Zögerlicher Einsatz von Robotern in Fukushima

Mit dem japanischen Roboter Quince wurden zumindest einige Erkundungen wie hier im 5. Stockwerk von Reaktor 2 abgeleistet. Vom Reaktorkern gibt es noch keine Bilder. Bild: Tepco

Ausgerechnet die Roboternation Japan hatte keine Roboter, um geschädigten Reaktoren zu erkunden, fehlendes Wissen ist noch heute die Folge

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Nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe waren manche sehr erstaunt, dass der Fukushima-Betreiber Tepco zwar Arbeit in das schwer beschädigte AKW schickte, wo es in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze gekommen war, aber dass es keine Roboter zu geben schien, die man in die radioaktiv verseuchten Reaktorgebäude schickte. Erst geraume Zeit später wurden Roboter aus dem Ausland eingesetzt, allerdings ist weiter unbekannt, wie es im Inneren der Reaktorhüllen aussieht.

Erstaunt hat dies deswegen viele, ist doch Japan seit Jahrzehnten eines der führenden Robotikländer. Aufsehen erregte Japans Ingenieurskunst nicht nur bei Industrierobotern, sondern mit humanoiden Robotern sowie mit solchen, die dazu entwickelt werden, um in der schnell vergreisenden Gesellschaft die Alten zu versorgen und zu unterhalten oder andere Dienstleistungen zu erbringen, da Japan möglichst wenig Einwanderung zulassen will. Ausgerechnet eine Nation, die ihre Energieversorgung in einer derart erbebengefährdeten Region so stark auf Atomenergie ausrichtete und vor der Katastrophe eine ganze Reihe weiterer Reaktoren bauen wollte, scheint nicht nur die Gefahren, sondern auch die Katastrophenplanung verdrängt und damit auch keine Notwendigkeit gesehen zu haben, ferngesteuerte oder autonome Roboter zu entwickeln, die Gebäude erkunden, Schäden und Strahlung feststellen können. Die müssen nicht sonderlich humanoid, aber auch unter schwierigen Bedingungen gut beweglich und steuerbar sein. Selbst Drohnen musste man sich bei den Amerikanern ausleihen, um in der ersten Zeit wie mit der T-Hawk durch die zerstörten Dächer ins Innere schauen zu können. Aber lieber entwickelten die Techniker hübsche Roboterfrauen, als nützliche und verlässliche Fernlinge.

Monirobos wurden nach Fukushima gebracht, aber eher zur Show

Nur ein 600 kg schwerer japanischer Roboter mit einem Greifarm und geschützt vor Strahlung soll in den ersten Tagen nach Fukushima gebracht worden sein. Eingesetzt wurde der große und schwere Monirobo, ein Kettenfahrzeug, jedoch vermutlich nicht, war er doch auch kaum geeignet, ein mehrstöckiges Gebäude zu erkunden. Tepco hatte nicht nur mit elementaren Kühlproblemen zu kämpfen und wollte sich auch nicht in die Karten schauen lassen, aber man wollte wohl technische Kompetenz demonstrieren.

Mit Erstaunen nimmt man zur Kenntnis, wie gelassen man die ganze Sache beim ohnehin schon verstaatlichten Energiekonzern Tepco weiterhin nimmt. Immerhin scheint nun endgültig beschlossen worden zu sein, dort keine zwei neue Reaktoren mehr zu bauen, wie dies vor der Katastrophe geplant war. Unübersehbar sind nicht nur die Kosten für Entschädigung, sondern auch die für die Entsorgung der sechs Reaktoren, bei mindestens drei ist eine Kernschmelze noch unklaren Ausmaßes eingetreten, und den Tausenden von mehr oder weniger intakten Brennstäben in den Abklingbecken. Weiter geht von den drei Reaktoren, in denen sich eine Kernschmelze ereignet ab, eine Strahlung von stündlich 10 Millionen Becquerel ab. Dazu gibt es Lecks, durch die radioakativ kontaminiertes Kühlwasser abfließt. Erst am 27. März waren innerhalb des Sicherheitsbehälters von Reaktor 2 Strahlungswerte von 72,9 Sievert gemessen worden. Damit könnte die relativ willkürlich auf 30 Jahre festgesetzte Entsorgungsphase deutlich länger werden.

Mehr als ein Jahr nach der Katastrophe wollen Regierung und Tepco, das weitere 10 Milliarden verlangt, um nicht Pleite zu gehen, nun am AKK Fukushima teilweise lebensgroße Modelle errichten, um anhand dieser Roboter entwickeln zu können, die man dann zur Entsorgung und zu überfälligen Reparaturmaßnahmen wie dem Entdecken und Schließen von Lecks einsetzen kann. Da hoch kontaminiertes Kühlwasser aus den Reaktorinnenhüllen beispielsweise im Reaktor 2 sich auch in anderen Teilen des Gebäudes verteilt, ist es weiterhin unmöglich, dort Menschen hineinzuschicken. Jetzt sollen also dafür Roboter "entwickelt" werden, d.h. es kann noch lange dauern, bis sie auch zum Einsatz kommen.