Waldbrände wegbeten und Wirtschaftskrisen als "Lektion Gottes"

In Umfragen zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten führt derzeit Rick Perry

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Rick Perry ist Gouverneur des US-Bundesstaates Texas. Obwohl er erst Mitte August offiziell in das Rennen einstieg, gilt er schon als einer der chancenreichsten Bewerber für die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2011. In einer Rasmussen-Umfrage führt er landesweit mit 29 Prozent vor Mitt Romney und Michele Bachmann und dem Meinungsforschungsinstitut Public Policy Polling (PPP) zufolge liegt er in Iowa, wo der erste republikanische Kandidaten-Caucus stattfindet, mit 22 Prozent vor diesen beiden.

Dass Perry weiß, was republikanische Wähler wollen, zeigen sorgfältig ausgewählte PR-Anekdoten wie jene, dass er während des Frühsports mit dem Labrador Retriever seiner Tochter von einem Kojoten verfolgt wurde, den mit einer 38er Ruger und Hohlspitzgeschossen erledigte. Auch seine Äußerungen, dass die Evolutionstheorie "einige Lücken" habe und der Klimawandel zum Teil von Wissenschaftlern propagiert werde, die Daten manipulieren, um sich Forschungsgelder zu sichern, kommen bei der Basis gut an: Einer im Dezember von Gallup-Institut durchgeführten Umfrage glauben nämlich lediglich acht Prozent der GOP-Anhänger, dass das menschliche Leben alleine durch die Evolution entstand, während 52 Prozent beinharte Kreationisten und 36 Prozent Anhänger einer göttlich geleiteten Entwicklung sind. Davon, dass menschliche Aktivitäten nicht zum Klimawandel beitragen, gehen einer Gallup-Umfrage vom März zufolge 62 Prozent der Republikaner aus.

Rick Perry. Foto: Gage Skidmore. Lizenz: CC BY-SA 2.0.

In der Vergangenheit erregte Perry unter anderem dadurch Aufsehen, dass er ein Gesetz, das den Analverkehr zwischen erwachsenen Männern unter Strafe stellte, als "angemessen" bezeichnete und gegen eine Jahrhundertdürre und ausgedehnte Waldbrände mit drei Gebetstagen vorging. Dem Fernsehmoderator James Robison sagte er, die Amerikaner sollten froh darüber sein, dass die Wirtschaftskrise ihnen das Leben schwer macht, weil dies Gottes Weg sei, sie zu den in der Bibel niedergeschriebenen Grundsätzen zurückzubringen. Diese beinhalten seiner Ansicht nach, dass man die Staatsfürsorge zurückfährt. Sonst, so Perry, würden die Menschen "Sklaven ihrer Regierung". Außerdem forderte er die Aufnahme eines Verbots von Abtreibungen und gleichgeschlechtlichen Ehen in die US-Verfassung sowie ein Recht des Kongresses, nicht genehme Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs für ungültig zu erklären.

Breitere Wählerschichten dürften die ökonomischen Erfolgsmeldungen ansprechen, mit denen Perrys Wahlkampfteam derzeit hausieren geht: Danach entstanden während seiner zehnjährigen Amtszeit in Texas mehr neue Arbeitsplätze als in den anderen 49 Bundesstaaten zusammengenommen. Kritiker wenden gegen dieses Argument ein, dass ein Großteil dieser Jobs dem Anstieg der Öl- und Gaspreise zu verdanken ist, von denen mit entsprechenden Vorkommen gesegneten Gegenden ohne Zutun ihres Gouverneurs profitierten. Hinzu kam, dass besonders während der beiden Amtszeiten des Texaners George W. Bush Rüstungsgelder in immenser Höhe in den Bundesstaat flossen. Und neue Unternehmen, die sich aufgrund niedriger Sozialstandards in Texas ansiedelten, schlossen dafür Werke im Norden und zahlen ihren häufig aus Mexiko zugewanderten und nicht krankenversicherten Arbeitnehmern so wenig, dass Texas eine der höchsten Armutsraten in den USA und eine trotz der Zuwächse durchschnittliche Arbeitslosenquote aufweist.

Ein wichtiges Argument für die Tea-Party-Fraktion ist, dass Perry angeblich der einzige Gouverneur seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist, der in einem US-Bundesstaat das Haushaltsvolumen verkleinerte. In Steuerfragen wich er jedoch in der Praxis von der reinen Lehre ab und erhöhte nicht nur die Gewerbekapitalsteuer, sondern versuchte auch eine Abgabe auf Striplokale durchzusetzen, die den texanischen Schulen zugutekommen sollte, deren Leistungen während seiner Amtszeit im US-Vergleich deutlich zurückgingen. Dies geschah allerdings, bevor er 2009 Grover Norquists Verpflichtungserklärung gegen Steuererhöhungen unterzeichnete.

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