Ganz Portugal von strenger Dürre betroffen

Schon im Februar wurden mehr Waldbrände verzeichnet als im vergangenen August, die Lage in Spanien ist ähnlich düster

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Erneut herrscht Dürre auf der iberischen Halbinsel. Die Lage in Portugal entwickelt sich dramatisch. Am Montag hat das Meteorologische Institut in Lissabon festgestellt, dass der trockenste Februar verzeichnet worden ist, seit 1931 mit den Aufzeichnungen begonnen wurde. Statt gut 100 Liter pro Quadratmeter, die üblicherweise im Durchschnitt in diesem Wintermonat registriert werden, waren es nun nur 2,2 Liter. In Lissabon wird von einem "extrem trockenen" Februar gesprochen. 32% des Staatsgebiets sind nach Angaben des Instituts schon von "extremer Dürre" und die übrigen 68 Prozent von "strenger Dürre" betroffen.

Dürre in ganz Portugal. Bild: Instituto de Meteorologia

So ist es kein Wunder, wenn wieder Teile des Landes in Flammen aufgehen. Nach vorläufigen Angaben der Zivilschutz- und der Forstbehörde wurden im Februar mehr Waldbrände verzeichnet als im vergangenen August. In dem Sommermonat wurden 3.982 Brände gezählt, doch im Februar waren es 4.186. Mit durchschnittlich fast 145 Feuern pro Tag waren es fast so viele wie im Juli 2011. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurden siebenmal so viele Brände registriert wie im Vorjahreszeitraum.

"Es ist ein atypisches meteorologisches Jahr", erklärt Miguel Cruz. Der Sprecher der Zivilschutzbehörde und verweist auf das extreme Brandjahr 2005, in dem ebenfalls im Februar schon sehr viele Brände verzeichnet worden seien. Im Katastrophen-Sommer 2005 gingen im europäischen Südwesten mehr als 200.000 Hektar in Flammen auf. (Portugal: Der Sommer hat gerade erst begonnen). Und kürzlich hatten die Meteorologen darauf hingewiesen, dass die Dürre nun in diesem Februar noch dramatischer ausfällt wie vor sieben Jahren, weshalb mit einem neuen Brandsommer gerechnet wird.

Neben den Wäldern wird vor allem die Landwirtschaft schwer in Mitleidenschaft gezogen. In der südportugiesischen Armutsregion Alentejo beten und singen die Bauern in neun aufeinanderfolgenden Nächten, um an höherer Stelle eine himmlische Intervention zu erreichen. Die langfristigen Wettervorhersagen sind aber alles andere als positiv und der Himmel schein verschlossen zu bleiben.

Die Meteorologen sagen einen trockenen März voraus, da sich weiter ein unübliches Muster zeige. Die Niederschlagsmenge werde erneut deutlich unter dem Durchschnitt bleiben, wird prognostiziert. Als Belohnung für die Gebete habe es lediglich am vergangenen Donnerstag etwas genieselt, doch dabei sei die Erde nur etwas benetzt worden. Seit Freitag steht die Sonne wieder am Himmel, auch wenn die Nächte auch im Süden Portugals weiterhin zu kalt seien. Beide Faktoren führen aber dazu, dass Pflanzungen kaum Chancen zum Überleben haben. Mit den warmen Tagestemperaturen gehen zwar die Samen auf, doch die Triebe vertrocknen dann schnell wieder.

Anders als gläubige Bauern richtet der Landwirtschaftsverband seine Kritik ganz irdisch an die konservative Regierung. Schon im Februar schrieb der Verband, dass man in der Hauptstadt Lissabon "den Ernst der Lage verkenne". Gefordert werden Nothilfe-Maßnahmen. Die Landwirte müssten jetzt unterstützt werden, denn viele stünden vor dem Ruin. Sie müssten viel Geld für Viehfutter zahlen, dazu kämen Kosten für Wasserversorgung, weil auch der Grundwasserstand weiter gefallen sei. Da die Regierung an allen Ecken und Enden Ausgaben kürzt, um die Sparauflagen gegenüber der EU-Kommission und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zu erfüllen (Nach Griechenland auch bald Schuldenschnitt für Portugal), wurde aber zunächst nur eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um die Lage zu beobachten und zu analysieren.

Sie bestätigte die Analyse der Landwirte weitgehend. Fehlende Weideflächen und weiter steigende Preise für Viehfutter und der zunehmende Bewässerungsbedarf macht auch diese Arbeitsgruppe aus und denkt über einen Nothilfe-Antrag in Brüssel nach. Landwirtschaftsministerin Assuncão Cristas sieht allerdings noch keinen Anlass für Panik. "Es ist noch zu früh", sagte sie. Sie hofft darauf, dass "Regenfälle noch kommen" und damit die Situation nicht so ernst sei, wie sie nun dargestellt werde. Befürchtet wird, dass sich die Lage noch verschlimmert, wenn nicht schnell gehandelt wird. Hohe Ausfälle in der Landwirtschaft würden die Wirtschaft des Landes 2012 weiter belasten. Ohnehin wird davon ausgegangen, dass sie auch 2012 erneut deutlich schrumpft.

Anomalien der Niederschläge im Februar in Spanien. Grafik: Agencia Estatal de Meteorología (AEMET)

Beim spanischen Nachbar sieht die Lage nicht viel besser aus. Auch hier wurden in den ersten beiden Monaten ungewöhnlich viele Brände verzeichnet. Mit fast 4.000 Hektar ist in den ersten beiden Monaten des Jahres eine mehr als doppelt so große Fläche abgebrannt wie im Vorjahreszeitraum. Das meteorologische Institut schreibt, dass sogar Dezember, Januar und Februar "sehr trocken" waren. Im Februar verzeichnete der Großteil des Landes nicht einmal 25% der üblichen Niederschläge. Nur weil sie an der Atlantikküste "normal" waren, kommt man im Landesdurchschnitt auf 30%. Ähnlich verhielten sich auch die Niederschläge im Januar und Dezember. Auf der iberischen Halbinsel können die Klimaveränderungen im Schauglas verfolgt werden, es wird stets heißer und trockener (Es wird heißer und heißer).