"Die letzten Gemeingüter dieses Planeten verschwinden"

Fred Pearce über "land grabbing", die Vorurteile von Naturschützern und die Rettung unseres Planeten durch Kleinbauern

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Als die Getreidepreise und damit die Kosten für Grundnahrungsmittel 2007 auf ein historisches Rekordniveau kletterten, kam es weltweit zu Protesten - überall dort, wo die Bevölkerung einen Großteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel aufwenden muss. Zwei Jahre später führte die Welle von Aufständen dann vielen Machthabern deutlich vor Augen, dass ihre Macht mit dem Schwanken der Lebensmittelpreise steht oder fällt. Unter dem Eindruck des Arabischen Frühlings beschlossen viele Regierungen, ihre Ernährungssicherheit zu verbessern, indem sie billigen, aber fruchtbaren Boden in anderen Ländern aufkaufen oder (häufiger) mit langfristigen Verträgen pachten.

Das sogenannte land grabbing gab es bereits vor 2007, aber seitdem hat es neue Ausmaße erreicht. Einen Eindruck von den Dimensionen dieser Umverteilung vermittelt die Internetseite Landmatrix, die unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betrieben wird. Schätzungen reichen von 56 bis zu 80 Millionen Hektar in den Jahren 2008 bis 2010. Der überwiegende Teil davon liegt in Afrika südlich der Sahara. Die Dunkelziffer ist groß, weil viele Verträge vertraulich behandelt werden. Sicher ist, dass es sich um einen wichtigen und stärker werdenden Trend handelt.

"Die letzten verbliebenen Gemeingüter, Weide- und Wasserrechte fallen diesem Landraub zum Opfer", beklagt der englische Autor Fred Pearce. Für sein neues Buch "Land Grabbing - Der globale Kampf um Grund und Boden" hat er auf allen Kontinenten zum Thema recherchiert. Was treibt diese Entwicklung an? Welche Rolle spielen die Spekulation auf steigende Preise und die Produktion von Biokraftstoffen?

Gerade hat der deutsche Entwicklungsminister Dirk Niebel gefordert, Biosprit nicht mehr an deutschen Tankstellen zu verkaufen. Die Beimischungspflicht von Biokraftstoffen in den USA und Europa sollen dafür verantwortlich sein, dass die Nahrungsmittelpreise wieder nach oben schnellen.

Fred Pearce: Der Biosprit spielt bei dieser Entwicklung eine Rolle, aber eher eine nebensächliche. Langfristig werden die Lebensmittelpreise nicht mehr sinken. Es gibt dafür kurzfristige Antriebskräfte wie die gegenwärtigen Missernten, die jetzige Dürre in den USA und Russland, außerdem war in großen Teilen Asiens, vor allem in Indien, der Monsun sehr schlecht. Dazu kommen langfristige Entwicklungen. Mittlerweile gibt es für die Agrarunternehmen Anbaualternativen wie Kautschuk und Baumwolle, auch Biokraftstoffe wie Jatropha. Immer mehr Anbauer setzen auf sogenannte flex crops wie Ölpalmen, Zuckerrohr oder Soja, die sie je nach Lage auf dem Weltmarkt sowohl als Treibstoff als auch als Nahrung verkaufen können. Übrigens spielen deutsche und britische Firmen beim Anbau von Biotreibstoffen in Afrika eine wichtige Rolle.

In Teilen von Lateinamerika, Asien und vor allem Afrika ist das land grabbing nicht zu übersehen. Viele Agrarexperten sprechen in diesem Zusammenhang von einer "Finanzialisierung der Landwirtschaft". Welche Rolle spielen die Finanzmärkte bei der Landnahme?

Fred Pearce: Eine der wesentlichen Gründe für das aktuelle Gedrängel um Land ist, dass seit dem Platzen der Immobilienblase 2008 eine Menge Kapital nach Anlagemöglichkeiten sucht. Die Spekulation auf Rohstoffpreise hat in den letzten fünf Jahren enorm zugenommen und treibt die Preise nach oben. Diese Erwartung zieht die Landpreise mit: Wenn kultivierbares Land knapp wird, lohnt es sich natürlich, auf steigende Preise zu wetten. Wenn ich mit Aktienhändler von der Londoner City spreche, dann hat jeder eine Graphik in der Tasche, die zeigt, dass wegen des wachsenden Fleischkonsums in China, der Klimaerwärmung und der angeblichen Bevölkerungsexplosion Land eine hervorragende und inflationssichere Investition ist. Allgemein geht man davon aus, dass wegen einer wachsenden Weltbevölkerung, der Klimaerwärmung und dem Schwinden der fossilen Energiequellen die Nahrungsmittelpreise langfristig steigen werden. Georges Soros beispielsweise erklärte vor zwei Jahren "Ackerland" zu "einer der besten Kapitalanlagen" und kaufte selbst im großen Stil. Die Erwartung beruht auf der Annahme, dass sowohl die Verkaufspreise als auch die Produktivität steigen wird. Und in der Praxis bedeutet das industrielle Landwirtschaft.

Die Landnahme findet vor dem Hintergrund zunehmender Schwankungen auf den Weltmärkten für Treibstoffe und Nahrungsmittel statt. Beides ist ja bekanntlich unter anderem wegen der Transportkosten und Düngemittelproduktion eng miteinander verwoben. Letztlich bedeutet das aber: Man spekuliert auf die anstehenden ökologischen und sozialen Katastrophen, auf die Hungersnöte der Zukunft.

Fred Pearce: Richtig. Allerdings möchte ich betonen, dass diese Spekulation nicht der Auslöser ist, sondern nur die Schwankungen verstärkt, die ohnehin aus dem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage wegen der Missernten und flex crops entstehen. Möglicherweise trägt auch die Klimaerwärmung dazu bei, dass die erzielbaren Produktionsmengen zunehmend unsicher werden.

Als der Südsudan souverän wurde, hatte er bereits neun Prozent seines Territoriums an ausländische Investoren verkauft oder verpachtet

Wer sind die Landräuber, wer mischt in diesem Geschäft mit?

Fred Pearce: Es gibt da verschiedene Akteure, auf unterschiedlichen Ebenen. Viele Regierungen der Länder, die Grundnahrungsmittel einführen müssen, sind seit der Nahrungsmittelkrise ab 2007 sehr daran interessiert, ihre Versorgung sicherzustellen, indem sie langfristige Landrechte erwerben. Damals setzte sich die Einsicht durch, dass man sich in Zukunft besser nicht nur auf die Märkte verlassen sollte, um die gewünschten Nahrungsmittel zu einem bezahlbaren Preis bereitzustellen. Südkorea, die Golfstaaten und zum Teil auch China beispielsweise haben sehr aktiv auf ihre Unternehmen eingewirkt, in diesem Sinne aktiv zu werden. Europäische Regierungen verfolgen diese Förderpolitik nicht so offen, aber sie haben letztlich dasselbe Interesse.

Im Fall von Saudi-Arabien geschah der Anschub durch halbstaatliche Konsortien, die sehr attraktive Kredite für Direktinvestitionen bereitstellen. Im Fall von Südkorea nutzte man große industrielle Konglomerate wie Daewoo. Südkorea hat sogar eine Obergrenze für Nahrungsimporte über den Weltmarkt festgelegt.

Dann gibt es die kommerzielle Ebene, also die diversen Agrarunternehmen. Viele, besonders europäische Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren eher mit dem Handel als mit der Produktion von Lebensmitteln beschäftigt. Jetzt findet eine Gegenbewegung statt, weil die Preisschwankungen die Risiken neu verteilt. Die Unternehmen beteiligen sich wieder selbst aktiv am Management der Plantagen und Farmen, ein Engagement, das in manchen Fällen regelrecht neokoloniale Formen annimmt. Ein Beispiel für diesen Trend wäre British Foods, die sehr aktiv bei der afrikanischen Zuckerproduktion sind. Und schließlich gibt es noch die Spekulanten, die wegen der langfristig steigenden Lebensmittelpreise glauben, dass sich Investitionen in Land lohnen. Das Geld dafür kommt oft von Investmentfonds, etwa nordeuropäischen Rentenfonds.

Außerdem hat die Landnahme eine sozusagen regionale Dimension: Chinesen kaufen in großem Stil in Südostasien, Brasilien in Lateinamerika, beispielsweise große Teile von Paraguay, westeuropäische Investoren kaufen Anbauflächen in Osteuropa. Gemeinsam sorgen all diese Akteure für den gegenwärtigen Ansturm. Als der neue Staat Südsudan souverän wurde, hatte er bereits neun Prozent seines Territoriums an ausländische Investoren verkauft oder verpachtet.

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In den deutschen Medien werden fast ausschließlich chinesische oder saudische Investoren vorgestellt. Wird das der Wirklichkeit gerecht?

Fred Pearce: Nein, sicher nicht. China ist in Wirklichkeit in die afrikanische Landwirtschaft kaum eingestiegen, sie investieren dort im Bergbau, aber nicht im Agrarsektor. Saudi-Arabien ist sehr aktiv im Sudan, aber wie viel Land es wirklich gekauft hat, ist unklar. Westliche Firmen wiederum spielen eine Schlüsselrolle für die Herstellung von Biokraftstoffen und Biomasse und viele der entsprechenden Investmentfonds kommen aus Nordamerika und Europa. Außerdem kaufen auch nationale Eliten in ihren eigenen Ländern in großem Stil Boden als Form der Kapitalanlage.

Land ist das neue Gold

In Ihrem Buch erzählen Sie viele Beispiele für dubiose Geschäftsgebaren - unseriöse Vermittler, Gauner, Leute, die Ländereien verkaufen, die ihnen nicht gehören. Wie wichtig ist diese zwielichtige Seite für das Phänomen?

Fred Pearce: Land ist das neue Gold, und ein Goldrausch zieht solche Charaktere an. Außerdem gibt es gerade im Fall von Afrika einen Typ Investor, der von sich glaubt, er geht hin, wo sich sonst niemand hin traut, der sich als Pionier fühlt. Wenn sich neue Profitmöglichkeiten ergeben, gehören diese Leute zu der ersten Welle. Ob sie dann allerdings die finanziellen Mittel auftreiben können, um ihre Versprechen auch umzusetzen, ist eine andere Frage, und viele Geschäfte in Afrika sind ja tatsächlich gescheitert. Sie gehen schnell rein, und viele von ihnen sind dann auch schnell wieder verschwunden.

Der Ausdruck land grabbing ist stark negativ gefärbt. In der deutschen Debatte werden oft die positiven Effekte solcher Geschäfte für die Einheimischen hervorhoben. Warum eigentlich sollen ausländische Investoren nicht ihre Expertise einsetzen, ihr Knowhow weitergeben und Jobs in diesen oft sehr armen Regionen schaffen?

Fred Pearce: Wünschenswert wäre das bestimmt, aber es ist eben nicht der Fall. Arbeitsplätze für die Menschen vor Ort entstehen durch die Direktinvestitionen kaum. Ich gebe zu, land grabbing ist ein sehr abwertenden Ausdruck, und ich will auch gar nicht abstreiten, dass es vernünftige Projekte mit ausländischen Investoren gibt. Aber es macht eben einen Unterschied, ob diese langfristigen Absichten haben oder nicht. Palmöl-Unternehmen haben einen schlechten Ruf, aber merkwürdigerweise gehören sie zu den besseren, wenigstens weniger zerstörerischen Landräubern. Das liegt einfach daran, dass diese Plantagen auf zwanzig, fünfundzwanzig Jahre ausgelegt sind, anders als bei eine einjährige Erntepflanze wie Getreide. Die Pflanzer brauchen viele Arbeiter vor Ort, die man also einigermaßen nett behandeln muss. Man braucht Straßen, Schulen, Kliniken und so weiter. Kurz, es gibt dann Anreize für längerfristige Investitionen, von denen die lokale Bevölkerung etwas hat. Aber viele Firmen lassen sich einfach irgendwo nieder, pflanzen etwas an und verkaufen es und nach zwei, drei Jahre sind sie wieder weg.

Gerade in Afrika ist das eine verbreitete Einstellung, weil sich die Investoren nicht auf die Infrastruktur und die Regierungen verlassen. Land ist überall dort billig, wo solche Zweifel berechtigt sind. Also versuchen sie, möglichst schnell Gewinn zu machen und wieder zu verschwinden. Ein nicht unwesentlicher Teil von ihnen pflanzt überhaupt nichts an, sondern wartet lediglich darauf, dass die Bodenpreise steigen. Die Menschen sind ihnen egal. Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass die lokale Bevölkerung und Wirtschaft von solchen Investitionen etwas hat.

Warum lassen sich die Verkäufer trotzdem darauf ein?

Fred Pearce: Afrikanische Regierungen haben sich jahrzehntelang nicht genug um den Agrarsektor gekümmert, sondern ausschließlich auf den Aufbau einer nationalen Industrie gesetzt. Jetzt neigen sie dazu, den falschen Leuten zu vertrauen, die vermeintlich schnelle Lösungen aus der Tasche ziehen und im Kongo Prärie-Farmen wie in Arizona aufziehen wollen. Sie begrüßen jede noch so dubiose Investitionen aus dem Ausland und tun alles für sie: keine Mindestlöhne, keine Umweltauflagen, kein Arbeitsschutz. So fördert man Entwicklung nicht, sondern setzt nur Menschen frei und treibt die Urbanisierung an. Um also Ihre Frage zu beantworten: die Landnahme vertreibt Menschen gegen ihren Willen von ihrem Land, was mir ungerecht vorkommt, und sie ist ein schlechtes Modell für wirtschaftliche Entwicklung.

Wir müssen in Kleinbauern investieren, nicht versuchen, sie abzuschaffen

Aber was wäre Ihre Alternative?

Fred Pearce: Investitionen in Kleinbauern bringen viel mehr. In vielen Regionen Afrikas ist die ländliche Wirtschaft immer noch dominierend. Wir müssen in diesen Sektor investieren, nicht versuchen, ihn abzuschaffen.

Nun wird die Weltbevölkerung tatsächlich wachsen, schon heute hungern Milliarden Menschen. Wir brauchen mehr Lebensmittel. Wie soll eine kleinbäuerliche Landwirtschaft das leisten?

Fred Pearce: Das geht. Es gibt viele Vorurteile gegen bäuerliche Kleinbetriebe. Wenn man einen gut geführten Bauernhof in Afrika betrachtet, ist der Output pro Quadratmeter größer als die entsprechende Größe industrieller Landwirtschaft. Eine Agrarfabrik erzeugt vielleicht mehr Tonnen Getreide und was immer sie anbauen - aber ist das die richtige Maßeinheit, um die beiden zu vergleichen? Ein Kleinbauer hat Vieh, das Milch und Dung zur Verfügung stellt. Er nutzt das ganze Land, zum Beispiel durch einen Kräutergarten, während große Agrarunternehmen mit dem Land verschwenderisch umgehen. Ich will das bäuerliche Leben nicht romantisieren, aber die Maßeinheiten für diesen Vergleich sind nicht fair, sie begünstigen die industrielle Landwirtschaft.

Im Sinne einer fiktiven ökologischen Gesamtrechnung sind Kleinbauern überlegen? Selbst wenn das so wäre, das löst nicht das Problem, dass die Erträge steigen müssen.

Fred Pearce: Kleinbauern können das leisten, wenn man ihnen durch ganz einfache Maßnahmen hilft. Indem man zum Beispiel Düngemittel zur Verfügung stellt. In Mali konnten Kleinbauern so vor kurzem ihre Erntemenge verdreifachen. Ich sage nicht, sie sollen einfach so weitermachen wie bisher, als arme und prekäre Selbstversorger, ganz bestimmt nicht. Ohne Kleinbauern wird es nicht gehen. Ich sage noch einmal: Wir müssen die Menschen unterstützen, die das Land bebauen, anstatt sie zu vertreiben und ihre Wirtschaftsweise niederzuwalzen, um dann auf den Trümmern etwas Neues aufzubauen.

Sie haben mit vielen Menschen gesprochen, die durch eine Landnahme vertrieben wurden. Viele Ihrer Interviewpartner betonen, dass man Land, das die Familie möglicherweise seit Generationen bewirtschaftet hat, nicht einfach verkaufen kann, und Sie selbst betonen diese Verwurzelung. Glauben Sie, dass diese besondere Verbindung zu einem angestammten Land erhalten werden kann? Ist es überhaupt wünschenswert, sie zu erhalten?

Nun - diese Verbundenheit mit dem Land ist eben eine Tatsache, sogar unter manchen europäischen Bauern. Ich will auch das nicht romantisieren: Die Verhältnisse müssen sich ändern. Die Bauernhöfe werden größer werden und Menschen aus eigenen Stücken in die Städte wegziehen. Aber eine Gesellschaft, in der niemand Bauer sein will, in der Menschen um jeden Preis in die Städte flüchten, ist keine gute.

Der grüne Landraub

Sie kritisieren in Ihrem Buch, dass manche Naturschützer Kleinbauern und vor allem Nomaden verteufeln würden.

Fred Pearce: Ich nenne das "den grünen Landraub". Es gibt eine Tradition des Naturschutzes, die ein Gebiet aufkauft, einen Zaun baut und die Menschen draußen halten will, so wie es der World Wild Fund for Nature (WWF) beispielsweise lange gemacht hat. Manche sehr reichen Leute kaufen heute große Landstriche und behandeln sie als ihre private Wildnis. Die lokale Bevölkerung kann nicht mehr im Wald jagen, sie können ihre Kühe nicht mehr weiden, weil die Naturschützer Angst um die Elefanten haben und so weiter. Aber wenn die Menschen vor Ort nicht mitmachen, funktioniert das nicht. Ein weiterer Aspekt ist, dass die ökologischen Schäden durch nomadische Viehhirten wie beispielsweise die Massai völlig übertrieben werden. Diese Tradition des Naturschutzes sieht die Menschen als Feind.

Sie sprechen von annähernd einer Milliarde Menschen, die vom land grabbing betroffen sind. Wen meinen Sie damit?

Fred Pearce: Kleinbauern, Viehhirten und Fischer verlieren ihre bisherige Lebensgrundlage und ihre gewohnten Rechte. Es ist nur eine Illusion, von leerem und ungenutztem Land zu sprechen. Vielleicht bebauen Menschen das Land nicht, aber sie nutzen es als Jagdgrund oder Weideland. In Wirklichkeit gibt es kein Land mehr, das niemandem gehören würde. In vielen afrikanischen Staaten ist formell der Staat der Besitzer des Landes. Aber die Menschen haben Gewohnheitsrechte, die regeln, wer welches Land zu welchem Zweck nutzen darf, vielleicht nirgendwo aufgeschrieben, aber äußerst komplex geregelt. Das sind die letzten Gemeingüter dieser Erde. Manche sprechen von der Tragik der Allmende, wie der Ökonom Garrett Hardin das genannt hat, mit der Konsequenz, dass man alles privatisieren muss. Aber in Wirklichkeit hat die Nutzung solcher Gemeingüter jahrhundertelang funktioniert. Fast überall existieren Traditionen, die eine Übernutzung verhindern, auch wenn diese Tradition natürlich in bestimmten Situationen zusammenbrechen.

Der Angriff auf Landrechte, besonders auf kommunale Landrechte, ist gegenwärtig für sehr viele Menschen ein großes Problem. Da geht es zum Beispiel um die Möglichkeit, Wälder und Weideland nutzen zu dürfen. Die Einhegungen zerstören das soziale und ökonomische Gefüge. Ich bin ziemlich pessimistisch. Die Antriebskräfte hinter dieser Privatisierung sind so stark, dass wohl große Teile dieser Gebiete verschwinden werden.

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