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Ein Rettungsvorschlag

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Es gehört schon eine besondere Kunst dazu, in einem Staat, dessen Bürger zu zahlreichen Opfern zur Erhaltung ihrer Umwelt bereit sind, die finanzkräftigen, potentiellen Vollzahler durch verwahrloste Züge und Bahnhöfe, Verspätungen und fehlendes Personal und Material dazu zu zwingen, ihren Audi, BMW und Mercedes für den Weg zur Arbeit und zu Geschäftsterminen mit Vollkosten von mindestens einem Euro pro Kilometer einzusetzen, anstatt wie in nahezu allen Nachbarländern entspannt bei iPad und Zeitung für 20 Cent pro Kilometer ins Büro gleiten zu können.

Autor Alexander Dill mit der Bahn unterwegs. Bild. A.D.

Zum Münchner Flughafen etwa fährt nur ein Drittel der Fluggäste mit der S-Bahn. Bürgermeister Christian Ude und seine grünen Stadtratskollegen hielten und halten dort eine Verbindung im 10-Minuten-Takt oder gar einen gepflegten Airport-Express für nutzlos und überflüssig. Verschwörungstheoretiker mögen flüstern, die Deutschen Bahn AG und die Träger des öffentlichen Nahverkehrs hätten nur das Ziel, die Automobil- und Erdölindustrie, Parkhäuser und Raststätten zu fördern.

Vorweg: Sie unterstellen mit dieser Hypothese, deutsche Verkehrspolitiker könnten irgendein Ziel verfolgen und gar umsetzen. Dies ist mitnichten der Fall. Kein Lobbyist der Automobilindustrie, kein Anwalt der Fahrgäste, keine Gewerkschaft konnte sie bisher zu irgendeinem sinnvollen Tun bewegen. Seit Jahrzehnten verschlechtert sich der öffentliche Verkehr jedes Jahr. Die deutsche Verkehrspolitik ist – im Gegensatz etwa zur Sicherheits-, Umwelt- und Bildungspolitik – ein Reservat für völlig unfähige Politiker, Mitarbeiter und Berater. Allenfalls auf den Hauptstrecken des ICE und bei zufälligen, nicht reproduzierbaren Stichproben in der Fläche stößt der Fahrgast auf zeitgemäße Leistungsoasen. Die verbliebenen Mitarbeiter in der Fläche werden täglich von den verbleibenden Fahrgästen beschimpft und für die desaströse Leistung zur Verantwortung gezogen.

Die Mitarbeiter sind größtenteils überlastet und unterbezahlt. Der Schichtdienst zehrt an ihrer körperlichen und seelischen Substanz. Nur mühsam können sie den gegenwärtigen Notbetrieb aufrecht erhalten. Dies geht, wie jeder Arbeitspsychologe weiß, nur durch völligen inneren Rückzug und den Verzicht auf zusätzliches Engagement. Die Mitarbeiter sind in die innere Immigration entflohen, um ihr nacktes Überleben zu sichern.

An der Spitze in den Verkehrsministerien und der Deutschen Bahn AG, auf den Chefsesseln hunderter Scheingesellschaften, die ihre Existenz ausschließlich den Garantiezahlungen von Landkreisen und Ländern verdanken, herrscht ein aggressiv-autistisches Bunkerregiment, das nicht einmal auf parlamentarische Anfragen reagiert. Deutsche Bahn ist wie der Afghanistankrieg: Möglichst alle verprellen, ständig neue Verluste machen und den Abzug immer wieder verschieben. Und dabei noch fehlendes Material und Personal beklagen.

ICE 3. Bild: Maximilian Lautenschläger/Deutsche Bahn

Leider gibt es keine Bahn-Taliban, die nach dem Abzug das marode Unternehmen übernehmen könnten und die Hauptverantwortlichen Grube, Ude, Wowereit und Ramsauer der verdienten Scharia in Gestalt eines 130.000 Euro-Ehrensoldes überantworten könnten. Leider auch hilft sarkastische Provokation nicht weiter.

Was ist also zu tun?

  1. Auflösung aller regionalen Bahngesellschaften, die Regional- und S-Bahnen betreiben und Überführung in die Deutsche Bahn AG. Dadurch entfallen sinnlose Verwaltungskosten für Schein-GmbHs und die Takte der Anschlüsse können zentral geplant werden.
  2. Einführung eines 12/10-Taktes auf allen S-Bahn-Strecken, d.h., kein Fahrgast braucht zur Benutzung der S-Bahn zwischen 7 und 19 Uhr mehr einen Fahrplan, weil er weiß, dass in Stoßzeiten alle 10, mittags alle 15 Minuten ein Zug fährt.
  3. Einführung einer bundesweit gültigen Regionalnetzkarte für 100 Euro monatlich für Berufstätige und 50 Euro für Schüler. Arbeitslose und Hartz IV Empfänger erhalten von der Arbeitsagentur Monatskarten, die die Agentur für 30 Euro monatlich kaufen muss. Senioren erhalten nur noch Ermäßigung, wenn sie Sozialhilfe beziehen.
  4. Investition von 40 Milliarden Euro in neue Bahnhöfe, Züge und die Erweiterung des Gleisnetzes um 3000 Kilometer.
  5. Einstellung von 100.000 neuen Mitarbeitern als Lokführer, Techniker und Servicemitarbeiter in Bahnhöfen und Zügen.
  6. Die Deutsche Bahn AG wird wieder die Deutsche Bahn mit einem voraussichtlichen jährlichen Zuschussbedarf von 5 Milliarden Euro.

Preisfrage an Bundesbürger: Möchten Sie von der deutschen Regierung verbürgte Darlehen lieber an Real Madrid, die griechische Zentralbank oder an die Deutsche Bahn geben? Zutreffendes bitte ankreuzen und als Antrag ins Piratenwiki stellen!