Anonymous legt zahlreiche Websites israelischer Behörden lahm

Während die israelische Regierung droht, Iran anzugreifen, versucht man den Ausfall der Websites der Armee oder der Geheimdienste auf einen Systemfehler zurückzuführen

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Ausgerechnet in einer Zeit, in der die israelische Regierung mit einem Militärschlag gegen Iran droht und dabei auf die militärische und technische Überlegenheit setzen muss, hat sie eine Schlappe erlitten. Anonymous hatte nach dem Abfangen der zwei Boote der Gaza Flotilla mit Hilfspaketen für den Gaza-Streifen am Freitag durch ein Video angedroht, die Websites der Armee, der Geheimdienste und anderer Regierungsbehörden am Sonntag lahmzulegen. "Wir tolerieren dieses wiederholt aggressive Verhalten gegen unbewaffnete Zivilisten nicht", so die Botschaft. Wenn Israels Marine erneut die "humanitären Schiffe für den Gazastreifen" blockiert, "lassen Sie uns keine andere Wahl, als immer wieder zurückzuschlagen, bis Sie damit aufhören".

Tatsächlich waren am Sonntagabend noch zahlreiche Websites wie die des Mossad, von Shin Bet oder der Streitkräfte IDF sowie einige Ministerien nicht erreichbar. Allerdings sollen die offenbar erfolgreichen LOIC-Angriffe von Israels Regierung abgestritten werden, stattdessen heißt es:

Die Regierung spricht von einem "Systemfehler" der Server. Die für die Regierungswebsites zuständige Carmela Avner schiebt denn Ausfall auf ein nicht näher genanntes "technisches Problem". Diese Formulierung macht sich auch der stellvertretende Direktor der Abteilung für Informationstechnologie zu eigen. Ziv Slater behauptet, ein Fehler auf einem Server habe alle anderen abstürzen lassen: "Das hat nichts mit einem Angriff, mit einer Bedrohung oder ein Hack zu tun. Es handelt sich nur um einen Systemfehler. Unsere besten Köpfe arbeiten, um das Problem zu lösen. Sie sind nicht gehackt worden."

Die aufgeregte Leugnung scheint eher den Verdacht zu bestätigen, dass man durch den Angriff von Anonymous überrascht worden ist. Dann wurden aber auch nicht die Server gehackt, sondern sie wurden lediglich lahmgelegt. Dass nun auch die Websites des Militärs und der Geheimdienste betroffen sind, ist wohl wirklich peinlich, schließlich sollen Israel und/oder die USA hinter Stuxnet stecken, also dem ausgefeilten Wurm, der das iranische Atomprogramm verzögern sollte. Die damit demonstrierte technische Überlegenheit ist durch den nicht sonderlich komplizierten Protestangriff von Anonymous in Frage gestellt.

Während Israels Regierung vermutlich mit einem Generalstreik konfrontiert ist, hat die Anerkennung Palästinas in der UNESCO deutlich gemacht, dass möglicherweise nur noch die USA und Deutschland hinter Israel stehen. Jetzt steht die Entscheidung im UN-Sicherheitsrat an. Und nachdem Frankreich schon einmal bekundet hat, sich zu enthalten, müssten nun womöglich die USA ein Veto einlegen, um die israelischen Interessen zu schützen, wodurch sie sich aber selbst schaden würden. Während die israelische Regierung die Siedlungsprojekte im Westjordanland vorantreibt, um einen künftigen palästinensischen Staat möglichst zu schwächen und zu fragmentieren, könnten die Drohungen, nun endlich die iranischen Atomanlagen anzugreifen (Schon wieder Angriffsdrohungen auf den Iran), durchaus eine Taktik sein, um von den innen- und außenpolitischen Problemen abzulenken.

Begründet werden könnte ein Angriff durch einen noch nicht veröffentlichten IAEA-Bericht, nach dem Iran angeblich Tests für Atomwaffen durchführt, eine Möglichkeit bestünde u.a. auch darin, dass nach dem Abzug der Amerikaner aus dem Irak die 2008 von den USA verordnete Flugverbotszone über dem Irak endet. Die wurde sicherheitshalber angeordnet, um einen Überraschungsangriff auf den Iran zu verhindern. Wenn Israel im neuen Jahr angreifen würde, wären auch keine US-Soldaten mehr im Irak, die zum Ziel eines iranischen Gegenangriffs werden könnten. Allerdings darf man weiter vermuten, dass die Drohgesten nicht wirklich ernst gemeint sind, sondern eher dazu dienen, die eigenen Interessen durchzusetzen (Ablenkungsmanöver iranische Bedrohung?).