Die kosmische Amöbe

PN G054.2-03.4 alias Necklace Nebula. Bild: NASA, ESA, Hubble Heritage Team (STScI/AURA)

Die Wide Field Camera 3 des Weltraumteleskops Hubble, immer für Überraschungen gut, hat eine Aufnahme von PN G054.2-03.4 gemacht

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Das Hubble-Weltraumteleskop hat einmal wieder eine Aufnahme von einem seltsamen Objekt gemacht, nämlich von einem Nebel mit dem prosaischen Namen PN G054.2-03.4 in einer Entfernung von 15.000 Lichtjahren. Weil die Astronomen der Nebel wie ein Halsband oder ein Kollier angemutet hat, wurde der Nebel auch Necklace Nebula genannt.

Schon immer versuchen die Menschen besonders am nächtlichen Himmel etwas zu sehen, was sie mit Bedeutung füllen oder in dem sie etwas Bekanntes erkennen können. Das ist ein wenig wie bei abstrakter Malerei, wo auch oft das Spiel darin besteht, etwas hineinzusehen oder zu imaginieren. Ob sich daraus Rückschlüsse auf den Projizierenden - wie beim Rohrschachtest versucht - machen lassen, sei dahingestellt. Natürlich werden Gebilde vertrauter oder memorierbarer, wenn sie eingängige, mit ihrem Aussehen verbundene Namen erhalten, anstatt nur eine abstrakte Nummer zu tragen. Man darf selbstverständlich weitere Assoziationen haben. Mich erinnert der Nebel eher an ein Lebewesen, vielleicht an eine Amöbe oder an ein Bakterium.

Der Nasa-Autor der Mitteilung spricht jedenfalls entzückt von einem "riesigen kosmischen Kollier", das das Überbleibsel zweier Sterne ist und erst kürzlich entdeckt wurde. Der Nebel bestehe aus einem fast 20 Billionen Kilometer weiten Ring aus dichten Gasflecken, die wie Diamanten einer Kette aussähen. Erst vor 10.000 Jahren sei der Nebel entstanden, nachdem sich einer der sterbenden Sterne so aufgebläht hatte, dass er nun innerhalb des größeren seine Bahnen dreht. Eigentlich wirbeln beide Sterne in hoher Geschwindigkeit umeinander.

Da die beiden Sterne nun nur noch ein paar Millionen Kilometer voneinander entfernt sind, sehen sie in der Mitte des Rings wie ein einzelner Stern aus. Das Gas ist von dem sich schnell aufblähenden Stern entwichen. Auf dem Bild ist Wasserstoff blau, Sauerstoff grün und Stickstoff rot dargestellt.