Syrien hat türkischen Jet angeblich im internationalen Luftraum abgeschossen

Der Konflikt zwischen Syrien und der Türkei spitzt sich zu

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Weil Syrien nach Angaben der türkischen Regierung einen Kampfjet in der internationalen Zone über dem Mittelmeer abgeschossen hat, verlangt diese nun, dass die syrische Regierung die Verantwortlichen findet und dies sofort mitteilt. Weiter heißt es in der Botschaft an die syrische Regierung, dass man sich das Recht auf eine offizielle Entschuldigung und eine Kompensation vorbehalte. Überdies sagte der türkische Außenminister, die Regierung habe damit begonnen, die Reaktion auf den Vorfall umzusetzen, aber er sagte nicht, worin diese besteht.

Zudem versucht die Türkei, auch die Nato in den Konflikt einzubeziehen. Auf Verlangen der Regierung findet am Dienstag deswegen ein Treffen statt. Wie es seitens der Nato heiß, wird die Türkei dort den Fall vortragen. Nach der türkischen Regierung wurde der Kampfjet ohne Vorwarnung im internationalen Luftraum am Freitag abgeschossen. Er habe keine Waffen mitgeführt und nur Radarsysteme getestet. Mit Syrien habe der Flug nichts zu tun gehabt, was man glauben kann oder nicht, schließlich könnte das Flugzeug auch die Lage in Syrien ausgespäht haben.

Unmittelbar nach dem Abschuss war man sich noch nicht sicher, ob das Flugzeug womöglich in den syrischen Luftraum eingedrungen war. Jetzt heißt es, dass nach Auswertung von Radarbildern der Jet im internationalen Luftraum abgeschossen, dann aber beim Absturz in syrisches Gebiet gekommen sei. Auch schon kurz vor dem Abschuss sei er ohne Absicht 5 Minuten lang im syrischen Luftraum gewesen, das würde aber häufiger vorkommen. In letzter Zeit hätten syrische Militärmaschinen auch fünfmal den türkischen Luftraum verletzt, ohne dass auf diese gefeuert worden wäre.

Das Flugzeug sei deutlich gekennzeichnet gewesen, erklärt Außenminister Ahmet Davutoglu, nachdem Syrien zunächst behauptet hatte, man habe nicht gewusst, dass das Flugzeug, das einen Kilometer von der Küste entfernt sehr tief geflogen sei, zur Türkei gehöre. Es habe sich um einen Unfall, nicht um eine Absicht gehandelt, so der syrische Außenminister. Kurz vor dem Vorfall hatte sich ein syrischer Pilot mit seinem Kampfjet nach Jordanien abgesetzt. Es könnte also gut sein, dass das syrische Militär übereilt handelte und einen nächsten Überläufer verhindern wollte. Es könnte aber auch sein, dass die Türkei Syrien provozieren wollte, schließlich ist die Türkei tief im innersyrischen Bürgerkrieg verwickelt. Es nimmt nicht nur Flüchtlinge auf, sondern lässt die Opposition auf eigenem Territorium operieren und unterstützt diese, wie die New York Times berichtet hatte, womöglich auch durch die Finanzierung von Waffenkäufen. Auch CIA-Agenten sollen von der Türkei aus die Waffenlieferungen an die Rebellen steuern. Die türkische Regierung verlangt überdies, dass Assad zurücktreten müsse, um das Blutvergießen zu beenden.

Erschwerend kommt hinzu, dass die syrischen Militärs offenbar auch auf ein angeblich deutlich gekennzeichnetes türkisches Rettungsflugzeug gefeuert haben sollen, das nach dem verschwundenen Jet suchte. Die Information stamme von westlichen Quellen, heißt es in den türkischen Medien. Während zunächst davon gesprochen wurde, dass syrische und türkische Kräfte gemeinsam nach den Piloten suchen würden, scheint dies nicht der Fall zu sein, weil sich die beiden Regierungen über die Bedingungen nicht verständigen konnten.

Vom türkischen Geheimdienst abgefangene Funkkommunikation zwischen syrischen Militärs und Damaskus würde darauf hinweisen, dass man gewusst habe, dass es sich um eine türkische Militärmaschine handelt. Allerdings wäre nur schwer ein Grund dafür zu finden, warum das syrische Regime eine Verschärfung des internationalen Konflikts durch einen Abschuss provozieren sollte. Möglich wäre, dass damit die Leistung der Luftabwehr zur Abschreckung demonstriert werden sollte.

Die syrischen staatlichen Medien stürzen sich indes auf einen Artikel im Guardian, nach dem Saudi-Arabien erwägen soll, nicht nur Waffen an die Rebellen zu liefern, sondern den Mitgliedern der Freien Syrischen Armee einen Sold in Euro oder Dollars zu zahlen. Im Hintergrund stehe, dass so mehr syrische Soldaten desertieren würden, da die syrische Währung seit Beginn des Aufstands stark an Wert verloren hat. Der US-Senator Joe Lieberman unterstützt diesen Plan, meint allerdings, das Geld solle nicht von der US-Regierung kommen.