Der Konflikt mit Iran köchelt weiter

Von der britischen Regierung veröffentlichte Dokumente zeigen, dass die US-Regierung vom israelischen Angriff auf das AKW Osirak 1981 überrascht wurde, was auch die aktuelle Situation erhellen kann

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Nachdem vom Iran gedroht wurde, bei einem Konflikt die Öltransporte durch die Straße von Hormus zu blockieren, warnte die in Bahrain stationierte 5th Fleet der US-Marine, man würde das zu verhindern wissen. Darauf entgegnete der iranische Marinekommandant, Admiral Habibollah Sayyari, dass eine Blockade ganz einfach möglich sei, auch wenn dies eigentlich nicht gewünscht werde, man wolle schließlich die Region stabilisieren.

Straße von Hormus. Bild: Nasa

Währenddessen findet weiterhin eine Marineübung in der Straße von Hormus statt, in der auch Torpedos und verschiedene Raketen, darunter auch Langstreckenraketen, getestet werden. Die Übungen seien rein defensiv, wird versichert, und sollen den Ländern in der Golfregion eine "Botschaft des Friedens und der Freundschaft" übermitteln. Das ist schon dick aufgetragen.

Mit der Sperrung der Straße von Hormus würde sich der Iran nur ins eigene Fleisch schneiden, weil hier nicht nur die Tanker mit dem Öl der Golfstaaten wie Saudi-Arabien durchfahren müssen, sondern auch die mit iranischem Öl. Ohne Ölexporte hätte Iran bald kein Geld mehr. Während die US-Marine warnte, winkte das US-Außenministerium an und erklärte, das sei eine rhetorische Drohung Irans, die immer mal wieder geäußert werden.

Derweil rüsten die USA für 30 Milliarden US-Dollar Saudi-Arabien auf. Die Monarchie hat bereits die USA gedrängt, wie die von WikiLeaks veröffentlichten Depeschen offenbarten, den Iran anzugreifen, der Schlange den Kopf abzuschlagen und das iranische Atomwaffenprogramm zu beenden ("Evil Iran"). Obgleich das saudische Regime alles andere als demokratisch ist und den "arabischen Frühling" im eigenen Land und in anderen wie in Bahrain auch mit Militär bekämpft, wird nun Saudi-Arabien vom Westen gegen den Iran aufgerüstet, der wiederum seine Einflusssphäre im Irak durch die dort lebende schiitische Mehrheit ausbaut.

Die US-Regierung erhöht einerseits den Druck auf den Iran, um seinen Einfluss auf Afghanistan und Irak nicht größer werden zu lassen, weil durch den Abzug der US-Truppen ein Machtvakuum mit entsprechenden Konflikten entstehen dürfte, in die auch die übrigen Golfstaaten hineingezogen werden könnten, was die gesamte Region instabil machen, die Versorgung mit Öl gefährden würde und auch Israel gefährlich werden könnte. Andererseits soll damit auch Israel daran gehindert werden, doch noch den schon öfter angedrohten Militärschlag gegen die iranischen Atomanlagen zu führen, was die Region in Flammen setzen und die USA womöglich erneut in einen Krieg hineinziehen würde.

In den USA hat man schließlich allen Grund, davon auszugehen, dass die israelische Regierung wie schon 1981 gegen das irakische AKW Osirak ohne Ankündigung und Absprache auch versuchen könnte, die iranischen Atomanlagen durch Bombardierung auszuschalten, um damit die Bedrohung durch Atomwaffen zu eliminieren und einzige Atomwaffenmacht in der Region zu bleiben.

Eben haben nämlich die britischen National Archives Dokumente veröffentlicht, wie der Telegraph berichtet, nach denen deutlich wird, dass die USA vom israelischen Alleingang überrascht wurden. Der damalige britische Botschafter befand sich gerade bei einem Treffen mit dem US-Verteidigungsminister Caspar Weinberger, als die Nachricht vom erfolgreichen israelischen Luftschlag auf das mit französischer Hilfe erbaute AKW Osirak eintraf. Auch damals hatten die Israelis Angst, Saddam Hussein würde mit westlicher Hilfe nicht nur Atomkraftwerke bauen, sondern damit zugleich ein Atomwaffenprogramm zu installieren.

Der Botschafter meldete nach London: "Weinberger sagt, er glaube, Begin sei von allen Sinnen verlassen gewesen. Er ist sehr beunruhigt von der israelischen Reaktion und den möglichen Folgen." Schon Bush tat alles, um die Israelis zurückzuhalten, noch einmal einen solchen Überraschungscoup zu landen. Und die israelische Regierung weiß, dass sie, wenn sie eine solche Aktion offen lässt und sie androht, gute Karten hat, die jeweilige US-Regierung erpressen zu können.

Überdies machen die Dokumente klar, dass die britische Regierung unter Margarete Thatcher 1981 Saddam Hussein Rüstungsgüter lieferten, obgleich Großbritannien im Iran-Irak-Krieg angeblich neutral zu sein vorgab. Das liefert dem Iran natürlich neue Munition gegen den Westen.