Stammzellentherapie für Netzhauterkrankung

In Großbritannien wurde der erste klinische Versuch einer Behandlung mit embryonalen Stammzellen in der EU genehmigt

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Chirurgen des Moorfields Eye Hospital werden im nächsten Jahr aus menschlichen embryonalen Stammzellen gezüchtete RPE-Zellen (Retinales Pigmentepithel) in die Augen von 12 Patienten injiziert, die an einer juvenilen Makuladegeneration, dem Morbus Stargardt, leiden. Großbritannien sollte unter der Labour-Regierung zu einem Pionierland für die Stammzellenforschung ausgebaut werden, wozu auch entsprechende Gesetze verabschiedet wurden, um die Forschung auch beim Klonen und mit menschlichen embryonalen Stammzellen zu unterstützen.

Die seltene, genetische bedingte Erkrankung betrifft junge Menschen und zerstört Zellen in der Makula, dem zentralen Sehfeld der Netzhaut. Sie führt in der Regel nicht zur völligen Erblindung, aber kann schnell oder langsam Jahre hinweg die Sehschärfe durch den Verlust von Fotorezeptoren drastisch vermindern. Die Modern Humanities Research Association (MHRA) hat nun erstmals in einem europäischen Land klinische Versuche mit der umstrittenen Verwendung von aus menschlichen embryonalen Stammzellen gezüchteten RPE-Zellen genehmigt, zuvor hatte dem Versuch bereits die Europäische Arzneimittelbehörde EMA zugestimmt. Man hofft damit, wie bereits an Tierversuchen gezeigt, die weitere Schädigung der Sehkraft verhindern oder die Sicht wieder verbessern zu können. An Tierversuchen sei auch demonstriert worden, dass die Zellen sicher sind. Bei keinem der 160 Behandlungen von Mäusen habe sich eine Krebsbildung gezeigt.

Injizierte RPE-Zellen haben bei Mäusen die Fotorezeptoren-Schicht wieder hergestellt (links, rechts die Kontrollgruppe). Bild: ACT

Hinter dem Versuch in Großbritannien steht die auf Stammzellen spezialisierte US-Firma Advanced Cell Technology (ACT) (Klonen als Mediencoup). Sie hat eine Methode entwickelt, wie sich aus Embryonen Stammzellen gewinnen lassen, ohne diese zu töten. Mittels einer Biopsie werden aus Embryonen einzelne totipotente Blastomer-Zellen entfernt und dann kultiviert. In den USA hat ACT bereits mit der Behandlung von zwei Patienten mit der Stargardt-Erkrankung begonnen, ein Ergebnis steht aber noch aus. Hinter die Retina der Patienten werden dabei zwischen 50.000 und 200.000 RPE-Zellen injiziert.

ACT hofft, sollten die Versuche erfolgreich verlaufen, auch bis zu 200 weitere Augenerkrankungen wie die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) mit der Methode behandeln zu können. Auch bei der trockenen AMD entstehen Schäden durch den Verlust der RPE-Zellen. Alleine in den USA und Europa geht ACT von einem Markt zwischen 25 und 30 Milliarden Dollar aus, weil es noch keine Behandlungsmöglichkeiten gibt.