"Ready for London 2012" - und danach?

Was geschieht mit den Olympia-Computern nach den Spielen 2012?

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Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele 212 in London verschickte der Computerhersteller Acer eine Pressemeldung aus seinem Hauptquartier in Taiwan, man sei hinsichtlich der Computer-Ausrüstung "Ready for the London 2012 Olympic Games". Dort wurden- neben anderem Equipment - über 17.000 Rechner installiert, die man mit Sicherheit nach den Spielen an dieser Stelle nicht mehr benötigt. Es wäre durchaus von Interesse, zu erfahren, was denn mit dieser gewaltigen Ausrüstung nach den Spielen geschehen soll. Derzeit spricht vieles dafür, dass sich die Veranstalter und der Computerhersteller diese Frage noch gar nicht stellten.

Das Engagement des taiwanesischen Herstellers Acer als Sponsor für die Olympischen Spiele geht zurück auf das Jahr 2009. Damals hatte man den chinesischen Hersteller und Konkurrenten Lenovo, der noch die Spiele 2008 in Beijing begleitet hatte, als weltweiten Partner der olympischen Bewegung abgelöst. Acer hat wohl damals etwa 100 Mio. US-Dollar bezahlt, um am TOP-Program (The Olympics Partner Programme) teilnehmen zu dürfen.

Neben Acer zählen Atos, Coca-Cola, Dow Chemical, General Electric, McDonald's, Panasonic, Procter & Gamble, Samsung, Visa sowie der zur Swatch Group der Familie Hayek zählende Uhren- und Zeitmessgerätehersteller Omega SA zu den Partnerfirmen. Omega war bereits bei den Olympischen Sommerspielen 1932 in Los Angeles erstmals als offizieller Zeitnehmer engagiert. Die 11 aktuellen TOP-Sponsoren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) werfen derzeit wahrscheinlich knapp eine Milliarde US-Dollar an Sponsorengeldern ab. Nach anderen Quellen sind es sogar 1,4 Mrd. englische Pfund, die von den TOP-Sponsoren aufgebracht wurden. Zehn der Sponsoren sollen schon Verträge bis 2016 unterschrieben haben.

Acer scheint nach vorliegenden Informationen der einzige TOP-Sponsor zu sein, der seine Beteiligung nicht verlängert. Dies steht womöglich im Zusammenhang mit dem Abgang von Acers ehemaligen Marketingverantwortlichen Gianpiero Morbello, der den Konzern im vergangenen Jahr verlassen hat. Was wiederum eine Folge der Rückbesinnung des Konzerns auf seine taiwanesischen Wurzeln und einer zumindest teilweisen Abkehr von der Internationalisierung des Konzerns sein könnte.

Im europäischen Marketing des Konzerns taucht das Olympia-Sponsoring nur sehr verhalten auf und konzentriert sich auf eine Marketingaktion um das aktuelle Acer-Tablet in Großbritannien. Im Grunde taucht nur die stolze Meldung der Acer-Zentrale in Taiwan über die Ausrüstungslieferung nach London in den Pressemeldungen auf. Und selbst die wurde von den Landesgesellschaften in Europa offensichtlich als Pflichtmeldung in englischer Sprache verbreitet und nicht in die Landessprachen übersetzt.

In der Meldung verkündeten die taiwanesischen Verantwortlichen stolz, dass man 350 Mitarbeiter für den Betrieb der IT-Infrastruktur bereitstelle und insgesamt 13.500 Desktop-PCs, 13.000 Monitore, 2.900 Notebooks, 950 Server sowie eine ungenannte Anzahl von Speichersystemen und Tablet-PCs für die Olympischen Spiele und die nachfolgenden Paralympics zur Verfügung gestellt habe. Die Zurückhaltung bei den Angaben zu den Tablet-PCs mag dabei der Tatsache geschuldet sein, dass Acer in diesem Segment mit den beiden TOP-Sponsoren Panasonic und Samsung kollidiert, die ebenfalls in dem Bereich tätig sind - und, dass diese Produktgruppe beim Abschluss des Sponsorenvertrags von 2009 noch keine entsprechende Marktbedeutung hatte, um im Vertrag aufgeführt zu werden.

Acer sagt, dass mit seiner Ausrüstung praktische das gesamte für die Spiele benötigte IT-System bereitgestellt werde. Wo die nicht unbeträchtliche Zahl von PCs und Zubehör nach den Spielen verbleiben soll, konnte keiner der Verantwortlichen bei dem Computerhersteller in Taiwan und Europa mitteilen. Offenbar hat Acer kein Verwertungskonzept für das derzeit in London eingesetzte Equipment entwickelt.

Update: Acer teilt am 08. August in einer Pressemeldung mit, dass 500 Notebooks im Rahmen des "legacy programme of the London 2012 Olympic and Paralympic Game"" verschenkt werden. In Zusammenarbeit mit der e-Learning Foundation sollen die Laptops nach den Spielen acht britischen Schulen überlassen werden. Was mit den verbleibenden 97% der Acer-Rechner geschieht, die derzeit bei den Olympischen Spielen in London eingesetzt werden, wurde noch nicht mitgeteilt.

Dass dies auch anders geht, zeigt der durchaus nicht unumstrittene TOP-Sponsor Dow Chemical, der hinsichtlich der Nachnutzung der von ihm beigesteuerten Kabelinfrastruktur im "IOC Marketing Media Guide" erwähnt, dass diese Londons Technikinfrastruktur verbessern und nach den Spielen in anderen Projekten genutzt würden.

Acer Aspire S3 Ultrabook. Foto: Gisling. Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Bei Acer konzentriert sich die Kommunikation dagegen auf die Bereitstellung der für den Ablauf der Spiele benötigten IT-Infrastruktur und deren sicheren Betrieb während der Olympischen Spiele. Man beschwört den olympischen Geist und ist begeistert davon, die besten Produkte des Konzerns in London einzusetzen. Es wird jedoch mit keiner Silbe erwähnt, ob die kurzzeitig genutzten Geräte nach den Spielen als Gebrauchtgeräte auf den Markt kommen oder gar als Elektronikschrott im Westen Afrikas angelandet werden. Nach mehrfachen Anfragen bei Acer kam man dort auf eine vergleichsweise einfache Antwort:

Eigentümer der von Acer gelieferten Ausrüstung ist nicht der taiwanesische Hersteller, sondern das London Organising Committee of the Olympic Games and Paralympic Games Ltd (LOCOG). Acer sieht sich damit von allen Nachfragen hinsichtlich einer nachhaltigen Nutzung des gelieferten Geräteparks befreit. Und LOCOG beantwortet Nachfragen in dieser Sache nicht. Als "private company limited by guarantee" unterliegt der Veranstalter der Spiele in London nicht der Verpflichtung, Anfragen gemäß dem Freedom of Information Act 2000 beantworten zu müssen und bleibt jede Antwort über den Verbleib der Geräte schuldig. Es bleibt deshalb abzuwarten, wo diese Rechner sowie das Zubehör in Zukunft auftauchen werden. Vom Erdboden verschwinden können 17.000 Rechner nicht so einfach.

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