wir. Bild: NASA

Wie gefährlich ist ein Kontakt via Licht- und Radiowellen? Interstellare Büchse der Pandora? - Teil 7

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Es mag sie geben - die guten, altruistischen, friedseligen und von hohen Idealen beseelten außerirdischen Kulturen, die an einem konstruktiven interstellaren Dialog interessiert sind. Dennoch werden indes auf anderen bewohnten Welten Blutspuren davon Zeugnis ablegen, dass das Damoklesschwert der Gewalt auch über außerirdischen Häuptern schwebt, ob diese nun Ohren à la Spock oder Facettenaugen wie irdische Fliegen haben. Da auch vernunftbegabte extraterrestrische Kulturen im Verlaufe ihrer Evolution einer Hydra begegnet sein dürften, die der Homo sapiens seit seinem Erscheinen in Form von Krieg, Gewalt, Eroberungs- und Zerstörungslust sehr gut kennt, könnte jede eintreffende Flaschenpost eine interstellare Büchse der Pandora sein. Wer sie öffnet, riskiert den planetaren Exitus.

Teil 6: Die Angst vor dem First Contact

Bild: NRAO/AUI

Die Geschichte der Menschheit führt uns auf drastische Weise vor Augen, dass der Drang zur Expansion seinen Quell stets aus den Untugenden Aggression und Machtstreben bezogen hat. Zu allen Zeiten, in allen Kulturen, galt von jeher das ungeschriebene sozialdarwinistische Gesetz, dass militärisch hochgerüsteten, strategisch versierteren und technisch höher entwickelten Zivilisationen oder Nationen automatisch das Recht zukommt, den schwächeren Völkern den Garaus zu machen.

Irdische Kolonisation als warnendes Beispiel

In den Annalen unserer Spezies finden sich Beweise en masse, die mit grausiger Offenheit dokumentieren, dass von diesem vermeintlichen Recht oft, sehr oft Gebrauch gemacht wurde. Gäbe es ein Ranking in unserer Galaxis, wie konsequent und rigoros die Mächtigen auf ihrer Heimatwelt ihren Machtanspruch zum Leidwesen der Schwächeren ohne Rücksicht auf Verluste durchgesetzt haben, belegte unser Planet - und zu dieser wenig gewagten Prognose steht der Autor dieser Zeilen - einen Spitzenplatz.

Unsere Vorliebe, technisch und kriegsstrategisch unterlegene Völker und Rassen rücksichtslos auszurauben, auszuplündern, zu unterdrücken, zu misshandeln, zu versklaven und nicht selten sogar ganze Kulturen auszumerzen, kam bei der Conquista und in der Ära des Imperialismus sehr deutlich zum Vorschein.

Während der Conquista, dem mehr als ein Jahrhundert dauernden, von Spanien und Portugal in Gang gesetzten Prozess der Eroberung des mittel- und südamerikanischen Festlands ab 1492, fielen Scheinchristen und brutale Eroberer vom Schlage eines Hernán Cortés, Pedro de Alvarado oder Francisco Pizarro erbarmungslos über ahnungslose unschuldige Menschen her.

Francisco Pizarro González (1476-1541)

Im Zeitalter des Imperialismus ("Hochimperialismus") nahmen sich die europäischen Groß- und Mittelmächte - vom Eroberungswahn getrieben - die Freiheit heraus, Überseekolonien in Afrika und Asien zu etablieren, um den dortigen Bewohnern die Segnungen der Zivilisation in Gestalt von Mord und Todschlag zuteilwerden zu lassen. Die Liste der von Homo sapiens begangenen Grausamkeiten ließe sich nach Belieben fortsetzen. Und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht, da sich unsere Art weiterhin von ihren atavistischen Instinkten nicht lösen kann und will.

Extraterrestrisches Restrisiko

Angenommen, die Außerirdischen brächten nur 20 Prozent der Angriffslust auf, mit der unsere Vorfahren auf dieser Welt gewütet haben (über die Nachfahren wollen wir mit Rücksicht auf die begrenzte Zeilenanzahl dieses Beitrages kein Wort verlieren), dann erscheinen die Ängste der METI-Skeptiker plötzlich in einem anderen Licht. Denn eingedenk unserer eigenen blutrünstigen Geschichte bekommt auf einmal der Faktor Vorsicht eine besondere Note. Er wird zum guten Ratgeber, weil ungeachtet der immerfort zugeschriebenen positiven altruistischen Eigenschaften der Aliens ein "extraterrestrisches Restrisiko" bleibt.

Im Konzert der Superzivilisationen könnten eben doch raumfahrtbegeisterte und aggressiv-expansive Rassen mitmischen, die Imperialismus im größeren, sprich kosmischen Stil betreiben. Manch Spezies könnte eine gutgemeinte Visitenkarte, ein Funk- oder Signalfeuer, als Einladungskarte auslegen. Sollten Ethik und Moral außerirdischer Hochintelligenzen auch nur ansatzweise der unsrigen entsprechen, bleibt nur die Hoffnung, dass sie mit ihren galaktischen oder intergalaktischen Brüdern und Schwestern anders verfahren als etwa die Conquistadores mit den Inkas und Mayas oder die Mächte des 19. Jahrhunderts mit vielen afrikanischen Völkern und asiatischen Nationen.

Davon ausgehend, dass wir auf der Suche nach den kosmischen Nachbarn ganz gewiss nicht die Einzigen sind, nähern wir uns in der Absicht, eine Antwort zu finden, ganz vorsichtig der delikaten Frage, wie groß tatsächlich die reale Gefahr für die Menschheit ist, infolge aktiv ausgesendeter Radio- oder Lichtwellen böse außerirdische Geister heraufzubeschwören.

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