Santorum haarscharf hinter Romney

Der neue Liebling der "Pitchfork Republicans" landet bei den Vorwahlen in Iowa mit lediglich acht Stimmen Rückstand auf Platz zwei

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Gestern Nacht fanden in Iowa die ersten Caucuses zur Ermittlung des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers statt, der im November gegen Barack Obama antritt. Der Caucus ist eine spezielle Form der Vorwahl, die es nur in einigen der US-Bundesstaaten gibt. Das Wort wurde der Sprache der Algonkin-Indianer entlehnt. Insgesamt gab es in Iowa 809 solcher Versammlungen in Schulen, Kirchen und Gemeindezentren.

Nach Auszählung aller dort abgegebenen Stimmzettel führt Mitt Romney, der Kandidat des republikanischen Establishments, dem derzeit die besten Chancen auf einen Sieg bei den Vorwahlen eingeräumt werden, mit nur 8 Stimmen und etwa 25 Prozent vor dem erklärt christlichen Kandidaten Rick Santorum. Auf den dritten Platz bei den Caucuses in Iowa landete mit 21 Prozent der Libertäre Ron Paul, der vor Weihnachten noch in Führung lag. Der Viertplatzierte Newt Gingrich brachte es trotz des kamerawirksamen Einsatzes von Tränen beim Sprechen über seine Mutter nur auf 13 Prozent. Rick Perry kam auf 10, Michele Bachmann auf 15 und Jon Huntsman, der Iowa praktisch ausgelassen und sich auf New Hampshire konzentriert hatte, auf 1 Prozent.

Rick Santorum. Foto: Gage Skidmore. Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Santorum ist der aktuelle Favorit der "Pitchfork Republicans", die "Mistgabel-Republikaner", die bislang alle paar Wochen einen anderen Bewerber bevorzugten. Dass Michele Bachmann, Rick Perry, Herman Cain und Newt Gingrich wieder abstürzten, lag unter anderem an der Aufmerksamkeit, die Wettbewerber auf die Schwächen der zeitweisen Favoriten lenkten. Rick Santorum hatte das Glück, dass er bis kurz vor den Iowa-Caucuses den Eindruck erweckte, ohnehin keine Chance zu haben, weshalb seine Mitbewerber kaum Zeit hatten, Negativwerbung gegen ihn zu schalten.

Dass er lange unterschätzt wurde, lag nicht nur an seiner Fehde mit einem Homosexuellenaktivisten, die dazu führte, dass potenzielle Wähler, die seinen Namen googeln, auf etwas recht Unappetitliches stoßen, sondern auch an seinem Low Budget Wahlkampf mit geliehenem Pick Up Truck. Er selbst begründete sein perfektes Timing in einer Ansprache nach den Caucuses mit Verweis auf die Hilfe Gottes, der ein "sehr spezieller Freund" von ihm sei.

Seinen Erfolg verdankt der italienischstämmige ehemalige Senator aber auch der Fähigkeit, überzeugend rührseliger zu wirken als Rick Perry oder Michele Bachmann, bei der auch konservativen Wählern auffiel, wie automatisch sie nach jeder Aussage ihr Zahngrinsen einschaltet. Potenzielle Schwachstellen Santorums sind Äußerungen wie die, dass man staatliche Essensmarken für Arme abschaffen könne, weil es in den USA so viele Fettleibige gibt.

"Obamacare" will der Kandidat aus Virginia zwar ebenfalls abschaffen, dafür aber Medicare und Medicaid ausbauen. Die Einkommenssteuer möchte er auf 10 und 28 Prozent senken und die Unternehmenssteuern aufteilen, was seiner Vorstellung nach dazu führt, dass sich das produzierende Gewerbe nicht mehr in China niederlässt, sondern in den USA. Außenpolitisch droht er dem Iran, gab sich bislang aber noch keine solche Kenntnisblöße wie Cain oder Perry. Dass er mit all diesen Vorhaben tatsächlich drei Billionen Dollar in fünf Jahren einsparen kann, wird nicht nur von seinen Gegnern bezweifelt.

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