Lukrative Geschäfte mit Flügen an Folterorte

Ein Gerichtsverfahren im Staat New York gewährt neue Einblicke in die Ausführung des Renditionprogramms unter US-Präsident Bush

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Eingeladenen ("Invitees"), die amerikanische Regierungsmitarbeiter auf die exklusiven Flüge mitnahmen, waren ganz besondere Gäste, das muss auch den Mitarbeitern der Charterfluggesellschaft Richmor (Slogan: "Now you're going really places") aufgefallen sein.

Dass manchem dieser Passagiere einen Zäpfchen rektal eingeführt worden war, um sie zu sedieren, und ihnen Windelhöschen angezogen worden waren, ist natürlich nicht zu sehen und möglicherweise waren die Passagiere auch nicht in orange Overalls gepackt und ihre Köpfe steckten nicht in Kapuzen - auch wenn dies zur durchaus üblichen aufgezwungenen "Kleiderordnung" der Passagiere im Rahmen des Extraordinary rendition-Programms gehörte.

Doch dürften die meisten gefesselt gewesen sein und nicht den Eindruck gemacht haben, dass ihnen von Seiten der Gastgeber eine Behandlung zukam, wie sie auf gewöhnlichen Luxusflügen angebracht ist. Zudem waren die Flüge als geheim deklariert.

So dokumentiert das Protokoll eines Dialogs zwischen Gerichtsvertretern des Staates New York und dem Präsidenten der Charterfluggesellschaft eine Realitätsverleugnung und Zynismus:

Frage: "Wen oder was transportierte Richmor in der Gulfstream IV-Maschine?"
Antwort ( Mahlon Richards, Präsident von Richmor Aviation): "Wir transportierten Regierungsmitarbeiter und eingeladene Gäste ("their invitees")".
Der Richter: "Geladene Gäste?"
Richards:"Geladene Gäste"
(...) Richards: "Wir wurden ständig dafür gelobt."
Der Richter: "Von den Gästen?"
Richards: "Nein, von der Regierung."

Zwischendrin hatte Richards dem Gericht erklärt, dass ihm die Regierung schon zu verstehen gegeben habe, dass die Personen, die man rund um die Welt fliege, ihrer Ansicht nach "Bad Guys" waren. Für Richards war es ein gutes Geschäft, wie derzeit offengelegt wird.

Zwar blieb man unter damaligen dem Marktpreis von 5.450 Dollar pro Stunde für einen Flug mit der Gulfstream IV. Aber die über einen Zwischenhändler ausgemachte Summe von 4.900 Dollar brachte bei der Auftragsfülle doch viel in die Kassen. Laut Gerichtsverhandlung lockte der Vermittler damit, dass es viele Aufträge geben wird: "The client says we're going to be very, very busy."

Die Geschichte zum Gerichtverfahren ist, wie die Details einem Guardian-Artikel zu entnehmen. Geschildert wird darin, wie der Streit zwischen beteiligten Geschäftspartnern, der vor einem Gericht des Staates New York ausgetragen wird, unerwartet neue Einblicke in das berüchtigte Rendition-Programm der amerikanischen Regierung unter Präsident Bush verschafft. Zur Erinnerung: Weltweit wurden im Rahmen dieses Programmes Menschen verschleppt und als "feindliche Kämpfer" an zumeist geheimen Orten ohne Anklage festgehalten und unter Folter verhört (Eine Person ohne Weiteres verschwinden lassen).

Aus dem Gerichtsverfahren geht hervor, dass DynCorp der offizielle Geschäftspartner der Charterfluggesellschaft war und dass DynCorp im Auftrag der CIA handelte. Im Hintergrund dieser Geschäfte taucht ein weiterer amerikanische Geschäftsmann auf, Phillip Morse, der sehr an Sport interessiert ist und dem Clubs gehören. Zwischen den Verschleppungsflügen hätten die Gulfstream-Flugzeuge auch die Boston Red Sox, ein Baseball-Team, geflogen.

Da sich unter den Opfern der Verschleppung immer wieder auch unschuldige Zivilisten befanden, haben die an solchen Charterflügen beteiligten Geschäftspartner möglicherweise weitere Klagen zu befürchten.