Regelmäßiger Verzehr von rotem Fleisch kann das Leben verkürzen

Vor allem verarbeitetes Fleisch von Rind, Schwein und Schaf erhöht deutlich das Risiko für Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

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Es ist nicht neu, scheint sich aber zu bestätigen. Wer viel "rotes Fleisch" zu sich nimmt, der gefährdet seine Gesundheit und erhöht sein Sterberisiko. Rotes Fleisch stammt von Rindern, Schweinen oder Schafen - und davon verzehren die Menschen weltweit immer mehr. Der fleischfressende Homo sapiens verdient vermutlich seinen Namen nicht, den er sich selbst gegeben hat. Denn steigender Fleischkonsum führt nicht nur zu einer ethisch kaum zu rechtfertigenden Massentierhaltung und -schlachtung, sondern auch zur Umweltzerstörung und Klimaerwärmung. Und es schadet den Menschen auch individuell und direkt. Offenbar sind Menschen nicht nur Jäger, sondern auch Sammler und Gärtner.

Eine in den Archives of Internal Medicine veröffentlichte Studie der Harvard School of Public Health (HSPH) bestätigt, dass der Verzehr von rotem Fleisch die Mortalität allgemein erhöht, aber auch das Risiko steigen lässt, an Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Ersetzt man rotes Fleisch durch Fisch oder Geflügel, Nüsse oder Gemüse, sinkt hingegen die Mortalität. Allerdings muss man hier auch fragen, ob Fische und Geflügel dank der Umwelt- und Zuchtbedingungen nicht auch für den Konsum immer riskanter werden. Wir sind eben nicht nur, was wir essen, wir sterben oder leiden auch an unserem Essen.

Für die Studie wurden zwei Langzeituntersuchungen von mehr als 37.000 Männern (22 Jahre) und 83.000 Frauen (28 Jahre) ausgewertet. Sie hatten zu Beginn weder Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch Krebs. Alle vier Jahre wurden ihre Ernährungsgewohnheiten abgefragt. Im Beobachtungszeitraum kam es zu 23.926 Todesfällen. 5.910 Menschen starben an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 9.464 an Krebs. Regelmäßiger Verzehr von rotem Fleisch, vor allem von verarbeitetem, erhöht das Sterberisiko.

Schon ein zusätzlicher einmaliger Verzehr von unverarbeitetem roten Fleisch in der Standardgröße von 85 g pro Tag soll das Sterberisiko um 13 Prozent, der von verarbeitetem (ein Hot Dog, zwei Scheiben Speck oder andere Wurst wie Salami) gleich um 20 Prozent. Für Herzkreislauf-Erkrankungen steigt unter Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, familiäre Krankengeschichte, BMI, Rauchen und körperlicher Aktivität das Risiko um 18 bzw. 21 Prozent, für Krebs um 10 bzw. 16 Prozent.

Rotes Fleisch - und speziell verarbeitetes - enthält, so die Wissenschaftler, Bestandteile wie gesättigten Fettsäuren, Salz, Eisen, Nitraten und beim Kochen entstehenden krebsverursachenden Verbindungen wie Nitrosaminen, die für ein höheres Gesundheitsrisiko verantwortlich sind. Die Fleischfreunde müssten, so wollen die Wissenschaftler herausgefunden haben, nur gelegentlich mal auf was anderes umsteigen, um die Wahrscheinlichkeit, länger und gesünder zu leben, zu erhöhen. Ersetzt man nur jeweils eine Mahlzeit mit rotem Fleisch, dann sinkt das Sterberisiko bei Fisch um 7 Prozent, bei Geflügel um 14 Prozent, bei Nüssen um 19 Prozent, bei Gemüse oder fettarmen Milchprodukten um 10 Prozent und bei Vollkorn um 14 Prozent.

Wenn die Teilnehmer der Langzeitstudien ihren täglichen Fleischkonsum um mehr als die Hälfte reduziert hätten, so hätten nach den Schätzungen der Wissenschaftler 9,3 Prozent der Todesfälle bei den Männern und 7,6 Prozent bei den Frauen vermieden werden können. Allerdings scheinen die Liebhaber des roten Fleisches nicht nur wegen ihres Fleischkonsums, sondern aus anderweitigen Gründen auch ungesünder als die anderen zu leben: Sie sind weniger körperlich aktiv, sie rauchen eher und trinken Alkohol und sind dicker. Mit dem Fleischkonsum dürfte direkt zusammenhängen, dass sie weniger Obst, Gemüse und Vollkorn essen.