Neues Jahrzehnt, neue Gesinnung

Mitglieder des Delta Squads, v.li.n.re.: Dominic "Dom" Santiago, Marcus Fenix, Jace Stratton und Anya Stroud.

Gears of War 3 - Der schmale Grat zwischen Gut und Böse

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Gears of War 3 ist erschienen. Nach Indizierungen der Vorgänger gab die BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) grünes Licht, den Shooter trotz und wegen seiner Absurditäten in Deutschland zuzulassen - neues Jahrzehnt, neue Gesinnung.

Überrascht hat vor fünf Jahren die BPjM-Indizierung von Gears of War (Xbox 360) niemanden. Umso erfreuter nehmen Spieler zur Kenntnis, dass der dritte Teil des Science-Fiction-Third-Person-Shooters in Deutschland nun erscheinen darf - ohne jegliche Kürzungen. Mit Gears of War 3 legt Spieleentwickler Epic Games aus North Carolina das vorerst letzte Spiel um Held Marcus Fenix vor. Ob er und sein Team nie wieder gegen die Alien-Rasse der Locust antreten werden, lassen Design-Director Cliff Bleszinski und Produzent Rod Fergusson in Interviews noch offen. Sicher ist, dass Gears of War 3 die Trilogie abschließt.

Mutanten, Krieg und Seuchen

Der Menschenplanet Sera liegt in Schutt und Asche und der Versuch, die Locust zu stoppen, missglückt. Obwohl die zerrüttete Armee der Menschheitsallianz inzwischen führungslos ist, rüstet sie sich zur nächsten Mission. Das Team Delta-One aus Sergeant Marcus Fenix, Dominic Santiago, Augustus Cole und Damon Baird, erfährt, dass Adam Fenix, Wissenschaftler und Vater von Marcus, entgegen der Vermutungen am Leben ist und macht sich auf die Suche nach ihm. Gleich zu Beginn stellt sich ihnen jedoch die neue Brut der Lambent (dt.: Leuchtende) in den Weg. Diese Unterart der Locust ist durch die Einwirkung der Emulsion, einer lebenden Flüssigkeit, die Sera verseucht, besonders aggressiv geworden.

Die Lambent sind mutierte Locust und haben die Eigenschaft beim Ableben mit lauten Platzen zu explodieren.

Erwachsene Spieler, die sich die vorigen Teile von Gears of War im europäischen Ausland bestellt haben, wissen, was sie erwartet: ein actiongeladenes, visuell beeindruckendes Schlachtengemälde, wie Hollywood es nicht besser inszenieren könnte. Ausgerüstet mit einem Waffenarsenal aus Gewehren, Granaten, Pistolen und Spezialwaffen wie Granatenwerfer, Satelliten-gelenkten Lasern oder Pfeil und Bogen kann der Spieler seine Gegner variabel ausschalten. Die comichaften Gewalteinlagen, die während der Einzelspielerkampagne und des Multiplayer-Wettkampfs ein Element der Härte ins Spiel bringen, waren in Deutschland bisher umstritten. Während Gegner von Gears of War argumentieren, dass die dargestellten Gewalt-Effekte und -Animationen verrohend auf den Spieler wirken, behauptet die Gegenseite, dass das Gesamterlebnis des schwarzhumorigen Popcorn-Fantasy-Abenteuers als zu unrealistisch wahrgenommen wird, um negativ zu wirken.

Im kooperativen Mehrspielermodus Horde kämpfen bis zu fünf Spieler gegen Wellen an Aliens, bis in jeder 10. Runde die ganz fetten Monster zum Blutbad laden - größtenteils Bossgegner aus der Einzelspieler- und Multiplayer-Arcade-Kampagne.

Nichtsdestotrotz hatte Epic einige neue Ideen für Gameaction-Gewalt-Eskapaden, unter denen das klassische Lancer-Gewehr und dessen Kettensägen-Bajonett inzwischen nur noch ein Gimmick von vielen ist. Auch in Gears of War 3 ist die Hauptwaffe mit Kettensäge ausgestattet, die im Nahkampf auf Knopfdruck die Feinde zerteilt. Liegt ein Gegner durch Schüsse verletzt am Boden, kann ihn der Spieler mit einem Todesstoß ins Jenseits kicken. Jede Waffe im Arsenal ermöglicht eine andere Art von Exekution. Trägt der Spieler z.B. den Retro-Lancer, eine der neuen Waffen, kann er auf den Gegner zulaufen und mit dem Stahlklingen-Bajonett aufspießen - klingt brutal, doch so ist der Alltag in Gears of War 3. Für diesen unnachahmlich übertriebenen Spiele-Irrsinn lieben Fans die Reihe.

Im ersten Act der Kampagne erwartet die Spieler ein Leviathan Bossgegner, dem sie zunächst die Augen ausschießen müssen. Marcus Fenix (links) nutzt die Kampfkrampft seines feuerstarken Laufroboters.

Wie lange nun das nächste, mit ziemlicher Sicherheit kommende Gears of War-Spiel auf sich warten lässt, steht noch nicht fest. Epic hat aber dafür gesorgt, dass in Gears of War 3 nach abgeschlossener Kampagne, die erstmals online im Vierer-Team bestritten werden kann, noch genug Inhalt für weitere Monate Spielspaß steckt. Etliche Multiplayer-Optionen wie die Versus-Modi Team Deathmatch oder Warzone, bei denen die Mitglieder zweier Teams eine begrenzte Anzahl an Leben erhält, sowie der Coop-Modus Horde und sein neuer Gegenpart Beast, bei dem fünf Mann als Monsterkreaturen der Locust gegen KI-gesteuerte Menschen antreten, versprechen hunderte Stunden lang Unterhaltung - nicht allein wegen der massiven Extras an Bonusskins für Multiplayer-Charaktere oder Waffenbemalungen, die sich in den Online-Matches Teil für Teil freischalten lassen.

Im Beast-Modus wird der Spieß einmal umgedreht: Bis zu fünf menschliche Gegner treten gegen ein KI-gesteuertes Trupp an Allianz-Soldaten an. Runde für Runde wird virtuelles Geld verdient, das die Spieler in immer mächtigere Alien-Monster investieren können.

Das und noch viel mehr (weiterer Download Content wie zusätzliche Multiplayer-Karten oder Einzelspieler-Inhalte wird quartalsmäßig über den Xbox Live-Marktplatz veröffentlicht) macht das Entertainment-Paket Gears of War 3 zu einem der bisher wenigen AAA-Spieletitel des Jahres 2011 - nun auch offiziell in Deutschland; unsre Medienwächter hatten die Einsicht. Entgegen des Gutachtens zum ersten Gears of War (Microsoft legte den später indizierten Teil 2 bewusst nicht zur Prüfung in Deutschland vor) versieht die USK nach eingehenden Untersuchung durch die BPjM den Blockbuster ungeschnitten mit der Kennzeichnung "18+" ("keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG").

Warum dem so ist, obwohl Teil 3 seine Vorgänger in der Gewaltdarstellung noch einmal übertrifft, lässt die unten stehende Gegenüberstellung von Ausschnitten der BPjM-Gutachten zu Gears of War von 2006 und dem nun erschienenen Gears of War 3 nur vermuten.

Gears of War 1:

"Die menschenähnlichen Aliens reagierten auf Beschuss mit Blutspritzern. Kopftreffer zeigten zerplatzende Köpfe, Körper könnten zerstückelt werden. Aufgrund der grafischen Möglichkeiten der aktuellen Generation von Videospielkonsolen würden Gewaltdarstellungen wie etwa Zerstückelungen sehr detailliert dargestellt."

(Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien; Entscheidung Nr. VA 3/06 vom 23.11.2006 bekannt gemacht im Bundesanzeiger Nr. 222 vom 25.11.2006)


Gears of War 3:

"Die Locust-Krieger, die sich noch aus der Ferne als die menschenähnlichsten Gegner darstellen, weisen bei Nahsicht echsenähnliche Gesichter auf, so dass es sich auch hier nicht um Menschen handelt, sondern in jedem Fall nur um menschenähnliche Gegner."

(Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien; Entscheidung Nr. 9919 (V) vom 28.6.2011. Gutachterliche Stellungnahme gemäß § 14 Abs. 4 Satz 3 JuSchG).


Gears of War 1:

"Insgesamt ermöglicht bei Gears of War also lediglich die Anwendung von Gewalt gegen alle auftretenden Gegner das erfolgreiche Absolvieren des Spieles und stellt sich demzufolge als einzig möglicher und deutlich überwiegender Spielinhalt dar."

(Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien; Entscheidung Nr. VA 3/06 vom 23.11.2006 bekannt gemacht im Bundesanzeiger Nr. 222 vom 25.11.2006)


Gears of War 3:

"In der Gesamtschau ist jedoch entscheidungswirksam zu gewichten, dass das Spiel in einer futuristischen Welt angesiedelt ist, der Auftrag nicht so gestaltet ist, dass Parallelen zu einem Verhalten entstehen könnten, welches die Mitleidsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen deutlich herabsetzt."

(Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien; Entscheidung Nr. 9919 (V) vom 28.6.2011. Gutachterliche Stellungnahme gemäß § 14 Abs. 4 Satz 3 JuSchG)

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