Aktien von Facebook stürzen weiter ab

Leitet Facebook das Zerplatzen der Web-2.0-Blase ein?

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Facebook ist eine Blase - und könnte die Web-2.0-Blase zum Platzen bringen. Für die Eigner der Anteile war der Börsengang eine lukrative Sache, nicht aber für diejenigen, die geglaubt haben, ihr Geld sicher zu investieren. Der Hype um Facebook hat sie verlockt, aber es war eigentlich von vorneherein klar, dass die Gewinnaussichten des Sozialen Netzwerks nicht so vielversprechend sind, dass es zu einem der wertvollsten Unternehmen werden könnte, das mehr als 100 Milliarden wert sein soll.

Der hochgepuschte Ausgabepreis der Aktien auf 38 US-Dollar, der Facebook 16 Milliarden in die Kasse spülte, ließ sich auch am dritten Tag nicht halten. Es wurde heftig gehandelt, allerdings mit dem Ergebnis, dass die Aktien nun 31 Dollar kosten, 18 Prozent weniger als am Start des Börsengangs. Die Einsicht dürfte mit den sinkenden Aktienkursen wachsen, dass keiner weiß, was Facebook wirklich wert ist und ob es überhaupt ein profitables Geschäftsmodell gibt. Keiner weiß schließlich, ob die Menschen mit ihrem Willen zur Kommunikation und zur Verbreitung von persönlichen Informationen bei Facebook bleiben werden, wenn die Ausbeutung der Daten für Werbezwecke den Nutzern zu intensiv wird. Und die Masse kann auch jederzeit, aus welchem Grund auch immer, vielleicht weil ein schickeres soziales Netzwerke auftaucht, weiterziehen und eine Geisterstadt hinterlassen.

Man sollte zwar nicht zu schnelle Schlüsse ziehen. So stürzte die Amazon-Aktien nach dem Börsengang 1997 auch erst einmal ab, aber zogen dann nach einem Jahr steil an. Gleichwohl ist zu erwarten, dass der Börsengang von Facebook die Erwartungen auf schnelles Geld für andere Web-2.0-Unternehmen dämpfen dürfte. Und es wird die Hoffnungen dämpfen, dass das, was viel benutzt wird, auch einen hohen Wert hat. Das hat es nur virtuell, so lange es nichts kostet und die Nutzer den Eindruck haben, dass sie mehr gewinne, als zahlen, beispielsweise in Form von persönlichen Informationen und Zeit.

Der Hype, durch den die sozialen Netzwerke wie Ende der 1990er Jahre das Internet zu revolutionären Medien hochstilisiert wurden, die die Gesellschaften verändern (und gleichzeitig Gewinne maximieren), dürfte allmählich wieder ausgeträumt sein. Dahinter steckte auch die (neoliberale) Hoffnung auf die unsichtbare Hand nicht Gottes, sondern der Technik, die automatisch und hinter dem Rücken der einzelnen Menschen die Welt verbessert, während der Kapitalismus und damit das Profitstreben von Einzelnen gestärkt wird. Das geht nicht über längere Zeit zusammen, zumal dann nicht, wenn die soziale Ungleichheit immer größer wird.

Google trat mit dem Slogan an, nicht böse zu sein und hat sich zu einer Datenkrake entwickelt, die interessante Dienste anbietet und zu einem Monopol mit zahlreichen Folgen wurde. Auch Facebook ist nicht allein wegen der Profitinteressen von Zuckerberg und Co. böse, aber höchst ambivalent. Dass Anleger erst einmal Geld verloren haben, muss niemand bedauern. Das macht man auch nicht, wenn Spieler in Kasinos Geld verlieren, weil sie auf Falsches gesetzt haben. Aber es ist eine gewisse Ernüchterung über die Profit- und Befreiungspotenziale eingetreten - und das ist auch gut so.