Hamburg: Streit um "Bettelampeln"

Aufkleber der Kampange "Bettelampel? Nein Danke!". Bild: Telepolis Leserreporter.

Der Radfahrerverband ADFC fühlt sich vom Verkehrssenat verschaukelt

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Wie in den meisten anderen deutschen Großstädten gibt es auch in Hamburg seit geraumer Zeit so genannte "Bedarfsampeln". Bei ihnen wechselt das Signal nicht nach einem Zeitplan oder auf Signale von Induktionsschleifen hin, sondern erst dann, wenn ein Fußgänger oder ein Radfahrer einen am Ampelmasten befestigten Taster drückt.

Dem Hamburger Ortsverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sind solche Bedarfsampeln ein Dorn im Auge, weil sie angeblich den Fahrfluss von Radfahrern unterbrechen und ihnen eine "Anpassung der Geschwindigkeit an die Ampelschaltungsfolge" unmöglich machen. Außerdem würden Radfahrer damit gegenüber Autofahrern diskriminiert und dazu angestiftet, bei Rot über die Kreuzung zu fahren, was die Verkehrssicherheit verringere.

Aus diesen Gründen nennt sie der ADFC die Geräte abschätzig "Bettelampeln" und startete vor gut zwei Jahren eine Kampagne gegen die Anlagen, die von ihren Befürwortern als umweltpolitischer Fortschritt gelobt werden, weil sie dazu führen, dass Autos nicht mit laufendem Motor vor einer roten Ampel warten müssen, auch wenn weit und breit kein Fußgänger in Sicht ist, der die Straße überqueren möchte.

Für die Kampagne beklebte man die Ampelmasten mit Aufklebern, die wartende Fußgänger und Radfahrer dazu bringen sollten, bei der zuständigen Behörde Druck zu erzeugen. Die ebenfalls lancierte Meldung, man habe eine "Fernsteuerung" entwickelt, mit dem sich die Ampeln ohne Anhalten manipulieren ließen, erwies sich allerdings als Aprilscherz.

Der Verkehrssenat reagierte im letzten Jahr mit der öffentlichkeitswirksamen Umrüstung einer Bedarfsampel an der Ecke Saarlandstraße/Hellbrookstraße und kündigte eine Überprüfung aller anderen Geräte an. Mittlerweile, so verlautbarte man gegenüber Telepolis am Freitag, seien alle Ampeln mit Tasten überprüft worden und man habe die Schalter "in vielen Fällen" wieder abgebaut. In anderen jedoch hätte die Einzelfallprüfung, bei der unter anderem die Frequentierung der Ampel berücksichtigt wurde, dazu geführt, dass die Taste blieb.

Beim ADFC meint man jedoch, dass es sich keineswegs um "viele Fälle" handeln würde, und hat deshalb die Kampagne wieder angefahren. Dem Verband zufolge wurden an den Ecken Steinstraße/Mohlenhofstraße, Steinstraße/Speersort, Bramfelder Straße/Habichtstraße und U-Bahn Dehnhaide sogar neue Bedarfsampeln errichtet. Außerdem dauere es an den Signalanlagen häufig extrem lange, bis das Verkehrslicht nach einem Tastendruck umschaltet. Außerhalb des ADFC kursiert deshalb auch die Verschwörungstheorie, dass manche der Schalter nur "Placebos" sind, die Fußgänger und Radfahrer von der langen Wartezeit auf das nächste Umschalten ablenken sollen. Allerdings bestreitet der Verkehrssenat energisch, dass es in Hamburg solche "Placebo-Ampeln" gibt.

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