Konflikt mit Iran

US-Truppenverstärkungen am Persischen Golf 2012

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Seit über zehn Jahren dauert die Drohpolitik gegenüber dem Iran an. Die letzte Verhandlungsrunde in Moskau endete ohne Ergebnis. Während das EU-Ölembargo seit dem 1. Juli 2012 in Kraft ist, werden die Gespräche zwischen den Europäern und der Regierung in Teheran fortgesetzt. Vielleicht bringt die blutige Syrienkrise noch einmal einen Aufschub. Aber der Truppenaufmarsch der USA und ihrer Alliierten hat längst begonnen.

Flugzeugträger Enterprise im Golf von Oman. Bild: US Navy

US-CENTCOM

Die US-Streitkräfte haben ihre weltweit verteilten Truppen regionalen Kommandos unterstellt. Für den Nahen Osten ist seit 1983 das U.S. Central Command (CENTCOM) federführend. Dieses wird seit August 2010 von General John R. Allen kommandiert, sein Stabschef ist Generalmajor Karl R. Horst. Das Hauptquartier befindet sich fernab vom Operationsgebiet auf dem Fliegerhorst Leslie MacDill AFB bei Tampa im US-Bundesstaat Florida. Der Führungsstab umfasst 900 Mann. Ein vorgeschobenes Hauptquartier befindet sich auf dem Fliegerhorst Al Udeid in Qatar. Der Zuständigkeitsbereich (Area of Responsibility – AOR) umfasst zwanzig Staaten. Die Bundeswehr unterhält beim HQ CENTCOM ein Verbindungskommando, das von Brigadegeneral Heribert Hupka geführt wird.

Am 24. Januar 2012 hatte US-Präsident Barack Obama die Position der US-Regierung noch einmal klargestellt:

Wir werden außerdem die Sicherheit der Vereinigten Staaten vor denjenigen stärken, die unsere Bürger, unsere Freunde und unsere Interessen bedrohen. Denken Sie an Iran. Durch unser diplomatisches Geschick ist die Welt, die einmal uneins über das iranische Atomprogramm war, nun einig. Das Regime ist so isoliert wie niemals zuvor. Die iranische Regierung muss sich mit lähmenden Sanktionen auseinandersetzen, und so lange sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommt, wird dieser Druck wird nicht nachlassen. Ich möchte keinen Zweifel daran lassen: Die Vereinigten Staaten sind gewillt, den Iran davon abzuhalten, eine Atomwaffe in seinen Besitz zu bringen. Ich werde alle Optionen auf den Verhandlungstisch bringen, um dieses Ziel zu erreichen.

Barack Obama

Das Angriffspotential von CENTCOM lässt sich nicht genau beziffern: Zwar hat die Truppenstärke in den letzten Monaten insgesamt abgenommen, aber man sollte sich dadurch nicht täuschen lassen. Die Reduzierung geht zurück auf einen (Teil-)Abzug der US-Bodentruppen im Irak und Afghanistan; diese Verbände kommen aber für einen Angriff auf den Iran sowieso nicht in Frage, da eine Besetzung des Landes nicht geplant ist.

Andererseits fehlen im Aufgebot des CENTCOM die strategischen (Jagd-)Bombergeschwader (B-52, B-2 und F-117), die bei einem Luftangriff zum Einsatz kommen würden. Allerdings sind sie in den USA stationiert und gehören nicht zu den Stammeinheiten des CENTCOM. Außerdem fehlen im offiziellen Aufgebot die Einheiten, die die US-Regierung in den letzten Monaten nach Israel verlegt hat, da der Staat Israel zum Kommandobereich EUCOM gehört. Das Hauptquartier von EUCOM befindet sich in den Patch-Barracks in Stuttgart-Vaihingen. Die Bundeswehr unterhält hier ein Verbindungskommando. Hier stellt sich die Frage, ob israelische Verbindungssoldaten (in Zivil) vorrübergehend nach Stuttgart verlegt werden.

Durch die beiden US-Kriege gegen Irak und Afghanistan ist der Iran längst von amerikanischen Militärbasen eingekreist: Im Norden befindet sich der Fliegerhorst Manas in Kirgisien. Im Osten gibt es die US-Militärbasen in Afghanistan und Pakistan, im Süden kreuzt die 5. US-Flotte und im Westen stehen US-Kontingente in den arabischen Golfstaaten und Israel.

Die russische Regierung protestierte im Februar 2012 bereits vorab gegen eine mögliche Nutzung von Manas für einen Luftangriff auf den Iran. Dem widersprach der US-Botschafter in Moskau Michael McFaul: "Das Transitzentrum Manas trägt zu den internationalen Bemühungen um die Stabilisierung und die Gewährleistung der Sicherheit in Afghanistan bei und wird nur zu diesem Ziel genutzt."

Die US-Militärpräsenz auf den Inseln Masira (Oman), Sokotra (Jemen) und Diego Garcia (Chagos-Archipel) soll in den letzten Monaten massiv aufgestockt worden sein, obwohl genaue Zahlenangaben dazu fehlen. Die Militärbasis Sokotra ist relativ neu: Erst am 2. Januar 2010 einigten sich der jemenitische Tyrann Ali Abdullah Salih und der damalige CENTCOM-General David Petraeus auf ein entsprechendes Nutzungs- und Stationierungsabkommen.

Mittlerweise nimmt die Nervosität bei den Truppen vor Ort zu: Am 16. Juli 2012 schossen US-Matrosen des militärischen Tankschiffes T-AO-204 USNS Rappahannock mit einem Maschinengewehr auf ein indisches Fischerboot in den Gewässer vor der Küste der VAE. Das indische Boot war dem eigenen Schiff zu nahe gekommen. Bei dem Zwischenfall wurde ein Fischer getötet und drei verletzt.

ARCENT

Die US Army Central (ARCENT) hat ihr Hauptquartier im amerikanischen Fort McPherson. Sie wird seit Mai 2011 von Generalleutnant Vincent K. Brooks kommandiert. Die ihm unterstellten Stammeinheiten gehören zur Third Army. Diese verfügt über mehrere Garnisonen in Kuwait (Camp Arifjan, Camp Buehring, etc.) und in Qatar. Hinzu kommen die US-Bodentruppen in Afghanistan.

Im Rahmen des US-Rückzugs aus dem Irak wurden mehrere US-Verbände, die in den letzten Jahren dort disloziert waren, nach Kuwait verlegt. Seit August 2011 betraf dies das 1st Brigade Combat Team (BCT) der Army National Guard (AND) aus Bloomington (Minnesota). Dem folgte im Dezember 2011 die 29th Combat Aviation Brigade (CAB) der Maryland Army National Guard, die mit ihren Hubschraubern in Camp Buehring stationiert wurde, und die 113th Sustainment Brigade der Army National Guard aus North Carolina. Im Januar 2012 kam zur Verstärkung das 1st Brigade Combat Team der 1st Cavalry Division aus Fort Hood (Texas).

Heute sind in Kuwait fast 15.000 US-Soldaten stationiert. Sie dienen als "a quick-reaction and contingency force in case a military crisis erupts in the standoff with Tehran", wie die Los Angeles Times berichtete. Außerdem ist die Verlegung des 1st Brigade Combat Teams der Army National Guard aus New York nach Kuwait vorgesehen.

AFCENT

Die Air Forces Central (AFCENT) hat ihr Hauptquartier auf dem Luftstützpunkt Shaw AFB in South-Carolina. Kommandeur ist Generalleutnant David L. Goldfein. Zu dem Verband gehören standardmäßig acht Air Expeditionary Wings und sechs Air Expeditionary Groups. Die Einheiten sind in den USA (Creech AFB, Nevada), Kirgisien (Manas), Kuwait (Ali Al Salem AB), Qatar (Al Udeid AB), den VAE (Al Dhafra AB) und vor allem in Afghanistan (Camp Bastion, Bagram Airfield, Kabul International Airport, Kandahar Airfield, Shindand AB) stationiert. Außerdem soll die US Air Force auf sechs Militärflugplätzen und mehreren Geheimdepots (Site 51, Site 53 und Site 54) in Israel Flugzeuge und Material eingemottet haben.

F-22 Raptor. Bild: USAF

Seit Anfang 2012 berichtete die Presse über folgende Luft-Verstärkungen:

  • Seit dem 5. April 2012 wurden Jagdflugzeuge McDonnell Douglas F-15C Fighting Falcon der 104th Fighter Wing der Massachusetts Air National Guard und F-15C Fighting Falcon der 159th Fighter Wing der Louisiana Air National Guard an den Persischen Golf verlegt. Die Jagdflugzeuge dienen der Abwehr eines möglichen Vergeltungsschlages iranischer Jagdbomber (F-4, F-14, Su-24, etc.) gegen die mit den USA verbündeten Golfstaaten.
  • Am 20. April verlegten sechs Luftüberlegenheitsjäger mit Stealth-Technologie vom Typ Lockheed Martin F-22A Raptor der 7th Fighter Squadron von der Holloman AFB nach Al Dhafra (VAE). Dagegen erhob die iranische Regierung Protest: "Wir sind dagegen und raten auch unseren Nachbarstaaten, diesen Truppen keine Basis in der Region zu ermöglichen."
  • Am 28. März wurden neun Jagdbomber McDonnell Douglas F-15E Strike Eagle der 391st Fighter Squadron von der Mountain Home AFB (Idaho) nach Afghanistan entsandt. Sie können bei einem israelisch-amerikanischen Luftangriff mit ihren Laser-gelenkten Bomben iranische Bodenziele bombardieren.
  • Außerdem verlegten acht Jagdbomber F-15E Strike Eagle der 336th Expeditionary Fighter Squadron von der Seymour Johnson AFB (North Carolina) nach Camp Lemonier in Dschibouti.
Die USS Ponce, die zu Einsätzen für Spezialeinheiten und zur Minenräumung umgerüstet wurde. Bild: US Navy

NAVCENT

Das U.S. Naval Forces Central Command (NAVCENT) haben sein Hauptquartier in der Naval Support Activity in Manama (Khalifa bin Salman Port) in Bahrain. Kommandeur ist seit dem 24. Mai 2012 Vizeadmiral John W. Miller. Die Kampfschiffe werden hauptsächlich von der Fifth Fleet gestellt. Zu den Marinestützpunkten gehören u. a. die Häfen Dschabal Ali (VAE), Sokotra (Jemen) und Diego Garcia.

Die unterstellten Kampfschiffe können immer nur eine begrenzte Zeit vor Ort eingesetzt werden und müssen dann durch andere Boote ersetzt werden. Über diese Rotation hinaus wurden die Marinestreitkräfte seit Januar 2012 mehrfach verstärkt:

  • Ende des Jahres 2011 schipperte der US-Flugzeugträger CVN-70 USS Carl Vinson, der mit einem CVW-Trägergeschwader aus acht Flugzeug- bzw. Hubschrauberstaffeln ausgestattet ist, durch die Gewässer am Arabischen Golf. Zu seinem Trägerverband gehörte der Lenkwaffenkreuzer CG-52 USS Bunker Hill, der zur Ticonderoga-Klasse zählt und daher mit Aegis-System zur Flug- und Raketenabwehr ausgerüstet ist. Außerdem wurde der Flugzeugträger vom Lenkwaffenzerstörer DDG-97 USS Halsey, der zur Arleigh-Burke-Klasse gehört und daher mit Marschflugkörper Tomahawk bewaffnet ist, und fünf weiteren Zerstörern begleitet.
  • Um die USS Carl Vinson zu verstärken entsandte die US Navy im Dezember 2011 einen zweiten Träger, die CVN-74 USS John C. Stennis, überraschend an den Persischen Golf. Zu seinem 9. Trägergeschwader gehören zwei Staffeln mit McDonnell Douglas F/A-18E/F Super Hornet und zwei Staffeln mit F-18C Hornet. Das Schiff wurde begleitet von dem Ticonderoga-Lenkwaffenkreuzer CG-53 USS Mobile Bay.
  • Um die USS John C. Stennis abzulösen, traf am 19. Januar 2012 der Flugzeugträger CVN-72 USS Abraham Lincoln am Persischen Golf ein. An Bord der Lincoln ist ein CVW-Trägergeschwader mit neun Staffeln stationiert. Begleitet wurde das Schiff von dem Ticonderoga Lenkwaffenkreuzer CG-71 USS Cape St. George und sieben weiteren Zerstörern, darunter die DDG-92 USS Momsen und die DDG-104 USS Sterett, die beide zur Arleigh-Burke-Klasse gehören.
  • Dann folgte im März die betagte CVN-65 USS Enterprise, so dass zeitweise drei Trägerverbände vor der iranischen Küste kreuzten. Die Enterprise wurde schon 1961 in Dienst gestellt. Für diesen Träger war es der letzte Einsatz; das Schiff soll im Dezember 2012 endgültig abgewrackt werden.
  • Die US Navy plant, in den nächsten Wochen die USS John C. Stennis erneut an den Golf zu schicken.
  • Ende Januar passierte das Atom-U-Boot SSN-760 USS Annapolis den Suez-Kanal in Richtung Rotes Meer. Das endgültige Ziel der Reise wurde offiziell nicht bekannt gegeben. Das U-Boot ist mit weitreichenden Marschflugkörpern vom Typ Tomahawk ausgerüstet.
  • Die US Navy schickte das amphibische Transportschiff LPD-15 USS Ponce. Eigentlich sollte das Schiff im März 2012 ausgemustert werden, aber im Rahmen der aktuellen Kriegsvorbereitungen wurde die Ponce stattdessen umgerüstet und modernisiert, um als Einsatzbasis für die Minentaucher und Kampfschwimmer von SOCCENT verwendet zu werden. Dazu wurden mehrere Hubschrauber vom Typ Black Hawk an Bord stationiert.
  • Außerdem gehört zur 5th Fleet ein Amphibischer Verband zur Unterstützung der Marineinfanterie. Der Verband setzt sich aus drei Schiffen zusammen: Hubschrauberträger LHD-8 USS Makin Island mit einer Helikopterstaffel, dem Transport-Dockschiff LPD-18 USS New Orleans und dem Docklandungsschiff LSD-52 USS Pearl Harbour.
  • Die US Navy verfügt am Persischen Golf ständig über eine Zahl von Minenräumschiffen, wie z. B. die MCM-11 USS Gladiator. Seit Juni 2012 sollen noch vier bis acht Minenräumboote zur Verstärkung eingetroffen sein für den Fall, dass die iranische Marine die Straße von Hormus verminen sollte.
  • Anfang Juli verlegten die US-Marineflieger vier Spezialhubschrauber Sikorsky MH-53E Sea Dragon der Helicopter Mine Countermeasure Squadron HM-15 zur Minenräumung an den Persischen Golf. Einer der Helikopter ist am 19. Juli bei einem Übungseinsatz abgestürzt, dabei kamen die beiden Piloten ums Leben.
  • Auch die deutsche Rüstungsindustrie möchte am drohenden Irankrieg verdienen. Seit Anfang Juli beschafft die US Navy Unterwasserroboter vom Typ SeaFox des deutschen Herstellers Atlas Elektronik. Die Maschinen sollen zur Minenräumung eingesetzt werden.

Zu den Aufgaben von NAVCENT zählt es, die Straße von Hormus freizuhalten. Mehr als ein Drittel des weltweiten Seehandels mit Rohöl wird durch diese nur 50 km breite Meerenge abgewickelt. Die CENTCOM-Pressesprecherin, Leutnant Rebecca Rebarich, erklärte dazu pathetisch:

Jeder, der die Freiheit der Seefahrt in einer internationalen Wasserstraße bedroht oder behindert, stellt sich klar außerhalb der Staatengemeinschaft. Solche eine Behinderung wird nicht toleriert. (..) Der freie Verkehr von Gütern und Dienstleistungen durch die Straße von Hormus ist entscheidend für den Wohlstand der Region und der Welt. (...) Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass unsere Streitkräfte in dieser Region operieren.

Vom 16. bis 27. September 2012 plant die US-Marine die Minenräumübung "International Mine Countermeasures Exercise 2012" (IMCMEX 12), an der zwanzig Länder teilnehmen werden. Um Zwischenfälle zu vermeiden dient nicht die Straße von Hormus selbst als Übungsgebiet, sondern das Rote Meer, der Golf von Oman und der Persische Golf.

MARCENT

Die Marineinfanterieverbände sind im U.S. Marine Forces Central Command (MARCENT) zusammengefasst. Ihr sind z. Zt. keine regulären Stammeinheiten dauerhaft zugeordnet. Das Hauptquartier befindet sich in Camp Pendleton (Kalifornien). Kommandeur ist z. Zt. Generalleutnant Thomas D. Waldhauser, der in Personalunion auch die I Marine Expeditionary Force befehligt.

Am 17. April verlegte die Marine Attack Squadron VMA-211 mit ihren Senkrechtstartern vom Typ McDonnell Douglas AV-8B Harrier II von MCAS Yuma (Arizona) nach Kandahar Airfield in Afghanistan. Außerdem kreuzt eine Marine Expeditionary Unit (MEU) an Bord des amphibischen Hubschrauberträgers LHD-5 USS Bataan vor der Küste Somalias, könnte aber innerhalb von Tagen in den Arabischen Golf verlegen.

SOCCENT

Das Special Operations Command Central (SOCCENT) führt die Sondereinheiten, die im Operationsgebiet "hinter den feindlichen Linien" Aufklärungs- und Kommandooperationen durchführen. Kommandierender General ist seit kurzem Generalmajor Ken Tovo. Das Hauptquartier befindet sich auf der MacDill AFB in Tampa (Florida); ein vorgeschobener Führungsgefechtsstand ist in Al Udeid (Qatar). Aufgrund der besonderen Geheimhaltung bei Spezialoperationen werden nicht alle Sondereinheiten im Operationsgebiet vom Stab des SOCCENT geführt.

Zu den unterstellten Sondereinheiten gehören – nach Angaben von "Wikileaks" – folgende Stammeinheiten:

  1. Combined Joint Special Operations Task Force (CJSOTF) – Arabian Penisula,
  2. Combined Joint Special Operations Task Force (CJSOTF) – Afghanistan in Balad AB,
  3. Combined Joint Psychological Operations Task Force (CJPOTK) in Kabul,
  4. Naval Special Warfare Unit Three (NSWU-3) in Bahrain,
  5. drei Special Operations Command and Control Element (SOCCE), von denen eines im kuwaitischen Camp Doha (SOCCE-KU) und ein weiteres in Qatar stationiert ist.

Die 2009 neugegründete Joint Special Operations Task Force – Gulf Cooperation Council (JSOTF–GCC) ist damit betraut, die Ausbildung der Streitkräfte der GCC-Mitgliedsstaaten zu verbessern. Ihr Kernstück ist die NSWU-3, allerdings gehören ihr auch Soldaten der US Army und der US Air Force an.

Verstärkung der Raketenabwehr

Für den Fall eines iranischen Gegenschlages mit weitreichenden Boden-Boden-Raketen hat die US Army ihr regionales Raketenabwehrpotential in den letzten Monaten ausgebaut. Entsprechende Waffensysteme wurden in die Türkei und nach Israel verlegt. Es handelt sich vermutlich um das System Terminal High Altitude Area Defense (THAAD) der Hersteller Lockheed Martin und Raytheon. Dessen Anti-Raketen-Raketen, die so genannten Kinetic Kill Vehicle (KKV), haben eine Reichweite von 200 km.

Außerdem stationierte die US Army in Qatar eine THAAD-Radaranlage vom Typ Raytheon AN/TPY-2 (Reichweite 1000 km), die die gleichartigen Anlagen auf dem Fliegerhorst Pirinçlik (Türkei) und in der israelischen Negev-Wüste ergänzen soll, um eine flächendeckende Abwehrkapazität zu ermöglichen. Zu den Schutzobjekten gehört u. a. der israelische Atomreaktor in Dimona. Der Aufbau dieses Raketenschirms kostete allein rund 12,2 Millionen Dollar.

Außerdem hat die Regierung der VAE im Dezember 2011 das THAAD-System zum Preis von 3,5 Milliarden Dollar bestellt. Wann das Raketenabwehrsystem ausgeliefert wird, ist nicht bekannt.

Ergänzung durch NATO-Alliierte

Im Kriegsfall könnten die amerikanischen Streitkräfte durch alliierte Verbände unterstützt werden: Die britische Royal Navy ist mit einem kleinen Schiffsverband vor Ort. Dazu zählen die Fregatte F82 HMS Somerset, vier Minensuchboote, drei Versorgungsschiffe und ein Hydrographisches Schiff. Wie Anfang Januar 2012 bekannt wurde, entsandte die Royal Navy auch den modernen Lenkwaffenzerstörer mit Tarnkappen-Design D32 HMS Daring an den Golf.

Die französische Marine entsandte im März ihren Flugzeugträger R 91 Charles de Gaulle mit seinen Begleitschiffen ins Arabische Meer. An Bord befinden sich zwei Kampfstaffeln mit sieben Mehrzweckkampfflugzeuge vom Typ Dassault Rafale und sieben Jagdbomber Dassault Super Étendards Modernisés (SEM).

Dem gleichen Zweck dient auch die Aufrüstung der iranischen Nachbarstaaten durch die US-Regierung in den letzten Jahren. Dies betrifft insbesondere die Neugründung der irakischen Streitkräfte mit Hilfe des Office of Security Cooperation Iraq (OSC-I) an der US-Botschaft in Bagdad und die Waffenlieferungen an die Mitgliedsstaaten des Golfkooperationsrates (Bahrain, Kuwait, Oman, Qatar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate), was für die US-Rüstungskonzerne sicherlich ein lukratives Geschäft war und ist.

Iranischer Gegenschlag

Derweil bereiten sich auch die iranische Streitkräfte auf einen amerikanisch-israelischen Angriff vor und drohen ihrerseits mit Vergeltungsmaßnahmen. Vom 24. Dezember 2011 bis 2. Januar 2012 übte die iranische Marine beim Manöver "Welajat 90" die Verminung der Straße von Hormus.

Der iranische Vizepräsident Mohammed Reza Rahimi drohte damals, der Iran könne die Straße verminen, sollte die EU tatsächlich ein Ölembargo gegen den Iran verhängen. So besitzt der Iran mindestens zwei Minenleger der Hejaz-Klasse und fünf Minenräumboote (Shahrock- und Riazzi-Klasse). Hinzu kommen – nach unterschiedlichen Schätzungen – 2.000 bis 4.000 Seeminen verschiedener Typen (russische MDM6, und chinesische EM-11, EM-31, EM-52, etc.).

Für den Fall eines Angriffs kündigte die iranische Militärführung Vergeltungsschläge gegen die US-Basen in den Nachbarstaaten und gegen Israel an. Alle Ziele seien in Reichweite der eigenen Raketen und könnten binnen Minuten beschossen werden, behauptete General Air Ali Hadschisade. Die iranischen Revolutionsgarden führten im Juli 2012 ein entsprechendes Wüstenmanöver "Großer Prophet-7" durch, dabei wurden Dutzende von Boden-Boden-Raketen abgefeuert (Iran droht, USA verstärken Truppen im Persischen Golf).

Außerdem drohen weltweite Terroranschläge u. a. durch die Quds-Kommandos der Pasdaran: "Wenn die Welt die Region unsicher macht, werden wir die Welt unsicher machen", drohte der iranische Parlamentsabgeordnete Parwis Sawari im Dezember 2011.

Anscheinend ist noch kein konketes Datum für einen Angriffsbeginn festgelegt und eine Friedensregelung – zumindest hypothetisch – möglich. Bis dahin muss man die Truppenbewegungen am Persischen Golf weiter im Auge behalten.

Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit.