Stehlen und Betrügen

USA: "The Koch Method"

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Würde ein Autor heutzutage nach Figuren suchen, welche die maßgeblichen Kennzeichen eines kapitalistischen Unternehmers verkörpern, dessen selbstverliebte Anschauungen so grotesk und deutlich hervortreten wie die Muskeln eines Bodybuilders, so könnte man ihm die Koch-Brüder aus den USA vorschlagen.

Charles und David Koch gehören zu den reichsten Brüdern der Welt. Zum Geist, der ihr Unternehmertum beseelt, gehört die strikte Gegnerschaft der staatlichen Einmischung in den "freien Markt". Vom Regulieren halten sie nichts und mit dem Wort "Sozialist"schießen sie schneller aus der Hüfte als Lucky Luke, der immerhin schneller als sein Schatten ist.

Sie sind großzügig in der Finanzierung der Lobbyarbeit für Interessen von Big Oil. Umweltschutz-Bedenken zählen wenig, dafür zahlen sie viel für wissenschaftliche Gutachten und Professoren, die ihr Geschäft stützen (Geld kauft Wissenschaft). Dass sie mit einem ganzen Netzwerk gegen die Thesen des menschenverursachten Klimawandels antreten (Wie man das Klima auf die richtige Temperatur herunterkocht), fügt sich an das Bild ebenso wie die Finanzierung der Tea-Party-Bewegung (Libertäre als Tea-Party-Großsponsoren). Alledem müsste man im Sinne der Kochs das Wort "angeblich" beifügen, obwohl die Vorwürfe häufig gut dokumentiert sind. Aber ebenso sind die Kochs gute Hüter der Aktivitäten, die sie nicht in der Öffentlichkeit ausgebreitet sehen wollen. Sie schaffen es, dass viele Manipulationen und Gesetzesüberschreitungen im Dunklen bleiben.

David H. Koch (mitte). Foto: Fred Thompson. Lizenz: CC-BY-SA.

Dass dies zur "Methode Koch" passt, zeigt nun ein Bericht, der bei Bloomberg veröffentlicht wird. Der Bericht stützt sich u.a. auf Akten, die in Gerichtsverfahren öffentlich wurden, und auf Aussagen früherer Mitarbeiter. Einer von ihnen, der vor Gericht gegen ein Unternehmen der Koch-Brüder aussagte, beschreibt die "Koch Methode" als Stehlen und Betrügen:

Phil Dubose, a Koch employee who testified against the company said he and his colleagues were shown by their managers how to steal and cheat -- using techniques they called the Koch Method.

Nur wenige Tage hätte sie gebraucht, um Bestechungszahlungen in den Büchern eines französischen Ablegers, Koch-Glitsch in Arles, zu finden, wird eine ehemalige Mitarbeiterin zitiert. Sie war 2008 dorthin gesandt worden, um das Management zu überprüfen. Daraus resultierte ein einzigartiges Dokument, in dem Koch Industries am Ende des Jahres zugab, dass "diese Aktivitäten gegen das Strafgesetzbuch verstoßen". Aus dem Brief wurde vor einem französischen Zivilgericht zitiert. Der Koch-Mitarbeiterin brachte die Affäre nach Recherchen von Bloomberg wenig Glück. Sie wurde sehr bald von den Ermittlungen, mit denen sie betraut worden war, ausgeschlossen und später entlassen.

Folgt man den Informationen, an die Bloomberg gelangt ist, so hat Koch Industries auch gegen das Handelsembargo gegen Iran verstoßen, in dem das Unternehmen "Ausrüstung für die petrochemische Industrie" im Wet von mehreren Millionen Dollar an das Land geliefert hat. Dazu wird von Bestechungsgeldern berichtet, die bezahlt wurden, um an Verträge in Afrika, Indien und im Nahen Osten zu gelangen. Berichtet wird auch über Fälle in der Vergangenheit, als Koch Industries nach Öl bohrte auf einem bundesstaatlichen Territorium, wofür das Unternehmen kein Geld bezahlte. Ergänzt wird das Bild durch weitere Aussagen von ehemaligen Mitarbeitern, die beispielsweise dazu angehalten wurden, Benzol-Messungen zu manipulieren.

Die Recherchen des Finanzdienstes fügen sich in eine Reihe von Veröffentlichungen zu Lobby-Aktivitäten der Koch-Unternehmungen. Das Unternehmen gesteht laut Sprecher "Fehler in der Vergangenheit" ein, betont aber, dass man bezüglich Iran konservativer sei, als von der amerikanischen Gesetzgebung gefordert.