Penn und Teller lassen lügen

Heute startet im deutschen Fernsehen die neue Show der prominenten Skeptiker und "Bullshit"-Erfinder

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Zu den bemerkenswertesten Zauberern der Gegenwart gehört das US-Comedy-Duo Penn & Teller, zwei Charaktere, die unterschiedlicher kaum sein könnten. "Teller" war ursprünglich Lateinlehrer, der von Kindesbeinen an Zauberkunst pflegte und ausschließlich schweigend zaubert. Er traf auf den temperamentvollen Jongleur Penn Jillette, der eine Clownsschule besucht hatte. Für das Angebot, gemeinsam mit einem weiteren Künstler in einem Freizeitpark mit einer schrägen Zaubershow aufzutreten, gab Teller 1975 den Lehrer-Beruf auf.

Ein Jahrzehnt später gehörten die beiden originellen Künstler zum Establishment der US-Magierszene und gewannen für ihre ersten TV-Shows zwei Emmys sowie die Goldene Rose von Montreaux. Mit ihrem anarchistischen Stil fassten die beiden in Las Vegas Fuß, wo sie noch heute arbeiten. Als spektakulärste Darbietung gilt ihre moderne Version des Kugelfangs, ein klassisches Kunststück, bei dem mindestens 13 Sensationskünstler ihr Leben ließen.

Penn & Teller, 1988. Bild: Alan Light. Lizenz: CC-BY-2.0

Mit 16 Jahren hatte Penn das Enthüllungsbuch Flim Flam des kanadisch-amerikanischen Zauberkünstlers James Randi gelesen, der einen "Kreuzzug" gegen Täuschung im Bereich des Übersinnlichen führt und sich vor allem an Uri Geller abarbeitete. Die Tradition von bekannten Illusionisten als trickverständige Volksaufklärer hatte im viktorianische Zeitalter John Henry Anderson kultiviert, der vergeblich das schottische Medium Daniel Dunglas Home entzaubern wollte.

Als prominentester Antispiritist hatte sich in den 20er Jahren Houdini positioniert. Randi machte aus der Enthüllung von Hochstaplern und Pseudowiessenschaft eine Lebensaufgabe und wurde Gallionsfigur der internationalen Skeptiker-Bewegung. Als es in den 90ern zu einem Rechtsstreit zwischen Randi und Geller kam, sponserten Penn & Teller den temperamentvollen Skeptiker.

Bullshit

2003 adaptierten Penn & Teller in der TV-Show Bullshit die Rolle der prominenten Skeptiker. In dieser Produktion werden allerhand Leute bloßgestellt, die Glaubenskonzepte anbieten, von denen insbesondere die USA eine reichhaltige Auswahl vorweisen. Mit bissigem, manchmal derben, meistens aber mit intelligentem Humor kommentieren die beiden Täuschungsexperten Kongresse von UFO-Entführten, debunken Wunderheiler, Religionen und ähnliches.

Penn Jillette im Rio All Suite Hotel and Casino in Las Vegas

Vieles davon ist hervorragend, etwa die Folge über den Vatikan. Mehr als einmal langten sie allerdings daneben, Skeptiker neigen nun einmal zum Klug********. So machten Penn & Teller die Angst über das Passivrauchen lächerlich, was sie jedoch später zurücknahmen und sich bei den Fans entschuldigten. Sehr befremdlich wirkte ihre Parteinahme für Gentechnik. Aus europäischer Sicht strapazieren sie mit ihrem gelegentlich PENNetraten US-Patriotismus selbst die Nerven ihrer wohlwollenden Fans.

Penn ist erklärter Kritiker des Doku-Satirikers Michael Moore, dessen politische Aufklärungsshow The Awful Truth eine ähnliche Stoßrichtung hatte. Auch Penn & Teller treten jedenfalls vehement für das Recht auf Meinungsfreiheit ein und kritisieren nachhaltig die lästigen Sicherheitskontrollen an Flughäfen. Der Titel der Show Bullshit hat übrigens den Hintergrund, dass nach US-Recht diese Bezeichnung eine Meinungsäußerung ist, die auch den Inhalt der Show in einen Kontext der Meinungsfreiheit hebt und juristische Angriffe von gekränkten Zeitgenossen erschwert.

Fool Us / Tell a Lie

Die Zauberkünstler waren in den 90er Jahren mit die ersten, die unter dem Internet litten, in dem man plötzlich gut gehütete Branchengeheimnisse ausplauderte. Heute müssen Zauberer sogar damit rechnen, dass Zuschauer während der laufenden Darbietung ihr Smartphone zücken und nach dem Trickgeheimnis recherchieren. Penn & Teller gehen sehr smart damit um. Das Raten nach einem Trickgeheimnis ist das legitime Recht der Zuschauer. Das Gesetz der Zauberer, keine Tricks zu verraten, sehen die beiden weniger als moralisches Problem, vielmehr wird eine Zaubershow ohne das Geheimnis schlicht und ergreifend langweilig.

Teller im Rio All Suite Hotel and Casino in Las Vegas. Bild: Eqdoktor. Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Die beiden Provokateure vertauschten 2010 sogar die Rollen und ließen sich in einer britischen Casting-Show selbst etwas vorzaubern. Wer es in Fool Us schaffte, die beiden ausgewiesenen Trickexperten zu täuschen, konnte ein Engagement in Las Vegas gewinnen. Die Show erinnerte auch im Bühnenbild an das kontroverse Format The next Uri Geller, einer Casting-Show für Mentalisten im Live-TV.

2011 kehrten die Illusions-Profis ins US-TV mit einem Format zurück, das den Myth Busters ähnelt. In Tell a Lie geht es darum, ob die dort gezeigten Geschichten wahr oder fiktiv sind. Heute, 19.30 Uhr, startet die Show erstmals im deutschsprachigen Discovery Channel.

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