Der natürliche Gang der Dinge

Ältere Nutzer auf Facebook.

Je mehr Eltern sich auf Facebook tummeln, desto uninteressanter wird das Soziale Netzwerk für Teenager

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Arme Facebook-Investoren: Erst verloren sie beim Börsengang in kürzester Zeit viel Geld - und dann teilte ihnen die Los Angeles Times mit, dass ihre vermeintlich zukunftssichere Investition bei der Jugend immer schlechter ankommt. Angeblich gibt es inzwischen immer mehr Dreizehnjährige, die sich von der ehemaligen sozialen Pflicht ganz fernhalten und stattdessen den Microblogging-Dienst Tumblr oder andere Kommunikations- und Vernetzungsinstrumente nutzen.

Es ist eine ganz natürliche Form der Generationenabgrenzung, die Facebook nach acht Jahren seines Bestehens erlebt: So, wie Ende der 1970er lange Haare und Schlaghosen aus der Mode kamen, so könnte es jetzt das Soziale Netzwerk treffen, das sein rasantes Wachstum gerade seinen besonderen Erfolg bei der Jugend verdankte. Google dagegen war nie besonders jugendaffin oder hip und kann deshalb auch schlecht aus der Mode kommen, sondern wird vielmehr (auch von Teenagern) als ein ganz selbstverständlicher Teil des Alltags wahrgenommen, so wie Luft oder Schwerkraft.

Mittlerweile ist ein Viertel der Facebook-Profilinhaber zwischen 50 und 64 Jahre alt ist. Damit hat Facebook den höchsten Altersdurchschnitt von allen größeren Sozialen Netzwerken außer Linkedin. Und drei von vier amerikanischen Müttern tummeln sich in dem Netzwerk. Twitter nutzen dagegen lediglich 14 und Tumblr nur etwa acht Prozent. Der Abgrenzungsnutzen, den Facebook früher für US-Schüler hatte, fällt damit weg.

Dass Jugendliche die Präsenz von Eltern auf Facebook durchaus als Problem empfinden sieht man auch auf Websites wie Oh Crap - My Parents Joined Facebook, wo als besonders peinlich empfundene Postings geteilt werden, um so das Leid zu lindern und sich gleichzeitig für das Kaputtmachen der "public privacy" zu rächen. Im Anriss der Site heißt es bezeichnend: "Congratulations! Your Parents Joined Facebook. Your Life Is Officially Over." Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es inzwischen massenhaft Anleitungen für Eltern, wo diesen genau erklärt wird, wie sie die Aktivitäten ihrer Kinder in den Sozialen Netzwerk am besten überwachen können.

Ein weiterer Punkt, der Facebook für die aktuelle Teenager-Generation potenziell unattraktiver macht, ist die im Vergleich zu Konkurrenten wie Path mangelhafte Anpassung an die mobile Welt. Die offizielle Facebook-App für Android läuft beispielsweise auf vielen Geräten schlecht oder gar nicht, weshalb Nutzer auf Alternativen wie Seesmic zurückgreifen müssen.

Allerdings scheint es sich bei dem in Los Angeles beachteten Phänomen der komplett facebookabstinenten Teenager noch um die Haltung einer Avantgarde zu handeln. Darauf, dass das Netzwerk außerhalb von Metropolen und Eliten immer noch gut ankommt, weisen Untersuchungen hin, nach denen sich angeblich siebeneinhalb Millionen Kinder unter 13 ein Facebook-Profil mit falschen Altersangaben angelegt haben. Dieses Potenzial will das Unternehmen nun dadurch nutzen, dass es spezielle Zugänge anbieten, bei denen die Eltern die Oberaufsicht haben. Ob das den Prestigewert steigern kann, ist freilich offen.

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