Wird es 2100 16 Milliarden Menschen geben?

Ende Oktober sollen sieben Milliarden Menschen auf der Welt leben, nach den Vereinten Nationen müssen jetzt die Entscheidungen fallen, ob es 10 oder 16 Milliarden werden

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Irgendwann in diesen Tagen sollen 7 Milliarden Menschen auf dieser Welt leben. Das Datum ist symbolisch, die Vereinten Nationen haben dafür den 31.Oktober gewählt. Auf den Tag kommt es auch gar nicht, das explosive Wachstum der Weltbevölkerung im Anthropozän hat auch etwas von einer Blase, wie wir sie auf den Immobilien- und Finanzmärkten erlebt haben. Pro Sekunde kommen 2,6 Menschen dazu, in den Industrieländern nur 0,1. In den Ländern im südlichen Afrika soll sich die Bevölkerung verdreifachen, in Mexiko, Indien oder den USA soll sie um fast ein Viertel wachsen, während sie in Europa, China und Australien um 20 Prozent abnimmt. Die Bevölkerungsexplosion findet in den ärmsten Ländern der Welt statt.

Gab es um 1800 etwa eine Milliarde Menschen und 1927 zwei Milliarden, so verdoppelte sich die Zahl bis 1974 schon innerhalb von 50 Jahren auf 4 Milliarden. Und zwischen 1960 mit 3 Milliarden und heute hat sich die Bevölkerung noch einmal auf 7 Milliarden mehr als verdoppelt. Dazu tragen nicht nur hohe Geburtenraten in Afrika, Asien und Lateinamerika und eine sinkende Kindersterblichkeit bei, sondern auch das zunehmende Alter der Menschen, die länger leben. Betrug die durchschnittliche Lebenszeit 1948 noch 48 Jahre, so leben die Menschen nun durchschnittlich 68 Jahre.

Bislang ging man davon aus, dass die "Bevölkerungsexplosion", die mit der Urbanisierung der Lebenswelt einhergeht, bis 2100 mit 10 Milliarden Menschen ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. 2050 soll es bereits 9 Milliarden Menschen geben. Würde das Wachstum weitergehen wie jetzt, so wären 2100 mehr als 26 Milliarden Menschen auf der Erde, einfach unvorstellbar. Es gibt auch eine deutlich niedrigere, aber wenig wahrscheinliche Prognose. Würde nicht wie heute eine Frau durchschnittlich 2,5 Kinder zur Welt bringen, sondern nur 2,0, dann würde bis zum Ende des Jahrhunderts die Weltbevölkerung sogar auf 6,2 Milliarden absinken. Die Prognose mit 2,1 Kindern kommt auf die schon erwähnten 10 Milliarden, was deutlich macht, dass scheinbar kleine Veränderungen eine große, langfristige Wirkung haben können.

Die Vereinten Nationen halten es aber auch für möglich, dass die Zahl der Kinder pro Frau auf 3 und damit die Bevölkerung bis 2100 auf fast 16 Milliarden steigen könnte. In dem Bericht State of World Population 2011, der am 26. Oktober veröffentlicht wird, werden die Grundlagen für die wahrscheinlichen Alternativen von 10 oder 16 Milliarden vorgelegt. Angekündigt, dass es die Menschheit jetzt in der Hand habe, mit entsprechenden Maßnahmen den Zuwachs auf 16 Milliarden zu verhindern, wodurch "unsere Zukunft gerechter und ökologisch nachhaltiger" würde.

Allerdings beuten die Menschen nach Berechnungen des Global Footprint Network bereits jetzt die Ressourcen der Erde stärker aus, als diese vorhanden sind oder nachwachsen können (Ecological Debt Day). 2011 soll danach die Menschheit 135 Prozent der Ressourcen verbrauch en, die die Erde bereitstellen kann. Das wären für alle Prognosen keine guten Aussichten, wenn die Menschen nicht schnell anderes produzieren und konsumieren.