Kampfdrohnen ersetzen nicht Menschen, sondern brauchen mehr Personal

Eine der wichtigsten technischen Aufgaben sieht das Pentagon darin, Kampfdrohnen weniger personalaufwändig zu machen, was die Entwicklung autonomer Systeme stärkt

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Militärische Drohnen haben sich aufgrund ihres Einsatz im "Globalen Krieg gegen den Terror" in Afghanistan, im Irak, in Pakistan, Jemen, Somalia und anderswo zur Wunderwaffe entwickelt - und zu einem Milliardenmarkt. Drohnen gelten als effizient, billiger als bemannte Flugzeuge und hochattraktiv, weil sich damit Gegner beobachten, verfolgen und auch töten lassen, ohne eigene Soldaten oder Geheimdienstagenten zu gefährden.

So wird nach den Erfahrungen in Libyen eine Gruppe von Nato-Staaten fünf Drohnen des Typs Global Hawk vom US-Rüstungskonzern Northrop Grumman für 5 Milliarden Euro kaufen, inklusive Bodenstationen, Trainings- und Pilotenkosten. Für zwei Jahr Betrieb werden zusätzlich mit zwei Milliarden Euro gerechnet. Die Bundeswehr hat bereits mehr als 300 Drohnen und will jetzt auch neben weiteren Quadocoptern einige große Drohnen vom Typ Global Hawk sowie israelische Heron erwerben.

Was militärisch oder geheimdienstlich möglich ist, lockt auch weltweit die Sicherheitskräfte weltweit. Aber selbst wenn kleine Drohnen nun Abschussvorrichtungen benötigen oder als Helikopter von jedem Ort aus gestartet werden können und von einem Mann bedient werden können, so liegt der Fall bei den großen, vorwiegend vom Militär und Geheimdiensten eingesetzten Drohnen anders. Sie werden in der Regel nicht vor Ort, sondern über eine Entfernung von Tausenden von Kilometern gesteuert, müssen vor Ort gewartet, gestartet und gelandet werden, sind viele Stunden in der Luft, liefern entsprechend viele Datenmengen, die ausgewertet werden müssen, und sollen bei Kampfdrohnen auch schnell zum Angriff übergehen können. Aus diesen sind Drohnen keine Maschinen, die Arbeit ersetzen, sie schaffen vielmehr zusätzliche menschliche Arbeitsplätze, allerdings andere als bei bemannten Flugzeugen. So sind eben die Piloten nicht selbst durch einen Abschuss gefährdet, zudem kommen sie billiger, weil sie - zumindest für den Einsatz im Ausland - nur kurz geschult werden müssen.

Wiederholt wurde nun bekannt, dass Drohnen mehr Piloten und anderes Personal benötigen als normale Flugzeuge. So erklärte kürzlich Reginald Brothers, der stellvertretende Staatssekretär für Verteidigungsforschung, dass mehr als 150 Menschen benötigt werden, um einen Einsatz einer Kampfdrohne auszuführen. Es hieß aber auch schon mal, dass bis zu 300 Menschen notwendig wären, um einen Drohneneinsatz auszuführen (Reduziert der Einsatz von Kampfdrohnen die Militärkosten?). Angesichts schrumpfender Verteidigungshaushalte könne sich das Militär diese hohen Personalausgaben nicht leisten. Eine der wichtigsten technischen Aufgaben sieht das Pentagon nach Brothers daher darin, die Kampfdrohnen weniger personalaufwändig zu machen.

Als Grund für den Personalaufwand nannte Brothers, dass Menschen und Maschinen keine gemeinsame Wahrnehmung von dem, was vorgeht, hätten. Deswegen würde man auch vor autonom operierenden Drohnen zurückschrecken. Dazu kommt die Informationsflut. Die Predator- und Reaper-Drohnen des Pentagon würden jeden Tag alleine tausend Stunden an Videobildern produzieren. Die US-Luftwaffe hat wegen des Personalaufwands schon mal die geplanten Käufe von Reaper-Drohnen von 48 auf 25, also um die Hälfte gekürzt. Gleichwohl setzt das Pentagon weiter auf Drohnen, aber auch auf Bodenroboter. Bislang gibt es davon etwa 6000.

Nach dem National Defense Magazine setzt vor allem die US-Marine auf autonom operierende Drohnen. Es gebe noch einige technische Schwierigkeiten zu überwinden, die größten Hürden werden in der Politik gesehen. Der Kostendruck dürfte aber den Widerstand gegen autonom fliegende Beobachtungs- und schließlich auch Kampfroboter schwinden lassen, steht zu vermuten, zumindest wenn die Drohnen billig genug werden, um mehrere oder ganze Schwärme zu starten und den Abschuss/Absturz von einigen in Kauf zu nehmen.