Elektrische Zigaretten im Visier der EU

Ehemalige Raucher fürchten eine Überregulierung

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In einem Otto-Waalkes-Sketch aus dem 1970ern kommt eine Zigarette vor, die den Vitamingehalt von 10 Salatköpfen hat. Mittlerweile bieten Hersteller wie BestEcig tatsächlich elektrische Zigaretten an, die einen deutlich gesünderen Nikotinkonsum versprechen.

Das liegt allerdings weniger an den auf Wunsch zugesetzten Vitaminen, als an ihrer Funktionsweise: Weil beim Verbrennen von Tabak zahlreiche gesundheitsschädliche (und teilweise krebserregende) Stoffe freigesetzt werden, verdampfen elektrische Zigaretten stattdessen Nikotin, das nur in hohen Dosen giftig ist und sich im Körper nicht angesammelt, sondern relativ schnell abgebaut wird. Eine karzinogene Wirkung des reinen Alkaloids wird von der Mehrheit der Wissenschaftler heute verneint.

Elektrische Zigarette mit USB-Ladekabel. Foto: Horsten. Lizenz: CC-BY-SA.

Damit Raucher auch ohne Rauch ein Gefühl des Inhalierens bekommen, ist das Nikotin mit Propylenglykol vermengt - einem gebräuchlichen Lebensmittelzusatz, der auch als Trägersubstanz in Asthmasprays Verwendung findet. Darüber hinaus können die Nachfüllkartuschen neben den bereits erwähnten Vitaminzusätzen auch Aromastoffe enthalten: Hier reichen die verschiedenen Geschmacksrichtungen von Marlboro und Camel über Pfefferminz, Kaffee und Whiskey bis hin zu "Healthcare". Auch Kartuschen ohne Nikotin verkaufen sich gut.

Die Akkus der E-Zigaretten lassen sich meist auch am USB-Port aufladen lässt. Zieht man am Mundstück, beginnt über einen Unterdruckschalter automatisch die Verdampfung. Viele Geräte imitieren zudem das Glimmen einer Zigarette mit einer Leuchtdiode an ihrer Spitze. Allerdings werden mittlerweile sowohl im Netz als auch im Tabak- und im Spezialhandel eine Vielzahl von Modellen angeboten, die teilweise nur mehr sehr oberflächlich an Zigaretten erinnern.

Über Preis und Qualität der einzelnen Produkte informieren auch deutsche Spezialforen wie Dampfertreff, elektrisches-rauchen.com und ERF. Relativ einig ist man sich auf diesen Portalen darin, dass der Nikotinkonsum durch die Geräte deutlich billiger wird: Während man beispielsweise für zwei Schachteln Zigaretten täglich 10 Euro aufwenden muss, reicht die im Laden neun und im Versandhandel sechs Euro teure Zehn-Milliliter-Befüllung für einen eGo-T-Verdampfer Erlebnisberichten nach (trotz niedrigerer Nikotinzufuhr) etwa zehn Tage, was eine monatliche Ersparnis von 173 bis 182 Euro bedeutet.

Demgegenüber scheinen sich die Nachteile der elektronischen Zigarette in Grenzen zu halten: Die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA stellte fest, dass das Nikotin noch Reste schädlicher Tabakstoffe enthalten kann, die allerdings in Zigaretten in weitaus größerer Konzentration vorhanden sind. Und eine in der Fachzeitschrift Tobacco Control veröffentliche kalifornische Studie konnte lediglich bemängeln, dass Kartuschen auslaufen oder beim Wegwerfen noch Restnikotin enthalten können.

Kritiker befürchten allerdings, dass sich Brüssel in einer demnächst erwarteten Entscheidung zur Regulierung des Verkaufs rauchfreier Zigaretten weniger von tatsächlichen Risiken, als von zwei anderen Faktoren leiten lässt: Dem Einfluss der Tabakindustrie (die ein Interesse daran hat, weiterhin möglichst viele herkömmliche Zigaretten abzusetzen) und den Finanzinteressen der Mitgliedsregierungen (die aus dem Nikotinkonsum auch weiterhin hohe Steuereinnahmen beziehen möchten).

Von der Regulierung dürfte auch abhängen, wo elektrische Zigaretten künftig benutzt werden dürfen und wo nicht: Weil in den Geräten weder Tabak verbrannt wird noch Rauch entsteht, die Gesundheitsgefahren auch für Passivkonsumenten deutlich geringer sind, und der Dampf weder Atem- noch Augenreizungen erzeugt, erfreuen sie sich gerade an Arbeitsplätzen und in Gaststätten mit Rauchverbot zunehmender Beliebtheit und motivieren immer mehr Raucher zum Umstieg. Ein Effekt, der bei einer Gleichsetzung des "Dampfens" mit dem Rauchen wegfallen würde.

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