Rückschlag für Apollo-Verschwörungstheoretiker

Bild: NASA.

Neue Aufnahmen aus dem Mondorbit in bisher unerreichter Schärfe bringen Anhänger der "Mondlandungslüge" in Erklärungsnot

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Der seit 2009 in der Mondumlaufbahn explorierende "Lunar Reconnaissance Orbiter" (LRO) der NASA funkte unlängst die bislang schärfsten Aufnahmen von den Landestellen der Apollo-Missionen 12, 14 und 17 zur Erde. Auf den Bildern sind die zurückgebliebenen Landestufen, wissenschaftlichen Instrumente und Reifenspuren der Mondautos (Apollo 17) deutlich zu erkennen. Sogar die Fußspuren der Astronauten sind in nie zuvor erreichter Auflösung zu sehen. Auch wenn die aktuellen LRO-Bilder primär dazu dienen, Landeplätze für zukünftige unbemannte Missionen zu finden, werden sie langfristig die Debatte um die "Mondlandungslüge" anheizen.

Unbekannte sprachliche Diskrepanz

Zwischen dem ersten und letzten Satz, den ein Mensch fernab der Erde in lunaren Gefilden zum Besten gegeben hat, liegen in puncto Sprache und Pathos Welten. Als Neil Armstrong bei seinem historischen Spaziergang auf dem Erdtrabanten am 21. Juli 1969 den inzwischen berühmten, aber im Vorfeld abgesprochenen Wahlspruch "That’s one small step for (a) man, one giant leap for mankind" der Weltöffentlichkeit mit schauspielerischer Leichtigkeit präsentierte, waren seine Worten immerhin zitierfähig.

Eugene Cernan - der letzte Mensch auf einem außerirdischen Himmelskörper Bild: NASA.

Ganz anders war dies bei Eugene Cernan. Der US-Astronaut der Apollo 17-Mission verabschiedete sich als letzter der zwölf Mondastronauten am 12. Dezember 1972 mit dem wenig prosaischen, aber gottlob nicht auf Band verewigten Ausruf "Let’s get this mother… out of here!" vom Erdtrabanten. Dass seine gewählten Worte bislang nicht den Weg in die Annalen der Raumfahrt fanden, sollte nicht überraschen.

Verwaister Satellit

Seit Cernans wortgewaltigem Abschied hat keine Landefähre den samtenen Mondstaub berührt, kein Mensch mehr die bizarre von Kratern durchzogene wüstenartige lunare Landschaft mit eigenen Augen gesehen und den dortigen feinen grauweiß mehligen Sand mit den Füßen oder mit dem Mondauto, dem Lunar Roving Vehicle (LRV) aufgewirbelt.

Nur einige blecherne Forschungssonden verewigten sich auf dem Erdtrabanten - in Gestalt von kleinen Kratern. Seither ist der Mond ein verwaister Satellit der Erde. Die bemannte Raumfahrt zog sich in den Erdorbit zurück, wo sie bis heute dahinvegetiert.

Auch wenn sich der natürlichste Satellit der Erde bis dato mit der Rolle des vernachlässigten Begleiters abfinden muss, legen heute dennoch menschliche und technische Spuren davon Zeugnis ab, dass einst sechs bemannte Apollo-Missionen in Gestalt von zwölf NASA-Astronauten ihm im letzten Jahrhundert in der Tat die Aufwartung gemacht haben.

Seit Juni 2009 im Mondorbit: der "Lunar Reconnaissance Orbiter" (LRO) Bild: NASA.

Verräterische Spuren

Wie die raumfahrthistorischen Spuren im Einzelnen verlaufen, dokumentieren nunmehr drei neue Bilder, welche die US-Forschungssonde "Lunar Reconnaissance Orbiter" (LRO) unlängst aus dem Mondorbit aufgenommen und die die NASA Anfang dieser Woche veröffentlicht hat. Es sind die bislang detailreichsten Aufnahmen, auf denen deutlich Spuren menschlicher Aktivität auf dem Mond zu sehen sind. Auf den Fotos mit der beeindruckenden Auflösung von einem Viertelmeter pro Pixel lassen sich nicht nur die Landeplätze von Apollo 12, 14 und 17 ausmachen, sondern auch die Fußspuren der einst dort werkelnden Astronauten schrittgenau lokalisieren, hierunter selbst die letzten Schritte von Eugene Cernan.

Ein Highlight sind ebenfalls die abgelichteten parallel verlaufenden Fahrspuren des Mondvehikels, mit dem die Astronauten der Apollo- 15, 16 und 17-Mission das Umfeld der Landezone näher erkundeten und die sie jeweils östlich ihres Landemoduls parkten.

Dank der hohen Auflösung der Bilder konnten einige NASA-Mitarbeiter sogar einige der von den Astronauten zurückgelassenen Rucksäcke lokalisieren. Nicht minder beeindruckend ist auch, dass auf den Bildern jeweils westlich der Landezonen die wissenschaftlichen Instrumente zu sehen sind, die die Apollo-Besucher damals für Messungen abgestellt hatten.

Aufnahme von der Landestelle mitsamt Spuren der Apollo 12-Mission Bild: NASA.

Der Mondlaser

Hierbei handelt es sich um die Instrumentenanordnung "Apollo Lunar Surface Experiments Package" (ALSEP), mit der jede Mond-Mission nach Apollo 11 ausgerüstet war. Mit ihr analysierten die NASA-Wissenschaftler den inneren Aufbau des Mondes und die hiesigen Umweltbedingungen - mit Erfolg.

Ein weiteres wichtiges Modul dieses Instrumentenpakets, das Apollo 11, 14 und 15 auf den Mond verfrachtete, war auch das Laser-Reflektor-Experiment. Es misst auch heute noch die Lichtlaufzeit zur Erde, wodurch sich die aktuelle Entfernung zum Mond bis auf wenige Zentimeter genau bestimmen und dadurch auch die historische Dimension der ersten bemannten Mondlandung beweisen lässt.

Die hervorragende Qualität der drei Bilder ist dem LRO-Team zu verdanken, die die Umlaufbahn des Mondroboters dergestalt änderte, dass die Sonde 28 Tage lang auf einer Höhe von nur 21 Kilometer über der Mondoberfläche - weit unterhalb ihrer konstanten Höhe von 50 Kilometer - operieren konnte.

Da sich während dieses Zeitraums der Mond ein Mal um die eigene Achse drehte, konnte die LRO-Weitwinkelkamera die Oberfläche komplett erfassen.

Derzeit befindet sich der Orbiter wieder in seiner ursprünglichen Umlaufbahn.

Aufnahme von der Landestelle mitsamt Spuren der Apollo 14-Mission Bild: NASA.

Begeisterung pur

"Die neuen, aus niedriger Höhe mit der Narrow Angle Camera aufgenommenen Bilder ermöglichen uns einen schärferen Blick auf die Mondoberfläche", verdeutlicht Mark Robinson von der Arizona State University bei Phoenix, der verantwortliche Wissenschaftler für die Lunar Reconnaisance Orbiter Camera (LROC). "Ein gutes Beispiel hierfür ist die Schärfe der Fahrspuren des Mondautos an der Apollo-17-Landestelle. Auf früheren Bildern waren sie zwar auch sichtbar, aber nun zeigen sie sich als scharf parallel verlaufende Linien auf der Oberfläche."

Um die neuen Aufnahmen von der Oberfläche zu schießen, habe man nach einer perfekten Ausgangsposition für den LRO gesucht, so der stellvertretende Projektwissenschaftler für LRO, John Keller vom Goddard Space Flight Center (GSFC) in Greenbelt (US-Bundesstaat Maryland). "Ohne die mittlere Höhe zu ändern, haben wir die Umlaufbahn elliptischer gestaltet, so dass der niedrigste Teil des Orbits auf der von der Sonne beleuchteten Seite des Mondes liegt."

Von der drei Bildern zeigt sich auch Noah Petro beeindruckt, seines Zeichens Geologe am GSFC der NASA: "Wir können jetzt den Weg der Astronauten mit größerer Genauigkeit zurückverfolgen, um zu sehen, wo sie Bodenproben gesammelt haben."

Dieser Begeisterung vermag sich auch der Chefwissenschaftler der LRO, Mark Robinson von der University of Arizona in Tucson, nicht vollends zu entziehen. "Das ist total beeindruckend."

Apollo 17-Spuren sind Highlight

Die fraglos beste Aufnahme gelang von dem Landegebiet der Apollo 17-Expedition. Hier sind neben Reifenspuren, dem ALSEP-Messinstrumenten-Paket, der zurückgelassenen Landestufe der Mondfähre "Challanger", dem LRV-Mondfahrzeug, den Astronauten-Fußspuren auch die US-Flagge und die kleine Geophon-Messstation zu sehen, das den Verlauf seismischer Wellen im Mondgestein erfasst.

Auf diesem Bild sind besagte "Spuren" deutlich zu sehen. Ganz rechts unten findet sich das geparkte Mondauto. Bild: NASA.

Während bei der NASA kollektive Begeisterung ausgebrochen zu sein scheint, wecken die Bilder bei dem ehemaligen Kommandanten von Apollo 17, Eugene Cernan, eher Wehmut. Er reagiere auf die Fotos "mit einem Hauch Nostalgie und Enttäuschung", so Cernan. Insbesondere sei er darüber betrübt, dass ihm allem Anschein nach die Chance verwehrt bleibe, zu Lebzeiten eine weitere bemannte Mondmission bestaunen zu dürfen.

Wie dem auch sei - die Fußspuren der lunaren Pioniere und kommenden Mondreisenden werden dem Erdtrabanten (theoretisch) für eine kleine Ewigkeit erhalten bleiben. Schätzungen der Wissenschaftler zufolge werden sie aufgrund der langsameren lunaren Erosion erst in 10 bis 100 Millionen Jahre vom Mondstaub überdeckt, sofern nicht ein Meteorit zuvor alles zunichte macht.

LRO-Aufnahme vom Juli 2009. Der silberne Punkt in der Bildmitte ist die zurückgebliebene Landestufe der Apollo-11-Mondfähre Eagle. Bild: NASA/Goddard Space Flight Center/Arizona State University.

Bereits Mitte Juli 2009 veröffentlichte die NASA Bildmaterial aus dem Fundus des Lunar Reconnaissance Orbiters. Wenngleich in schlechterer Auflösung und somit wenig detailreich, ist auf einem Bild die zurückgelassene Landestufe der Apollo 11-Mondfähre "Eagle" deutlich zu sehen.

Bei einem weiteren Foto, auf dem Apollo 14 zu sehen ist, waren die Lichtverhältnisse gleichwohl derart günstig, dass sogar die Fußspuren der Astronauten und das ALSEP-Experiment schwach zu erkennen sind.

Bild: NASA.

Moon-Fake-Gespenst

Trotz alledem geistert das böse Gespenst der Mondlandungslüge (engl. Moon Hoax, Moon Fake) immer noch durch die Weltgeschichte und nervt die NASA unaufhörlich. Immer noch sieht sich die US-Raumfahrtbehörde hartnäckigen Verschwörungstheoretikern gegenüber, welche die Apollo-Mondlandungen in das Land der Fabeln verweisen. Allesamt seien die vermeintlichen Apollo-Missionen auf hollywoodmäßige Art und Weise in finsteren Militärhangars inszeniert und gefilmt worden, weil die NASA seinerzeit technisch und wissenschaftlich nicht über das Know-how verfügte, Menschen sicher zum Erdtrabanten und wieder zurück zu befördern, so der Hauptvorwurf.

Auch wenn die Moon-Fake-Liste der potenziellen Indizien, die für eine böswillige Mystifikation der NASA sprechen, lang, ideenreich, fantasievoll und teilweise unterhaltsam ist, und selbst wenn einige gemäßigtere Stimmen nur die Apollo-11-Expedition als Mystifikation hinstellen, konnte bislang kein Moon-Hoax-Befürworter einen stichhaltigen, überzeugenden Beweis für seine Behauptungen vorlegen.

Vielmehr konnten Wissenschaftler, Raumfahrthistoriker etc. jedes der Moon-Hoax-Argumente Punkt für Punkt widerlegen und indes belegen, dass das große Apollo-Schauspiel wirklich auf dem Mond und nicht etwa in einem abgelegenen Filmstudio unter militärischer und CIA-Aufsicht über die Bühne gegangen ist.

Ob jedoch die eindrucksvollen neuen Fotos, auf denen die Spuren vergangener Apollo-Aktivitäten unübersehbar sind, bei hartgesottenen Mondlandungs-Skeptikern ein Umdenken einleiten, darf getrost bezweifelt werden. Sie werden das aktuelle LRO-Bildmaterial wohl eher als Manipulation, als schlichte Fälschung hinstellen, das von der NASA gezielt lanciert wurde, um von der bislang größten Verschwörung der Menschheitsgeschichte abzulenken.

Garantiert nicht auf der Erde aufgenommen … Eugene Cernan bei einer Mondpromenande. Bild: NASA.

Mach’s nochmal, LRO!

Bleibt somit zu hoffen, dass die NASA in absehbarer Zeit möglichst ebenso deutliche Worte findet wie einst Armstrong und Cernan und mit Blick auf die immer noch kursierenden Mondverschwörungstheorien allen Fantasten den Wind weiter aus den Segeln nimmt.

Zu diesem Zweck sollten sie alsbald den LRO erneut bis zu 21 Kilometer an die Mondoberfläche heranführen und sodann die Landestelle der Apollo-11-Mission ins Visier nehmen, damit der Orbiter die vorhandenen Spuren und Pioniertaten in Bestauflösung fotografieren kann.

Vielleicht werden dann einige der unbelehrbaren Moon-Fake-Anhänger wenigstens etwas nachdenklicher, schwören bestenfalls sogar ihrem abstrusen Theorieansatz endlich ab. Die Zeit hierfür wäre reif …

Die LRO-Bilder in verschiedenen Auflösungen bis hin zur Höchstauflösung, aber auch ein themenrelevantes Video können hier runtergeladen werden:

NASA-Animation betr. Spuren von Apollo-17. (Animation ist ganz unten!)

Eugene Cernan hüpft auf dem Mond.

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